Dreimal sind Polizisten in Aub (Landkr. Würzburg) in der Flüchtlingsunterkunft erschienen, auf der Suche nach dem Afghanen Abdulhai Atai: morgens, spätnachmittags und in der Früh um vier. Dreimal war er nicht da.
So hat es Thomas Baunach, Prokurist der Firma Stahl- und Metallbau Metz in Würzburg, unserer Redaktion berichtet. Er befürchtet, sein ehemaliger Mitarbeiter soll abgeschoben werden, trotz der Petition der Firma an den Bayerischen Landtag, ihr Atai zu lassen.
Seine Firma hat viel Zeit und Geld in ihn investiert
Die Regierung von Unterfranken bestätigt und dementiert das nicht. Sie gebe keine Auskunft zu laufenden Asylverfahren, erklärte sie auf Nachfrage, verwies aber auf die Abschiebung von Afghanen in den vergangenen Tagen.
Am gestrigen Mittwoch waren die mutmaßlichen Abschiebungsversuche Thema im Petitionsausschuss des Landtags. Alexandra Hiersemann, SPD-Landtagsabgeordnete und die stellvertretende Ausschussvorsitzende, berichtet, sie habe kritisiert, dass Petitionen „nicht anständig“ bearbeitet werden könnten, „wenn uns die Leute unter den Händen weggeholt werden“.
Zwar garantiere kein Recht dem Antragsteller, während des Petitionsverfahrens „in Ruhe gelassen zu werden“, bislang sei das aber „gute Übung“ gewesen. Ein Vorgehen, wie im Fall Atai berichtet, würde die Möglichkeiten der Parlamentarier beschneiden und wäre „mindestens eine Ausnahme“. Die SPD verlange, dass die Staatsregierung „zur guten Übung“ zurückkehre.
Atai, 30 Jahre alt, ist im November 2012 als Flüchtling ins Land gekommen, hat zwei Jahre lang bei Metz gearbeitet. Seit 29. September darf er das nicht mehr. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) glaubt ihm nicht, wenn er berichtet, die Taliban hätten ihn misshandelt, ihm drohe Gefahr für Leib und Leben. Das Verwaltungsgericht Würzburg schloss sich dem BAMF an. Seit 15. Oktober ist der 30-Jährige „vollziehbar ausreisepflichtig“.
Die Firma Metz will das nicht hinnehmen. Am 7. Oktober schickte sie die Petition an den Bayerischen Landtag, unterschrieben von Geschäftsführung und Belegschaft. Das Unternehmen habe viel Zeit und Geld in Atai investiert, es schätze „seine Arbeitsweise, seine hohe Motivation und Zuverlässigkeit und seine große Beliebtheit bei den Arbeitskollegen“. Atai hatte sich bei Metz nach einem Praktikum um eine Ausbildung zum Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik beworben. Die Firma, geplagt von einem Mangel an Auszubildenden und beeindruckt von seinem Praktikum, nahm ihn an.
Lernen in der lauten Unterkunft, nach acht Stunden Arbeit und drei Stunden Fahrt
Drei Stunden lang war er täglich zwischen Aub und seiner Arbeitsstelle unterwegs. Er bat darum, nach Würzburg verlegt zu werden; das wurde ihm verwehrt. In der Unterkunft, in der niemals Stille herrscht, mit zwei Mitbewohnern im Zimmer, müde vom langen Arbeitstag, fiel ihm das Lernen schwer.
Die Firma unterstützte ihn, gab ihm frei und finanzierte Nachhilfeunterricht, aber sein Deutsch reichte in der Berufsschule nicht für Mathematik und Chemie. Atai brach ab. Baunach sagt, er hätte noch „ein-, eineinhalb Jahre“ gebraucht, bis sein Deutsch soweit gewesen wäre. Als Auszubildender hätte er nach dem Bundesintegrationsgesetz drei Jahre lang lernen und zwei Jahre lang arbeiten dürfen, ohne Gefahr. Ohne Ausbildung hat er kein Recht zu bleiben.
Die Metallbauer stellten ihn als Hilfsarbeiter an und bereiteten ihn auf eine Prüfung als Schweißer vor. Dann kam das Aus.
Zunichte gemachte Integration
Die Metzler schreiben in ihrer Petition, sie hätten mit einer Abschiebung überhaupt nicht gerechnet, weil die Politik die Betriebe auffordere, Flüchtlinge zu integrieren. Das werde nun vom Staat wieder „zunichte“ gemacht, obwohl Atai für seinen Lebensunterhalt selbst aufkomme.
Hiersemann glaubt, die Kritik ist beim Innenministerium angekommen. Sie geht davon aus, dass Atai nicht abgeschoben wird, bevor der Petitionsausschuss am 8. Februar seinen Fall behandelt hat.
es liegt mir fern, Sie hinters Licht zu führen. Ich mag so etwas auch nicht erleiden.
Natürlich ist wichtig zu wissen, wie Sie Ihre Daten erheben! Wie ermitteln Sie, dass nach 18 Uhr lediglich 15 Prozent der Leute Deutsch sprechen, die stadteinwärts Ihr Haus passieren? Es geht um die Belastbarkeit Ihrer Angaben.
Wichtig ist natürlich auch zu wissen, wo das ist, warum das so ist und wie sich das auf die Umgebung auswirkt. Ich will das prüfen und verstehen. Und ich wüsste wirklich gerne, warum Sie keine anderssprachigen Passanten hören möchten.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Jung
Reporter
Um welche Straße handelt es sich denn?
Wie viele Leute sind da nach 18 Uhr unterwegs?
Wie erkennen Sie die Fremdsprachigkeit? Lauschen Sie den Gesprächen der Passanten?
Wissen Sie, wie hoch der Anteil der EU-Bürger ist?
Wenn wir davon ausgehen, dass Sie sich nicht verzählt haben: Warum möchten Sie nicht, dass fremdsprachige Personen an Ihrem Haus vorbei gehen?
Beste Grüße
Wolfgang Jung
Reporter
Können Sie denn den von der Fa. Metz benötigten Facharbeiter ersetzen?
MfG
70 bis 80% der Flüchtlings-Azubis brechen die Lehre ab, aus verschiedenen Gründen (Statistiken sind noch unzureichend). Die Sprache ist ein Grund dafür.
Es ist und war einfach bodenlos naiv anzunehmen, dass sich alle Flüchtlinge in kurzer Zeit ausreichende Sprachkenntnisse für erfolgreiche Facharbeitertätigkeiten aneignen können....
Einzelfälle (ich mag diesen Begriff nicht) werden es schaffen - die Mehrzahl wird als Hilfsarbeiter glücklich werden müssen.
Mich interessiert, wie die Anwesenheit von Flüchtlingen sich praktisch auf das Leben der einzelnen auswirkt. Würden Sie darüber mit mir sprechen? Sie erreichen mich unter wolfgang.jung@mainpost.de.
Mit Dank und Gruß
Wolfgang Jung
Reporter
Damals richtete er sich in fremdenfeindlicher Weise gegen Gastarbeiter ohne deren Anwesenheit das Wirtschaftswachstum seither nie möglich gewesen wäre.
Auch jetzt benötigen wir aus demographischen Gründen Zuwanderung.
Warum, zum Kuckuck, werden dann Menschen abgeschoben die sich integrieren, der Allgemeinheit und der Volkswirtschaft nützlich sind?
Da hätte ich doch gerne mal eine ausführliche Information der CSU und der AfD.