Die Vernissage an der Würzburger Posthalle wurde am Donnerstag zeitweise zur geschlossenen Veranstaltung. Denn immer nur höchstens 80 Besucher waren in der langen Betongasse zugelassen, doch eine halbe Stunde nach der Ausstellungseröffnung standen darüber hinaus schon gut 40 Leute im Wartepulk.
Sie versuchten Körperabstände einzuhalten, hantierten in Vorfreude auf den Zugang zur Bilderschau schon mal mit der Luca-App, tauschten Alltags- gegen FFP2-Masken aus etc., wie man es in der verseuchten Welt mittlerweile gewohnt ist. Und doch nicht gewohnt ist. Dieser Zwischen-Zustand erklärt zum Teil den enormen Zustrom zu "Lockdown", wie die Ausstellung betitelt ist.
Außerdem hatte die Vorankündigung Neugier geweckt: Fotos direkt auf Beton sollten zu sehen sein! Nun stellte sich heraus, was das heißt: Die Porträtisten hatten ihre Arbeiten auf dünnes Papier belichtet, dann zunächst in Folien und diese schließlich auf der Betonwand verklebt. Vorbild für die Form dieser Präsentation war eine Münchner Ausstellung des Fotoreporters Robert Frank, berichtet einer der Beteiligten, Daniel Peter. Das habe man aufgegriffen, weil es "so ein urbanes Flair" mit sich bringe.
Hellblaue Masken als einziges Kleidungsstück
Was man nur bestätigen kann. "Ist ja großes Kino", entfuhr es Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der als einer der ersten 80 "Lockdown" sehen wollte. Die Einstimmung gibt Stefan Bauseweins Serie "Krisenherd – Gastronomie im Lockdown". Das mag auf den ersten Blick arg speziell wirken und erinnert daran, dass die Wirte mit die lautesten waren, die sich gegen Corona-Schutzmaßnahmen wehrten. Aber: Bausewein zeigt vom Szenecafé bis zur Traditionsweinstube die verhinderten Gastgeber vor dem Hintergrund weiter Ausblicke in die benachbarten Stadtlandschaften hinein – und die sind immer vollständig menschenleer. Das beeindruckt auch und gerade durch Unauffälligkeit.
Mario Schmitt konzentrierte sich auf das Kulturleben unter dem Titel "und plötzlich war alles still". Da verharren Musiker mit ihren Instrumenten, eine Tänzerin friert in der Luft ein – das alles sehr subtil und dadurch im Kontrast zur Plakatgröße der Bildformate. Auf Daniel Peters Fotografien "Blank" tragen die Porträtierten als einzige Kleidungsstücke hellblaue Masken, sieht man – was aber schwer fällt – von den vielen Tätowierungen ab. Die haben gerade hier einen Vorteil: Auf unverzierter Haut fallen durchgepauste Beton-Unreinheiten stark ins Auge, unter den Tintenornamenten nicht.
Die Ausstellung hängt, bis sie verwittert
"Ich konnte meine Maskenfotos nicht mehr sehen", ächzte Thomas Berberich auf der Vernissage. Er war nach ein paar Wochen aus der Ausstellungsvorbereitung ausgestiegen. Die anderen, zu denen Anfangs auch noch ein Videokünstler gehörte, trafen sich seit Februar dieses Jahres zwei- bis dreimal im Monat. Schließlich stand der Präsentationsort keineswegs von Anfang an fest. Auch die Behr-Halle kam in Frage, oder eine ganze Menge Aufsteller in der Innenstadt. Daniel Peter preist: "Wie sind von Anfang an offene Türen eingerannt."
Dann schlugen sie doch den kürzesten Weg ein: Peter und Schmitt haben ihre Studios in dem Posthallen-Komplex. Sie wussten also auch direkt voneinander, dass jeder an Fotoserien arbeitete. Und weil sie die in Sozialen Netzwerken publik machten, hatte auch Bausewein davon gehört und vorgeschlagen, man könne sich doch zusammentun.
Die Materialkosten für die ausgestellten Drucke übernahm das Kulturamt der Stadt Würzburg. Neben den Exponaten entstand ein veritabler Bildband. Die Ausstellung hängt, bis sie verwittert oder die Posthalle abgerissen wird.
für was da Geld da ist und ausgegeben wird !!
* > Die Materialkosten für die ausgestellten Drucke übernahm das Kulturamt der Stadt Würzburg. < *
Ist natürlich reine Ansichtssache........