An der Main-Klinik in Ochsenfurt beherrscht die Corona-Pandemie seit Monaten den Alltag. Die geplante Generalsanierung ist dabei nur scheinbar in den Hintergrund getreten. In diesen Tagen begannen die ersten Vorarbeiten. Bis ins nächste Jahrzehnt sollen sich die Erweiterung und Modernisierung der landkreiseigenen Klinik erstrecken - um am Ende wohl über 100 Millionen Euro zu kosten.
Auf der Grünfläche hinter dem Ostflügel wurde in diesen Tagen das Fundament für einen zweigeschossigen Behelfsbau in Modulbauweise gegossen. Auf einer Grundfläche von sechs mal dreißig Metern kommen unter anderem eine Cafeteria, Arztzimmer und Nebenräume unter, für die im Hauptgebäude während der Sanierungsphase kein Platz mehr ist.
Vorgefertigter Behelfsbau
Die Bauteile, die Mitte November geliefert werden, wurden bereits im Werk des Herstellers in Blaubeuren vorgefertigt - "bis auf die Tapete", sagt stellvertretender Verwaltungsleiter Georg Sonnek - und müssen nur noch in ein Stützkorsett aus Stahlträgern eingebaut werden. Bis Weihnachten sollen die Räume bezugsfertig sein, so Sonnek, der zugleich Projektleiter für die Generalsanierung ist.
Gleichzeitig werden dann die Vorarbeiten im Außenbereich beginnen. Sämtliche Versorgungsleitungen müssen neu verlegt werden, bevor mit dem Abriss des Westflügels begonnen werden kann. Auf drei Etagen waren dort bislang vorwiegend Patientenzimmer untergebracht, viele davon als Mehrbettzimmer ursprünglich für bis zu sechs Patienten ausgelegt.
Zunächst war geplant, nur den Zuschnitt der Räume zu ändern und zeitgemäße Doppel- und Einzelzimmer daraus zu machen, sagt Klinik-Geschäftsführer Christian Schell. Statische Probleme und der enorme Aufwand für die Verlegung neuer Versorgungsleitungen führten schließlich zu dem Schluss, dass Abriss und Ersatzneubau die günstigere Lösung sei. Zumal der Pflegetrakt in diesem Zug um einen Anbau in Richtung Süden erweitert werden soll.
Heizung und Kühlung in den Wänden
Im Februar sollen die Vorbereitungen für den Abriss des Westflügels beginnen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Im Herbst 2021 will man dann mit dem Neubau beginnen. In diesem Zug werden auf dem Klinikgelände auch 30 Bohrlöcher bis auf 80 Meter Tiefe in den Untergrund getrieben. Sie sind das Kernstück der künftigen Gebäudetemperierung, erklärt Georg Sonnek. Den größten Teil seines Heizbedarfs beziehen die neuen Klinikgebäude nämlich aus der Erdwärme, die über Wärmepumpen aufbereitet und direkt durch die Wände geleitet wird. Auf diese Weise können die Gebäude im Sommer auch energiesparend gekühlt werden.
Ende 2023 soll der erweitere Westflügel mit insgesamt 98 Betten bezugsfertig sein. Die Gesamtkosten dafür liegen bei rund 30 Millionen Euro. 24,7 Millionen Euro sind als staatliche Förderung zugesichert. Nahtlos geht es danach im zweiten Bauabschnitt zur Kernsanierung des Südflügels und der Technikzentrale über. Der bis dato jüngste Patiententrakt der Klinik wurde vor über 30 Jahren in Betrieb genommen und bedarf inzwischen einer gründlichen Überarbeitung, so Projektleiter Georg Sonnek. Ebenso wie die Technikzentrale im Osten des Klinikgeländes, deren heutige Auslegung den künftigen Anforderungen nicht mehr gewachsen wäre.
Durch den geplanten Bauablauf sei sichergestellt, dass der Klinikbetrieb durch die Bauarbeiten nicht gestört wird. "Davon werden die Patienten in der Klinik nichts mitbekommen", sagt Geschäftsführer Schell. Auch die Kapazität von 140 Planbetten werde während der Bauzeit nicht eingeschränkt. Dazu wurden einzelne Patientenzimmer in der direkt angrenzenden ehemaligen Pflegeeinrichtung Curvita eingerichtet. Schells Ziel ist es, die Sanierung und Erweiterung der Pflegebereiche bis 2026 abzuschließen. "Dann sind wir auf Patientenseite fertig", so Schell.
Vollständig neuer Operationsbereich
Ungleich aufwendiger und teurer wird Bauabschnitt drei. Dabei soll der Ostflügel, der heute ebenfalls Patientenzimmer beherbergt, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Der neue Ostflügel soll später die Operationssäle, die Radiologie, die Notaufnahme und andere medizinische Funktionbereiche beinhalten. Drei Jahre Bauzeit hat Architektin Birgit Braunschmidt vom Würzburger Büro GKP Architekten für diesen dritten Bauabschnitt veranschlagt.
In einem vierten und letzten Bauabschnitt kommt schließlich der Nordflügel an die Reihe, in dem heute der OP-Bereich liegt. Dort sollen Funktionsbereiche unterbracht werden, die häufig auch von ambulanten Patienten in Anspruch genommen werden, darunter die radiologische Praxis und der Bereich Endoskopie.
Ende der Sanierung frühestens 2031
Die Zahl der ambulanten Eingriffe ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Mit dem Bau eines ambulanten Operationszentrums hat die Klinik dieser Entwicklung bereits Rechnung getragen. Die Neugestaltung der Funktionsbereiche trage dazu bei, die Arbeitsabläufe sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich weiter zu verbessern, so Georg Sonnek.
Wie teuer die beiden letzten Bauabschnitte werden, lasse sich gegenwärtig schwer abschätzen, so Geschäftsführer Schell. 2018 war man von Gesamtkosten der Generalsanierung von 89 Millionen Euro ausgegangen. Inzwischen gilt als wahrscheinlich, dass die 100-Millionen-Marke zumindest erreicht wird. Insgesamt rechnet Architektin Birgit Braunschmidt mit einer Bauzeit von 126 Monaten oder 10,5 Jahren. Die zweite Generalsanierung in der 60-jährigen Geschichte des Kreiskrankenhauses wäre demnach frühestens im Jahr 2031 abgeschlossen.