zurück
Würzburg
Ministerpräsident Markus Söder: Ohne Länderfinanzausgleich könnten Bayerns Finanzbeamte mehr verdienen
Die Bayerische Finanzgewerkschaft feierte ihren 75. Geburtstag in Würzburg. Mahnende Worte vom Vorsitzenden und vom ehemaligen Verfassungsrichter Di Fabio.
Viel Prominenz kam zum 75. Geburtstag der bayerischen Finanzgewerkschaft in Congress Centrum Würzburg: Von links: Würzburgs  Oberbürgermeister Christian Schuchardt, bfg-Bezirksvorsitzender Thomas Wagner, Bayerns Finanzminister Albert Füracker, Ministerpräsident Markus Söder, bfg-Vorsitzender Gerhard Wipijewski mit Angelika Fellner  und Prof. Udo Di Fabio. 
Foto: Johannes Kiefer | Viel Prominenz kam zum 75. Geburtstag der bayerischen Finanzgewerkschaft in Congress Centrum Würzburg: Von links: Würzburgs  Oberbürgermeister Christian Schuchardt, bfg-Bezirksvorsitzender Thomas Wagner, Bayerns ...
Folker Quack
 |  aktualisiert: 23.06.2024 02:33 Uhr

"Was ist uns unser Staat wert?" Diese Frage stellte die Bayerische Finanzgewerkschaft (bfg) zu ihrem 75-jährigen Bestehen, das sie mit viel Prominenz im Congress Centrum Würzburg feierte.  Ministerpräsident Markus Söder, Finanzminister Albert Füracker (beide CSU) und der ehemalige Verfassungsrichter Prof. Udo Di Fabio gingen das Tema aus unterschiedlichen Perspektiven an.

Zunächst spannte der Vorsitzende der Bayerischen Finanzgewerkschaft (bfg), Gerhard Wipijewski  den Bogen von der Krise des Staates, der als schwach und überfordert eingeschätzt werde, zur Steuergerechtigkeit. Wenn die nicht mehr effektiv umgesetzt werden könne, werde der "Ehrliche zum Dummen".

Doch während die Zahl der Steuerfälle in zehn Jahren um 40 Prozent gestiegen sei, habe das Personal in den Finanzämtern nur um gut fünf Prozent zugenommen. Und es werde immer schwieriger, junge Kräfte zu gewinnen, weil die in der Wirtschaft viel mehr verdienen könnten. Nach Berechnungen des bfg sind aktuell knapp 2000 Vollzeitstellen in bayerischen Finanzämtern unbesetzt.  

Künstliche Intelligenz im Finanzamt?

Dennoch würden die bayerischen Finanzämter das meiste Geld in ganz Deutschland eintreiben, so Ministerpräsident Markus Söder. Er empfahl die Künstliche Intelligenz zu nutzen. Immerhin habe Bayern die beste IT in der Finanzverwaltung, die das bundesweit eingesetzte System "Elster" entwickelt habe.

Trotz Aufforderung wollte er den Finanzbeamten nicht mehr Geld versprechen. Da müsste sich Bayern schon vom Bund lösen, scherzte er. Denn ohne den Länderfinanzausgleich, wo Bayern größter Nettozahler ist, könnte er eine um eine Stufe höhere Eingruppierung, wie bei den Lehrern, versprechen. 

Udo Di Fabio attestierte einen tief sitzenden Vertrauensverlust in Deutschland, der ihm große Sorge bereite. Eine Ursache darin sieht er in der Gesetzesflut in Deutschland, die oft nicht richtig umgesetzt werden könnte.  Bei zu vielen Gesetzen würde die Verfolgungsbereitschaft sinken. Di Fabio brachte es so auf den Punkt: "Wenn ein Gesetz verabschiedet wird, ist das zugrundeliegende Problem nicht gelöst, da beginnt es erst."

Einfach und gerecht – ein Widerspruch?

Den Faden griff Finanzminister Albert Füracker auf. Seit Jahrzehnten gebe es Versuche, die Steuergesetze zu vereinfachen. Aber man könne nicht jedem Einzelfall gerecht werden wollen und zugleich die Steuergesetze vereinfachen. Das sei ein Widerspruch, der nicht zu lösen sei. Bayern habe es bei der Grundsteuerreform erfahren. Dort habe man sich für ein einfaches Modell entschlossen, und müsse sich jetzt Kritik anhören, es sei nicht gerecht. 

Der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft Florian Köbler warnte, in den nächsten Jahren würde ein Drittel des Personals in den Ruhestand gehen. Dies sei nur mit einem deutlich einfacheren Steuerrecht zu lösen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Folker Quack
Albert Füracker
CSU Würzburg
Die Bayerische
Finanzamt Würzburg
Finanzbeamte
Grundsteuerreformen
Länderfinanzausgleich
Markus Söder
Udo Di Fabio
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Edith Kram
    @GF:
    Mehr verdienen? Ob das die breite Masse gut findet?

    Solange die Steuererklärung komplizierter ist als der Antrag auf einen Waffenschein, dafür aber bei jedem "Normalo" oder gar dem mittelständischen Handwerker mehr gestrichen und gekürzt wird als bei den "Besserverdienenden", dürfte die Zustimmung zu dieser Idee wohl gering ausfallen.

    Den Vergleich mit den bayerischen Polizeibeamten anzustellen, finde ich grotesk und unverschämt. Seit sich die Finanzbeamten Anfang der 2000 hinter "Terminen" und "ELSTER" vom Steuerzahler abgrenzen, ist deren Berufsrisiko wohl eher gering.

    Die Finanzbehörden sind wichtig, weil Steuern wichtig sind - auch für die Bezahlung von Polizisten.
    Aber es ist eben wie mit den Krankenkassen auch - die arbeitende Bevölkerung und der handwerkliche Mittelstand sind die "Opfer" und somit die fehlende Mehrheit für eine bessere Bezahlung.

    Autor: @GF
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Harald Bach
    Der Hr Söder empfiehlt, mehr die KI zu benutzen?!
    Dann sollte der Hr Söder erst mal lieber seine Behörden auf neusten technischen Stand bringen bzw mit solchen Finanzmitteln ausstatten, dass dringend benötigtes Equipment angeschafft werden kann .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    wenn die eigene Intelligenz nicht ausreicht, hilft die KI auch nicht weiter...den eigenen Beamten eine bessere Ausbildung zukommen lassen und sich an die Regelbeförderungszeiten halten. Mal an der Polizei orientieren und die Beförderungszeiten dort mit denen in der Finanzverwaltung vergleichen. Nicht vergessen: die Finanzbeamten wissen, was andere verdienen. In der Industrie locker das doppelte in den ersten 15 Jahren - mit der späteren höheren Pension lockt man heute keinen. Und dann auch die inneren Strukturen überprüfen. Ämter und Positionen mit hoher Fluktuation haben ihren Grund. Eine falsche Führung an der falschen Position über Jahrzehnte hinweg abweichend von Vergleichsämtern. Da müsste man auch mal den Mut haben Konsequenzen zu ziehen. Wer im gehobenen Dienst ausbildet und nach drei Jahren dann die Hälfte durchfallen lässt? Ja da hilft keine KI - weniger Wahlversprechen - mehr Fürsorge!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gerhard Zwierlein
    Das ist natürlich Quatsch....Bayerns Finanzbeamte würden mehr verdienen, wenn sie die gleichen Beförderungsmöglichkeiten wie etwa Bayerns Polizisten hätten. Bekanntlich ist die Beamtenlaufbahn in der bayerischen Finanzverwaltung eher eine Kriechspur als eine Laufbahn. Wer wegen 150 EUR Beförderung seine jungen Familienväter und -mütter im mittleren Dienst weg versetzt muss nicht nur an der Nachhaltigkeit zweifeln. Da hilfts nicht Bäume zu umarmen. In jeder Kommune und Verwaltungsgemeinschaft mit nur halb soviel Anforderung steht die Laufbahn offen. Mittlerweile ist die Ausbildung auch noch schlecht. In 16 Monaten Theorie und 8 Monaten Praxis sollen die in der Finanzverwaltung was können? In der freien Wirtschaft dauert die Ausbildung zum Steuerfachangestellten drei Jahre. Ein Industrie-Mechatroniker lernt dreieinhalb Jahre. Wer was lernen will um es später dann auch zu können, sollte zum Steuerberater - verdient wird in der Industrie.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten