Der erste Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hatte grade erst begonnen, da wurde das Team des Würzburger Chambinzky bereits aktiv: Mehr als 40 Open Air-Konzerte und Lesungen in den Innenhöfen von Altenheimen und Krankenhäusern haben Theaterdirektor Csaba Béke und sein Mitarbeiter Michael Koch zusammen mit ihren Leuten organisiert. "Manchmal drei am Tag", erzählt Béke.
Rührige und größte freie Bühne in Würzburg - die viel Gutes tut
Die größte freie Bühne in der Stadt, ein "KulturKlub" zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, dazu eine Hausbar: Das ist heute das von Rainer Binz vor 39 Jahren als freies Theater gegründete Chambinzky in der Würzburger Valentin-Becker-Straße. Die elfköpfige Belegschaft tut viel Gutes, redet aber nur selten darüber. Auch zur Bewerbung für die Aktion "Zeichen setzen", mit der die Mediengruppe Main-Post und das Lernwerk Volkersberg der Diözese Würzburg seit 20 Jahren bürgerschaftliches Engagement in der Region würdigt, mussten Csaba Béke und Michael Koch erst ausdrücklich aufgefordert werden.
Unabhängig von ihren Aktivitäten während der Corona-Lockdowns gibt es seit mehreren Jahren eine große Benefizaktion: "Wir versuchen einmal im Jahr eine Party zu machen, von der wir die ganzen Eintrittsgelder spenden", sagt Béke. Der letzte Benefizrave im Mai war so erfolgreich, dass die ganze Nacht gut 600 Menschen auf der Straße standen, weil drinnen absolut kein Platz mehr war.
Benefiz-Party: Viele Leute, große Lautstärke, viel Geld
Nicht so schön für die lärmgeplagten Nachbarn, gut für das Ergebnis: 5000 Euro kamen als Spende für Flüchtlinge aus der Ukraine zusammen. In der Vergangenheit hat das Chambinzky unter anderem die Flüchtlingshelfer vom Würzburger Hermine e.V. oder die Palliativstation an der Uni-Klinik mit vierstelligen Spenden unterstützt.
Wenige Tage nach der Scheckübergabe an die Leiterin der Palliativstation kamen im Frühjahr 2020 Corona und der erste Lockdown. "Und dann hast du die Wahl: Entweder du bleibst in deinem Schneckenhäuschen sitzen oder du überlegst dir ein vernünftiges Projekt", sagt Michael Koch. Das erste von mehreren Projekten waren die Innenhof-Konzerte: "Da waren wir nicht die einzigen, aber wir waren die ersten, die genauer hingeschaut haben. Es war uns von Anfang an sehr bewusst, dass es vielen Menschen im Lockdown nicht gut geht", so Csaba Béke.
Konzerte für Senioreneinrichtungen und Krankenhäuser im Lockdown - an frischer Luft
Ordnungsamt und Polizei hatten nichts dagegen, und so spielten Musiker und Bands mit dem nötigen Abstand und unter freiem Himmel in Alten- und Pflegeheimen und den Krankenhäusern der Stadt. Patienten, Bewohner und Personal waren dankbar dafür: "Du stehst teilweise alleine in einem Innenhof, die Fenster sind auf, und dann kommt quasi aus dem Nichts ein Riesenapplaus. Das sind Momente, die ich nie vergessen werde", erzählt Béke.
Das war aber nur ein Teil der Corona-Aktivitäten: Das Personal nähte zu Beginn Stoffmasken oder baute Trennwände für Klinik-Räume. Doch damit nicht genug: Zusammen mit seinen spendablen Lieferanten begann das Chambinzky damit, Pflegekräfte und das Personal der Teststationen mit Red Bull, Tee oder Schokolade zu versorgen. Palettenweise stand irgendwann die Ware vor dem Haus, bei anderen Partnern konnten Béke und Koch kostenlos ganze Einkaufswägen füllen.
Nach Corona die nächste Hilfe: für Geflüchtete aus der Ukraine
"In dieser Phase der Pandemie hatte kaum noch jemand an das Personal in den Einrichtungen gedacht. Wir haben alles eingesetzt, was wir konnten", betont Michael Koch. Als die Lockdowns vorbei waren, kam der russische Angriff auf die Ukraine, und die Chambinzky-Crew machte nahtlos weiter, zum Beispiel bei der Grundversorgung für Geflüchtete in den Würzburger Auffangstationen.
"Die Leute kamen hier in der Nacht an und waren hungrig und durchgefroren. Und wir konnten wieder unsere Einkaufswägen vollmachen und sie versorgen", erinnert sich Koch, der bereits die nächste Aktion plant: Auch in diesem Jahr dürfen sich die Pflegekräfte in Würzburg an Nikolaus wieder auf Besuch vom Chambinzky freuen.