Über Würzburgs Innenstadt scheint die Sonne, es ist frühlingshaft warm an diesem Sonntag Ende Oktober. Trotzdem stehen auf dem Marktplatz Menschen und trinken Glühwein. Es riecht nach Crêpes und Popcorn, Kinder laufen mit Ballontieren umher.
Es ist der erste Mantelsonntag, der nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr stattfindet. Die Stadt ist zwar voll – aber bei weitem nicht so, wie man es von den verkaufsoffenen Sonntagen kennt. Welche Attraktionen es gibt, was der Chef des Stadtmarketings sagt und ob der Handel zufrieden ist.
Wie erwartet: Weniger Besucher und Besucherinnen als 2019
Wolfgang Weier sitzt neben dem QR-Code in der Eichhornstraße und schaut den Kindern zu, die in dem Sportbereich von Decathlon mit Handbällen spielen, Tennisbälle um Stangen schlagen oder Trampolin hüpfen. Der Geschäftsführer des Stadtmarketings Würzburg macht Spaß (WümS) sagt: "Die Stadt ist weniger gut besucht als vor Corona, aber das haben wir erwartet."
Etwa 15 Prozent weniger Besucherinnen und Besucher gebe es an diesem Mantelsonntag. Das deckt sich laut Weier mit den Erfahrungen anderer Städte – und den Beobachtungen der befragten Passanten. Zwar ist einiges los. Aber man muss sich nicht durch Menschenmassen schieben, sich keinen Weg über den Marktplatz bahnen, kurzum: Man kommt ähnlich schnell voran wie an einem "normalen" Samstag.
Ab 11.30 Uhr habe sich die Stadt gefüllt, nur zwei Stunden später seien die Parkhäuser bereits dicht gewesen, berichtet Weier. Viele Menschen gingen noch etwas essen, bevor sie durch die Straßen bummeln und shoppen. Und auch am Nachmittag gönnen sich einige ein Eis zwischendurch oder bleiben an einer der Attraktionen stehen, ohne die die Geschäfte heute nicht öffnen dürften.
Karussells, Sport und Musik: Spaß für Jung und Alt
Aufgrund des Ladenschlussgesetzes genügt es seit 2020 nicht mehr, dass zeitgleich zum Mantelsonntag die Allerheiligenmesse stattfindet. Es muss zusätzliche Aktionen für Familien geben. Und so warten am Barbarossaplatz Kinder darauf, einen Hund, eine Qualle oder Giraffe aus Luftballons gebastelt zu bekommen.
Am Dominikanerplatz und am oberen Markt stehen Karussells, vor Aldi kann man sich bei den Rimparer Wölfen im Handball und Tore werfen üben. Und vor dem Dom hat sich eine Menschentraube gebildet, die der Band "Don’t Ask" zuhört. Beim Cover von Robbie Williams "Angels" klatschen die meisten, einige singen mit, vereinzelt wagen Zuschauende ein kleines Tänzchen.
Und wie sieht es in den Geschäften aus? Schließlich ist Ziel des Mantelsonntags, die Würzburger Wirtschaft anzukurbeln. Zwar kommen die wenigsten noch wie früher traditionell vom Land in die Stadt, um sich für die Allerheiligenmesse einen neuen Mantel zu kaufen. Aber der Konsum steht trotzdem noch immer über allem.
Nur gucken, nicht kaufen
Die Frequenz in den Läden sei niedriger als noch 2019, sagt Weier. Viele Menschen seien "nur zum Gucken" in die Stadt gekommen, sie kauften nicht zwangsläufig etwas – ein Punkt, der sich auch beim Blick durch die Gassen zeigt: Erstaunlich wenige Einkaufstüten sind zu sehen.
Trotzdem ist der Handel laut Weier zufrieden. "Die Menschen, die etwas kaufen, geben im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent mehr aus als 2019", fasst der WümS-Chef seine Gespräche mit Verkäuferinnen und Verkäufern zusammen. Hinzu komme, dass vielen Geschäften auch weiterhin Personal fehle. Wäre mehr los gewesen, wäre der Handel vielleicht gar nicht mehr hinterhergekommen. Und Weiers persönliches Resümee? "Was wir machen wollten, haben wir erreicht."