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Würzburg
Messerattacke in Würzburg: Die Trauer am Tag danach am Tatort ist groß
Würzburg steht nach der Messerattacke am Barbarossaplatz unter Schock. Um ihr Mitgefühl zu zeigen, legen viele Passanten Blumen nieder. Wie die Lage am Morgen danach am Tatort ist.
Viele Passanten legten bereits Blumen am Tatort nieder. Diese zwei Frauen zünden gerade Kerzen in Gedenken an die Opfer an.
Foto: Patty Varasano | Viele Passanten legten bereits Blumen am Tatort nieder. Diese zwei Frauen zünden gerade Kerzen in Gedenken an die Opfer an.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Es ist 8.30 Uhr. Der Tag nach der schrecklichen Messerattacke im Herzen Würzburgs. Die Stadt wacht gerade aus ihrem Schlaf auf. Nur vereinzelt eilen Passanten durch die Fußgängerzone. Doch es ist etwas anders, als an üblichen Samstagmorgen. Das zeigt die deutliche Polizeipräsenz in der Innenstadt. In verschiedenen Gassen und Straßen stehen Polizeibusse, auch Fußstreifen sind unterwegs. Je mehr man sich dem Barbarossaplatz nähert, desto größer wird das Polizeiaufkommen. Bei dem Messerangriff in der Würzburger Innenstadt am frühen Freitagabend verloren drei Menschen ihr Leben, weitere wurden schwer verletzt. Würzburg steht unter Schock – auch noch am Morgen nach dem Attentat.

Gedenkort mit Blumen und Kerzen für die Opfer

Der Tatort, das Kaufhaus Woolworth am Barbarossaplatz, ist abgesperrt. Ein rotes Absperrband hängt quer vor dem Eingang, ein Polizeiwagen steht davor und zwei Beamte haben ein Auge darauf, dass niemand über die Absperrung klettert. Um ihrem Mitgefühl und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, haben einige Passanten Blumen und Kerzen abgelegt. Später wird sich dieser Gedenkort mit weiteren Kerzen, Blumen und Kuscheltieren füllen. Auf dem Gehsteig sieht man noch immer vereinzelt Blutflecken. Es lässt sich nur erahnen, welch grausames Blutbad der Attentäter Stunden zuvor angerichtet haben muss.

Passanten laufen vorbei, schütteln schockiert den Kopf. Fahrradfahrer halten an und blicken mit traurigem Blick in Richtung des Kaufhauses. "Ich kann es einfach nicht fassen", sagt eine junge Frau ganz in schwarz gekleidet. Ihr Outfit sei Absicht, erzählt sie, sie wolle damit ihr Mitgefühl gegenüber den Angehörigen ausdrücken. "Ich trauere mit."

Polizeibeamte passen auf, dass niemand über die Absperrung am Tatort klettert.
Foto: Patty Varasano | Polizeibeamte passen auf, dass niemand über die Absperrung am Tatort klettert.

Wenige Meter neben der Frau ist der Medienrummel bereits groß. Kamerateams aus ganz Deutschland haben sich an diesem Samstagmorgen am Würzburger Barbarossaplatz eingefunden, um über die schrecklichen Ereignisse zu berichten. Sogar aus Frankreich ist eine Redakteurin angereist. Sie warten auf weitere Informationen, denn noch immer ist nicht klar, warum der 24-jährige Angreifer das Blutbad angerichtet hat.

Auch Augenzeugen finden sich vor Ort ein

Ein Mann mit sonnengelbem Polohemd und verschiedenen Tageszeitungen in der Hand läuft vorbei, bleibt stehen, blickt auf die Polizeibeamten, senkt den Kopf und geht weiter. Es ist Jobst Böning, er ist Anwohner und hat, wie sich herausstellt, das Geschehen am Abend zuvor live von seinem Balkon miterlebt. "Ich saß am Computer und habe gearbeitet, als ich plötzliche Schreie und Gegröle hörte", erzählt er. Zuerst dachte er an eine Demonstration, bis er sah, dass "hauptsächlich junge Menschen" einen Mann verfolgt haben.

"Es ist unglaublich, aber leider harte Realität."
Jobst Böning, Anwohner und Augenzeuge

"Sie liefen mit Gegenständen in den Händen herum, die ich nicht identifizieren konnte und verschwanden dann in die Oberthürstraße." Später sollte er erfahren, dass sich die Menschen mit Stühlen bewaffnet haben, um den Mann mit dem Messer zu fassen. Was genau geschehen ist, habe Böning dann erst aus dem Fernsehen erfahren. "Es ist unglaublich, aber leider harte Realität", sagt er. 

Der Schock sitzt tief

Je später der Morgen wird, desto mehr Passanten kommen vorbei, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Ein Pärchen geht direkt auf die Polizeiabsperrung zu, die Frau legt einen Blumenstrauß ab, wischt sich Tränen aus dem Gesicht, ihr Mann streichelt ihr über den Rücken und versucht sie zu trösten. Soazic Assel und ihr Mann Ulli wohnen ebenfalls unmittelbar neben dem Tatort. "Wir sind gerade zur Haustüre raus, als der Schuss fiel", erzählt Ulli Assel. Mehr können sie nicht erzählen, zu schockiert sind sie noch von den Erlebnissen. "Wir waren heute Morgen schon mal draußen, es war so ruhig, fast schon gespenstisch", berichtet Soazic Assel. Tränen laufen ihr über die Wange, ihre Stimme ist brüchig. Die Blumen habe sie "für die Opfer, für die Familien" abgelegt.

Doch nicht nur mitfühlende Passanten sind vor Ort, auch schaulustige Menschen, die die Aufmerksamkeit der Kameras suchen. Ein junger Mann hält sich die Hände schräg vor die Augen, um einen möglichst guten Blick in das Innere des Kaufhauses zu bekommen. "Da ist ja gar kein Blut mehr!", ruft er. Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Während einige Medienvertreter versuchen, den Mann zu ignorieren, schütteln andere fassungslos den Kopf. "Wie kann man in solch einer Situation nur so pietätlos sein?", fragt sich ein älterer Herr. 

Immer wieder sprechen Fußgänger Polizeibeamte und Medienvertreter an, um weitere Informationen zu erfahren. Doch sie werden abgeblockt. Erst für 15 Uhr am Samstagnachmittag hat die Polizei eine Pressekonferenz angekündigt. Dort sollen weitere Informationen und der Sachstand zur aktuellen Lage verkündet werden. Bis dahin werden die Würzburger noch viele Fragen haben, die Blumen am Tatort werden sich zu einem Meer vergrößern und viele Tränen werden vergossen.

 
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