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Ochsenfurt
Mainfrankens Brauereien trotzen den Konzernen: Ein Kampf um Geschmack und Tradition
Steigende Kosten und der Preisdruck auf dem umkämpften Biermarkt machen den hiesigen Privatbrauereien zu schaffen. Sie setzen auf Regionalität.
Klinisch rein geht es im Lagerkeller der Ochsenfurter Oechsner-Brauerei zu, in der sich die mainfränkischen Bierbrauer zum Pressegespräch getroffen haben. Im Bild von links: Peter Michael Himmel (Kesselring, Marktsteft), Martin Rank (Düll, Gnodstadt), Jacob und Karl-Heinz Pritzl (Kauzen, Ochsenfurt), Karl Wolf (Rüdenhausen) und Dietrich Oechsner. 
Foto: Gerhard Meißner | Klinisch rein geht es im Lagerkeller der Ochsenfurter Oechsner-Brauerei zu, in der sich die mainfränkischen Bierbrauer zum Pressegespräch getroffen haben.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 21:05 Uhr

In Mainfranken herrscht ein stolzer Geist unter den regionalen Brauereien, die sich tapfer gegen die Übermacht der Braukonzerne behaupten. Regionalität und individueller Biergeschmack sind die Trümpfe, die die privaten Brauer dabei in Händen halten. Doch der Wind weht zunehmend rauer. Dem nachlassenden Bierdurst der Deutschen stehen stark gestiegene Produktionskosten gegenüber. Zum "Tag des Bieres" am 23. April berichten Jacob und Karl-Heinz Pritzl (Kauzen-Bräu, Ochsenfurt), Dietrich Oechsner (Oechsner-Brauerei, Ochsenfurt), Peter-Michael Himmel (Kesselring, Marktsteft), Karl Wolf (Brauerei Wolf, Rüdenhausen) und Martin Rank von der Brauerei Düll in Gnodstadt über die Nöte und Chancen der mainfränkischen Brauwirtschaft.

Nicht nur gestiegene Energiepreise, sondern auch die Kosten für Rohstoffe, Flaschen, Kästen oder Etiketten machen den Brauern zu schaffen. Um rund 30 Prozent haben sich die Produktionskosten in den vergangenen beiden Jahren verteuert, schätzt Karl-Heinz Pritzl. Als Beispiel nennt Dietrich Oechsner den Preis für das Malz, den wichtigsten Rohstoff der Brauer. "Wir kamen von unter 400 Euro pro Tonne und liegen jetzt bei 700 Euro", so Oechsner.

Dem stehe eine Erhöhung des Bierpreises um rund zehn Prozent gegenüber. "Es wäre schön, wenn wir die Mehrkosten eins zu eins weitergeben könnten, aber da macht der Lebensmitteleinzelhandel nicht mit", sagt Juniorchef Jacob Pritzl. Dort müsse sich das fränkische Bier gegen die Braukonzerne behaupten, die angesichts sinkenden Bierkonsums mit harten Bandagen und Kampfpreisen um Marktanteile ringen. 

"Es ist ein Vernichtungswettbewerb der Konzerne gegen die kleinen Brauereien", meint Karl-Heinz Pritzl. Nach Angaben des Deutschen Brauerbundes ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch an Bier von 102,9 Litern im Jahr 2015 auf 88 Liter gesunken, davon 7,9 Liter alkoholfrei. Neben dem Bierland Tschechien (136 Liter) haben inzwischen auch die Österreicher und Polen die deutschen Biertrinker hinter sich gelassen.

Das Pfandsystem stößt an seine Grenzen

Die ausschließliche Verwendung von Mehrwegflaschen, die bis zu 50 Mal wiederverwendet werden, ist für die regionalen Brauereien selbstverständlich. Doch das Pfandsystem stößt angesichts stark gestiegener Glaspreise zunehmend an Grenzen, wie Peter Michael Himmel verdeutlicht. "Wir können stolz sein auf unser Pfandsystem, aber das Pfand für eine Bierflasche beträgt acht Cent, im Einkauf kostet uns die Flasche das Dreifache", so Himmel, "das heißt, mit jeder Flasche, die nicht zurück in die Brauerei kommt, verlieren wir Geld."

Ähnlich krass ist die Situation bei den Bierkästen. Einem Einkaufpreis von fünf Euro und mehr stehen 1,50 Euro Pfand gegenüber. Deshalb sei eine Erhöhung des Pfandbetrags eigentlich längst überfällig,  sagt Himmel, "aber da machen die Großen nicht mit und der Handel auch nicht."

Die regionale Strategie zahlt sich aus

Trotzdem bleibt Peter-Michael Himmel zuversichtlich. "Wenn man sieht, wie viel die Großen verloren haben, dann halten wir gut Stellung", sagt Himmel. Regionales Bier aus den Rohstoffen der Region habe sich dabei als erfolgreiche Strategie bewiesen, die Wertschätzung für fränkisches Bier sei in jüngster Zeit gestiegen.

"Wir verarbeiten Malz aus fränkischer Braugerste, Hopfen aus Franken und Oberbayern und Wasser aus dem eigenen Brunnen", so Himmel. Karl Wolf baut selbst Braugerste an und hat sich früher daraus sogar sein eigenes Malz machen lassen, berichtet er. Inzwischen gebe es aber keine Mälzerei mehr in der Region, die solche Kleinpartien verarbeiten kann.

Optimismus schöpft Peter-Michael Himmel aus der bevorstehenden Fußball-EM. "Wir hoffen auf das Public Viewing und auf die ausländischen Gäste", sagt er. Da wäre es wünschenswert, wenn die Nachbarn aus Tschechien möglichst lange im Turnier blieben. Deren Fans haben bekanntlich den größten Bierdurst.

 
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  • Johannes Metzger
    Jetzt wäre die Chance, sich neben dem Alkoholgetränk Bier, ein zweites Standbein (vielleicht nicht ganz so berauschend) aufzubauen, gross. Mit dem Hanfgewüchs Hopfen, kennen sich die Brauer doch schon bestens aus. Diversifizieren ist das Gebot der Stunde. Nicht alle Eier in einen Korb legen.
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  • Gerhard Meissner
    Hallo, ich glaub, da sind die Brauereien schon mächtig. Da spielen die alkoholfreien Getränke auch bei allen Privatbrauereien eine immer größer werdende Rolle, alkoholfreies Bier eingeschlossen.

    Gruß Gerhard Meißner, Redakteur
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