Gräben werden gezogen, Rohre und Leitungen verlegt. Es sind die ersten Vorboten für die Generalsanierung der landkreiseigenen Main-Klinik in Ochsenfurt, die insgesamt mehr als ein Jahrzehnt dauern soll und am Ende vermutlich mehr als 100 Millionen Euro kosten wird. Das Krankenhaus, das seit Beginn der 1960er Jahre auf dem Greinberg thront, wird dadurch erneut sein Gesicht verändern.
In vier Bauabschnitte ist die Generalsanierung unterteilt. Der erste und wohl markanteste geht mit dem Abriss des westlichen Pflegetrakts einher. Abgeschottet vom Klinikbetrieb werden dort bereits Kabel und Rohr demontiert, Versorgungsleitungen getrennt, bevor nach den Sommerferien die Abrissbagger anrücken werden, wie der Projektleiter der Sanierung und stellvertretende Verwaltungschef Georg Sonnek erläutert.
Geplant ist, den Westflügel um einen Anbau in Richtung Süden zu erweitern. Bei den vorbereitenden Untersuchungen hatte man statische Mängel an den Fundamenten festgestellt und war deshalb zu dem Schluss gekommen, dass ein Abriss wirtschaftlicher ist als die Sanierung.
Klinikalltag und Ansprüche der Patienten haben sich verändert
60 Patientenzimmer mit insgesamt 100 Betten sind in dem neuen Trakt geplant. Die Planung orientiert sich an den Veränderungen im Klinikalltag und in den Ansprüchen der Patienten seit der letzten Sanierung Ende der 1980er Jahre. Das heißt: nur noch Ein- und Zweibett-Zimmer, keine Behandlungsräume auf den Stationen mehr. Diese konzentrieren sich künftige auf die zentralen Funktionsbereiche.
Auf sechs Ebenen entstehen insgesamt 6300 Quadratmeter Nutzfläche, so Georg Sonnek. Wie künftig auch die übrigen Klinikbereiche, wird der neue Trakt über die sogenannte Baukernaktivierung temperiert. Das heißt: Leitungen in den Wänden erwärmen das gesamte Gebäude und können es im Sommer bei Bedarf auch kühlen. Die Energie stammt aus einer Kombination aus Erdwärme, die über Wärmepumpen aufbereitet wird, und aus der Abwärme eines Blockheizkraftwerks. 30 Bohrlöcher müssen bis auf eine Tiefe von 80 Metern in den Untergrund getrieben werden, um dieses besonders energieeffiziente Konzept umzusetzen. Nur noch Bedarfsspitzen in der kalten Jahreszeit sollen künftig über einen Gaskessel abgedeckt werden.
Bis Ende 2023 soll dieser neue Westflügel bezugsfertig sein. Die Kosten liegen bei rund 30 Millionen Euro. Davon sind 24,7 Millionen Euro als staatlicher Zuschuss zugesichert. Um während der Bauzeit die Bettenzahl von 140 nicht reduzieren zu müssen, wurden Patientenzimmer übergangsweise in der ehemaligen Pflegeeinrichtung Curvita eingerichtet, die sich direkt südlich an die Klinik anschließt.
Pflegeeinrichung Curvita als Übergangslösung
Diese Übergangslösung wird auch gebraucht werden, wenn direkt nach dem Bau des Westtrakts der bestehende Südflügel mit insgesamt 40 Betten grundlegend saniert werden soll. Über 30 Jahre nach der Inbetriebnahme spricht Georg Sonnek hier von "Vollverschleiß". Bis Ende 2026 will Geschäftsführer Christian Schell die Erweiterung und Sanierung der Pflegebereiche abschließen. "Dann sind wir auf der Patientenseite fertig", sagt Schell und versichert zugleich, dass durch den geplanten Bauablauf der Klinikbetrieb nicht gestört werde. "Die Patienten werden davon nichts mitbekommen", so Schell.
Gleichzeitig mit der Sanierung des Südflügels wird die Technikzentrale modernisiert. Unter anderem muss dort das Blockheizkraftwerk dem Wärmebedarf des neuen Energiekonzepts angepasst werden. Die besondere Herausforderung dabei sei der Austausch der Aggregate bei laufendem Klinikbetrieb, sagt Georg Sonnek. Beim Neubau des medizinischen Funktionsbereichs, der sich als dritter Bauabschnitt anschließt, müssen Konflikte mit dem Klinikbetrieb ebenfalls tunlichst vermieden werden.
Die neuen Operationssäle, Notaufnahme, Behandlungsräume und die übrigen medizinischen Funktionsbereiche sollen deshalb in einem neuen Ostflügel zusammengefasst werden. Der bestehende Ostflügel, in dem heute noch Patienten gepflegt werden, wird ebenfalls abgerissen. Auch hier finden die Bauarbeiten vollkommen abgeschottet von den übrigen Klinikbereichen statt. Drei Jahre Bauzeit hat Planerin Birgit Braunschmidt vom Würzburger Büro GKP Architekten veranschlagt.
Im vierten und letzten Bauabschnitt schließlich wird der Nordflügel überarbeitet werden, in dem heute der Operationsbereich untergebracht ist. Dort sollen Funktionsbereiche untergebracht werden, die vorwiegende der ambulanten Behandlung dienen, darunter die radiologische Praxis. Bis es so weit kommt, wird das nächste Jahrzehnt bereits angebrochen sein. 126 Monate oder zehneinhalb Jahre wird die Netto-Bauzeit vermutlich betragen, so Georg Sonnek. Frühestens 2032 wird die Generalsanierung also abgeschlossen sein. Aus den Baukosten, die 2018 noch mit 89 Millionen Euro veranschlagt waren, wird bis dahin mit ziemlicher Sicherheit ein dreistelliger Millionenbetrag geworden sein.