
Wenn nicht die Krankheit im Mittelpunkt steht, sondern der Patient: Die Nachfrage nach der so genannten "Komplementären Onkologie Integrativ" (KOI), einem zusätzlichen Angebot für an Krebs erkrankte Menschen am "Comprehensive Cancer Center" (CCC) der Uniklinik Würzburg, ist groß und steigt ständig. Bei der Finanzierung der wöchentlichen KOI-Sprechstunden hilft ein noch junger Würzburger Förderverein, der im Herbst 2021 von ehemaligen Krebspatientinnen und Krebspatienten gegründet wurde.
Mehr als medizinische Hilfe bei Diagnose Krebs: Hilfe zur Selbsthilfe
Mit der Diagnose Krebs "tritt man in eine neue Welt ein", sagt Martin Braterschofsky. "Wenn man dann Unterstützung und Hilfe bekommt, die über die normale medizinische Versorgung hinaus geht, ist man sehr dankbar". Für den erst vor wenigen Wochen neu gewählten Vorsitzenden macht es deshalb "sehr viel Sinn, mich in unserem Förderverein zu engagieren".
Neben den modernen Therapien der Schulmedizin gegen Krebs hilft das von Oberärztin Dr. Claudia Löffler geleitete KOI-Team an der Würzburger Uniklinik den Patientinnen und Patienten in erster Linie dabei, sich selbst zu helfen. "Man hatte in den Sprechstunden immer das Gefühl, dass sie sich viel Zeit genommen haben", so Braterschofsky: "Und das Resultat ist so ganzheitlich, wie man es in anderen Bereichen nicht bekommt."
Wenn die Übelkeit bei der Chemotherapie zu schlimm wird, kann Akupunktur helfen. Bewegung oder eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten können dazu beitragen, die Lebensqualität während und nach einer Krebstherapie deutlich zu erhöhen – um nur wenige Beispiele zu nennen. Das KOI-Team nutzt vorwiegend bewährte und wissenschaftlich abgesicherte Methoden aus der klassischen Naturheilkunde, um Nebenwirkungen der Krebstherapie zu lindern und die Patienten bei der Nachsorge zu unterstützen.
Psychische Hilfe und Ernährungsberatung: Sprechstunden stark gefragt
Der Erfolg spricht für sich: "Mir hat es körperlich und psychisch sehr gut getan, es war wie ein Sprung zurück ins normale Leben", berichtet Friederike Hofmann, die sich ebenfalls ehrenamtlich im Vorstand des KOI-Fördervereins engagiert. Kein Wunder, dass die wöchentlichen Sprechstunden von Ärztin Claudia Löffler, einer speziell ausgebildeten Pflegefachkraft und zwei Ernährungsberaterinnen stark nachgefragt sind – auf einen Termin müssen Patientinnen und Patienten lange warten.
Wichtigstes Ziel des jungen Fördervereins ist es daher, "das Angebot, das es bereits gibt, abzusichern und zu erhalten. Der Zulauf wird immer größer", betont Beate Beyrich, Gründungsmitglied und Schatzmeisterin des Vereins. Einen ersten Spendenscheck zur Finanzierung der naturheilkundlichen Pflegesprechstunde konnte sie im vergangenen Sommer bereits an Claudia Löffler und ihr Team übergeben.

Knapp 30 Mitglieder, die im Bekanntenkreis Klinken putzen und bei Unternehmen aus der Region um Unterstützung bitten, hat der nicht einmal zwei Jahre alte Verein inzwischen. "Wir sind jetzt im Vorstand in der Findungsphase und sammeln Ideen", sagt Martin Braterschofsky: "Das junge Pflänzlein muss ein festes Wurzelwerk bekommen, damit es auch Früchte trägt."
Wenn das gelungen ist, möchte der Förderverein den Ausbau der komplementären Onkologie fördern und außerdem Patientinnen und Patienten finanziell unterstützen, die sich bestimmte Angebote wie Yogastunden oder Kochkurse nicht leisten können. "Auch dafür wollen wir Mittel bereit stellen. Über die Krankenkassen können nur wenige Leistungen in der Nachsorge finanziert werden", so Beate Beyrich.
Prominenter Pate: Gastronom und Koch Bernhard Reiser unterstützt das KOI-Team
Offizieller Pate des KOI-Fördervereins ist übrigens Spitzenkoch Bernhard Reiser, der zusammen mit dem KOI-Team der Uni-Klinik schmackhafte Rezepte speziell für die Anforderungen von Krebspatienten entwickelt und in Kochkursen auch vermittelt. "Gemeinsam können wir die Möglichkeiten für Menschen mit besonderen Ansprüchen an ihr Essen verbessern", sagt Reiser.
Ein weiteres Ziel des Fördervereins ist es, das komplementärmedizinische Angebot noch bekannter gemacht werden. "Patienten müssen in einem frühen Stadium der Erkrankung erfahren, dass sie diese Möglichkeiten haben", sagt Martin Braterschofsky. Auf der Webseite "leben-trotz.dekrebs.de", die sich teilweise noch im Aufbau befindet, können die wichtigsten Informationen über Verein und Mitgliedschaft nachgelesen werden.