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Giebelstadt
Kostenexplosion: Gemeinderat uneins über Familienzentrum in Giebelstadt
Innerhalb eines Jahres sind die Kosten für die Sanierung eines alten Anwesens um ein Drittel nach oben geschnellt. Sind hohe Zuschüsse deshalb eine Steuergeldverschwendung?
Ins Zacherle in der Ingolstadter Straße in Giebelstadt kommt ein Familienzentrum. Die Modernisierung des Gebäudes soll 1,2 Millionen Euro kosten. 
Foto: Gerhard Meißner | Ins Zacherle in der Ingolstadter Straße in Giebelstadt kommt ein Familienzentrum. Die Modernisierung des Gebäudes soll 1,2 Millionen Euro kosten. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 31.10.2021 02:34 Uhr

"Zacherle" nennen die Giebelstadter das alte und sanierungsbedürftige Anwesen in der Ingolstadter Straße, das die Gemeinde zu einem Familienzentrum machen will. Im vergangenen Jahr war sich der Gemeinderat darüber einig, auch weil ein Sonderprogramm der Städtebauförderung hohe Zuschüsse in Aussicht gestellt hatte. Diese Einigkeit hat allerdings Risse bekommen, seit die berechneten Kosten für das Projekt durch die Decke gegangen sind. 1,2 Millionen Euro soll das neue soziale Zentrum inzwischen kosten. Da war nicht mehr jeder Gemeinderat bereit, zuzustimmen.

Nachdem das Anwesen im vergangenen Jahr zum Verkauf angeboten wurde, hatte die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Das Zacherle, benannt nach einem Vorbesitzer namens Zacharias, der dort einst einen Kolonialwarenladen betrieben hatte, liegt nur wenige Meter vom evangelischen Gemeindezentrum entfernt, in dem der Familienstützpunkt untergebracht ist. Aus Sicht von Bürgermeister Helmut Krämer ist das Zacherle deshalb der ideale Standort für einen sozialen Treffpunkt, in dem beispielsweise die Jugendsozialarbeiterin, die Flüchtlingsbetreung oder der Seniorenbeauftragte der Gemeinde einen festes Domizil erhalten könnten.

Der Unterschied zwischen Kostenschätzung und Kostenberechnung

Eine solches Zentrum ist bereits seit Jahren als Ziel der städtebaulichen Entwicklung formuliert. Außerdem stellte die Städtebauforderung 2020 über ein Sonderprogramm 90 Prozent der förderfähigen Kosten als Zuschuss in Aussicht. Der Gemeinderat beauftragte deshalb das Eibelstadter Architekturbüro Haas+Haas mit einem Vorentwurf und einer Kostenschätzung. 

900 000 Euro war das Ergebnis dieser Kostenschätzung. Einigen Gemeinderäten war diese Summe damals schon sehr hoch erschienen, für die Sanierung eines Gebäudes, das kaum größer ist als ein Einfamilienhaus. Der Gemeinderat beauftragte das Büro trotzdem mit der Genehmigungsplanung. Jetzt der Schock: Die Kostenberechnung geht inzwischen von 1,2 Millionen Euro aus- ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr geschätzt.

"Wir reden so viel über Innenentwicklung, dann sollten wir auch mit guten Beispiel vorangehen."
Carmen Hiller, Gemeinderätin (BBG)

Planer Michael Haas weist darauf hin, dass die Kostenberechnung genauer sei als die vorangegangene Kostenschätzung. Den Preissprung macht er vor allem an der Kostensteigerung im Baugewerbe fest. Die habe im letzten Jahr zwischen 15 und 20 Prozent gelegen und sei die höchste in der Geschichte der Bundesrepublik, so Haas vor den Gemeinderäten. 

Kritisch wird das Projekt deshalb inzwischen vor allem von Seiten der UWG-Fraktion gesehen. "Wir machen da ein Fass ohne Boden auf", meint etwa Adrian Schmierer (UWG) und ist sich sicher, dass die Kosten am Ende eher bei 1,5 Millionen Euro liegen werden. Für Regina Hombach spielt es dabei auch keine Rolle, dass die Gemeinde angesichts hoher Zuschüsse nur rund 350 000 Euro selber wird zahlen müssen. Schließlich seien Zuschüsse ja auch Steuergelder. Und schon war die Diskussion eröffnet, in einer Schärfe, wie man sie im Giebelstadter Gemeinderat zuletzt nur selten angetroffen hat.

"Wenn wir den Zuschuss nicht nehmen, kriegt ihn ein anderer", gab Bürgermeister Krämer (BBG) ganz pragmatisch zu bedenken. Schließlich seien Förderprogramme dazu da, Projekte zu ermöglichen, die ansonsten wirtschaftlich nicht darstellbar wären.

Fünf Stimmen gegen die Sanierung

Helmut Mantel (BBG) machte darauf aufmerksam, dass die Zuschüsse ja auch ein Investitionsanreiz in schwieriger Zeit seien und es fahrlässig wäre, das Angebot auszuschlagen. "Wir machen's ja nicht wegen uns, sondern für unsere Bürger", so Mantel. Und seine Fraktionskollegin Carmen Hiller machte auf die besondere städtebauliche Verantwortung der Gemeinde aufmerksam. "Wir reden so viel über Innenentwicklung, dann sollten wir auch mit guten Beispiel vorangehen", so Hiller.

Am Ende ließen sich die unterschiedlichen Ansichten nicht ausräumen. Die Mehrheit stimmte für eine Sanierung des Zacherle, fünf Gemeinderäte aus den Reihen der UWG votierten dagegen. Der Planer hat nun den Auftrag, die Ausschreibung vorzubereiten - allerdings mit der eindringlichen Mahnung, die Kosten fortan genauer im Blick zu behalten.

 
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