Erfreuliche Zahlen für Bayerns Brauereien: Sie verkauften 2018 im bundesweiten Vergleich das fünfte Mal in Folge das meiste Bier. Das Bayerische Landesamt für Statistik vermeldet dies anlässlich des "Tag des Bieres“ am 23. April. Auch den Brauern in Mainfranken geht es grundsätzlich gut – darin waren sich die sechs Vertreter der hiesigen Brauwirtschaft einig, die sich in der Ochsenfurter Brauerei Oechsner versammelt haben. Neben dem Hausherrn Dietrich Oechsner hatten Karl-Heinz Pritzl (Kauzen-Bräu, Ochsenfurt), Friedrich Düll (Düll, Volkach-Krautheim), Peter-Michael Himmel (Kesselring, Marktsteft), Karl Wolf (Wolf, Rüdenhausen), und Martin Rank (Düll, Gnodstadt) zum Bilanz-Pressegespräch geladen.
Und doch gibt es einige Themen, die die Runde beschäftigen – so zum Beispiel das Wetter. Anhaltend hohe Temperaturen wie im vergangenen Sommer würden für einen hohen Bier-Konsum sorgen, so die landläufige Meinung. Doch dies stimme lediglich bedingt: „Den Haushalten steht nur ein bestimmtes Haushaltsgeld zur Verfügung – lange Schönwetter-Perioden treiben den Bier-Absatz nicht unendlich nach oben“, sagte Karl-Heinz Pritzl von der Kauzen-Bräu in Ochsenfurt. Zudem brachte die Hitze auch viele Probleme für die Landwirtschaft mit sich. Da die Gersten- und Hopfenernte unter der Witterung gelitten hatte, stiegen die Kosten für Getreide zum Teil enorm an. Der Hopfenpreis zum Beispiel habe sich um das Dreifache erhöht, so Pritzl.
Ein weiteres Problem, das mit dem heißen Sommer zusammenhing, schilderte Peter-Michael Himmel von der Brauerei Kesselring aus Marktsteft. „In den Sommermonaten kann Leergut zum Problem werden – wenn der Rückfluss an Flaschen nicht wie gewünscht, beziehungsweise die Flaschen in den Kästen so unsortiert beim Händler eintreffen, dass dieser ein Sortierproblem bekommt.“ Da die Biere der Brauer beim Bilanz-Gespräch ausschließlich in Mehrwegflaschen verkauft werden, zwinge eine Leergut-Knappheit die Brauereien dazu, in kurzen Abständen kleine Chargen abzufüllen – statt über einen längeren Zeitraum größere. „Die Verbraucher sollten die Kästen zeitnah und richtig sortiert zurückbringen“, so Himmels Appell.
Hohes Ansehen im Ausland
Was die mainfränkischen Brauer ebenfalls beschäftigt, ist der Fachkräftemangel. „Wir können unseren Bedarf gerade noch abdecken“, sagte Pritzl, „perspektivisch gesehen bereitet das Thema aber Sorgen.“ Dabei scheint der Beruf des Brauers gut anzukommen. „Die Brauerschule in Karlstadt, an der man sich in Brau- und Mälzereitechnik ausbilden lassen kann, hat steigende Schülerzahlen“, erklärte Friedrich Düll von der Brauerei Düll in Krautheim. Dass deutsches Bier und die damit verbundene Handwerkskunst auch im Ausland ein hohes Ansehen genießen, berichtete Dietrich Oechsner. Ein in Dublin lebender Italiener hat sich in seiner Brauerei beworben – und wird ab September in Ochsenfurt seine Ausbildung beginnen.
"Mehr geht in dieser Besetzung nicht"
Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur die Brauereien. „In der Gastronomie gutes Personal zu bekommen, ist ein Problem“, so Martin Rank. Zusammen mit seinem Vater betreibt der Braumeister und Koch den Brauerei-Gasthof Düll in Gnodstadt – mit Schwerpunkt auf der Gastronomie. „Der Bierausstoß bei uns ist in den vergangenen Jahren immer gleich“, sagte er, „mehr geht in dieser Besetzung nicht.“ Karl Wolf aus Rüdenhausen ergeht es ähnlich: Seine als Ein-Mann-Betrieb geführte Brauerei Wolf gilt als eine der kleinsten Mainfrankens. „Man kann mehr machen, wenn man eigenes Personal hat“, so Wolf. Da er neben der Brauerei aber auch seine Gastwirtschaft alleine führt und zudem in der Landwirtschaft tätig ist, beschränkt er sich beim Brauen seit jeher auf drei Sorten Bier. Verkaufstouren fährt er nicht mehr, die Abnehmer seines Biers sind Besucher des Gasthofs und Selbstabholer.
Dass der Bierkonsum aufgrund einer alternden Gesellschaft in Zukunft kontinuierlich abnehmen wird, davon ist Friedrich Düll überzeugt: „Je älter die Leute, desto weniger trinken sie." Ein steigendes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung sorge zusätzlich für einen sinkenden Bierkonsum. Hier müssten die Brauer aktiv werden, so Düll – etwa durch ein breites Angebot an alkoholfreiem Bier. „Seit fünf Jahren wachsen die Umsätze in diesem Bereich zweistellig; in Bayern sind mittlerweile zehn Prozent des Bieres alkoholfrei.“
Von der Politik im Stich gelassen?
Mit ihrer Gesamtlage sind die mainfränkischen Brauer zufrieden – von Seiten der Politik aber fühlen sie sich in mancherlei Hinsicht im Stich gelassen. „Als mittelständische Unternehmen werden wir oft als Stütze der Gesellschaft bezeichnet – aber dieses Engagement wird uns nicht gedankt“, sagte Dietrich Oechsner. Als Bespiel nannten die Brauer den Streit um die Erhöhung der sogenannten Biersteuermengenstaffel. Sie habe den Mittelstand schwer getroffen. Ende 2003 wurde eine Kürzung der bis dato ermäßigten Biersteuersätze für kleine und mittlere Brauereien beschlossen. Für diese stieg damit die Biersteuer um zwölf Prozent. Ende 2018 wurde die Erhöhung für verfassungswidrig erklärt. Dennoch bekommen die Brauereien die in 15 Jahren zu viel entrichtete Biersteuer nicht zurück. Der Grund: Das Bundesverfassungsgericht hat die entsprechende Regelung ungeachtet ihrer Verfassungswidrigkeit für die Vergangenheit für anwendbar erklärt.