Einen Mantel für die Allerheiligen-Messe erstehen, dafür wurde der Würzburger Mantelsonntag eigentlich ins Leben gerufen. Regelmäßig zieht er über 100 000 Menschen in die Würzburger Innenstadt. Doch in diesem Jahr muss der verkaufsoffene Sonntag ausfallen, teilt nun die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung mit. Man sehe sowohl bei der Familienmesse mit Themenwelten, als auch beim Mantelsonntag "bei allem Wohlwollen" keine Genehmigungsgrundlage.
Gemäß der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung seien aktuell nur Wochenmärkte und andere Märkte zum Warenverkauf unter freiem Himmel zulässig. Wichtig hierbei sei, so die Stadt, dass die Märkte keinen Volksfestcharakter ausweisen und keine großen Besucherströme anziehen. Finde eine solche kleinere Veranstaltung statt, werde ein parallel dazu stattfindender verkaufsoffener Sonntag, der Besuchermassen anzieht, nach dem Ladenschlussgesetz als rechtswidrig angesehen. Kurz: Die anlassgebende Veranstaltung müsse das Gesamtgeschehen als "Hauptattraktion" prägen, nur dann ist als Anhängsel der verkaufsoffene Sonntag erlaubt.
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Auch wenn wichtige wirtschaftliche Argumente für die Durchführung des traditionellen Mantelsonntages sprechen würden, empfiehlt man dieses Jahr, angesichts der aktuell steigenden Zahl von Neuinfektionen, den Verzicht auf den Mantelsonntag als Besuchermagnet, so die Stadt.
So hätte der Mantelsonntag 2020 ausgesehen
Ohnehin hätte es den Mantelsonntag ab diesem Jahr nicht mehr in seiner bisherigen Form gegeben. Die Erlaubnis für den verkaufsoffenen Sonntag hatte die Stadt Würzburg 2009 für zehn Jahre beschlossen. 2020 musste daher ein neues Konzept her. In dieser Zeit hatte sich die Rechtsprechung verschärft, das Bayerische und das Bundesverwaltungsgericht haben sich mit der Zulässigkeit von Shopping-Sonntagen beschäftigt. Ein Einkaufs-Sonntag darf demnach nur ein Zusatz zu einer Veranstaltung wie der Allerheiligenmesse sein und nicht der Hauptgrund, weshalb Besucher in die Stadt kommen. Außerdem müssen die Messe und die geöffneten Läden in räumlicher Nähe liegen. Der Veranstalter des Mantelsonntags, der Stadtmarketingverein "Würzburg macht Spaß", zog daraus Konsequenzen und hätte den Mantelsonntag in diesem Jahr um eine Familienmesse ergänzt. Außerdem hätten nur noch Geschäfte innerhalb des Ringparks öffnen dürfen.
Stadtmarketing bittet um Verständnis
Dass nun der Mantelsonntag in diesem Jahr ausfallen muss, bedauert Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings, sehr. "Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadtverwaltung, Handelsverband und wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt er. Zu groß sei das Risiko, mit einem Publikumsmagneten wie dem Mantelsonntag, die Bürger und Mitarbeiter in den Geschäften einer Infektionsgefahr auszusetzen. "Gerade angesichts der momentan wieder steigenden Infektionszahlen." Weier bittet alle Freunde, Partner und am Würzburger Mantelsonntag Beteiligte um Verständnis fur die getroffene Entscheidung. "Wir hoffen, dass unsere lange Einkaufsnacht 'Lichterglanz' am 5. Dezember stattfinden kann und es dann in 2021 auch wieder ein Stadtfest und einen Mantelsonntag geben wird."
Auch Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern hätte gerne einen verkaufsoffenen Sonntag unterstützt, sieht aber auch, "dass die Risiken einer solchen Veranstaltung im Jahr 2020 überwiegen." Daher trage der Würzburger Handel die Absage mit.
Allerheiligenmesse findet statt
Auf die Problematik der Veranstaltungen mit Besuchermassen hat das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales die Kommunen Mitte August 2020 schriftlich hingewiesen, heißt es in der Mitteilung der Stadt. Daraufhin haben bereits andere Großstädte wie beispielsweise Nürnberg oder Augsburg größere Veranstaltungen abgesagt beziehungsweise eine restriktive Handhabung bezüglich der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen angekündigt. Auch Schweinfurt ging diesen Weg.
Die 14-tägige traditionelle Allerheiligenmesse als Verkaufsmesse auf dem Marktplatz soll, in strikter Anwendung der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung auf mehrere Straßenzüge verteilt, dezentral als zulässiges Marktgeschehen stattfinden.