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Ochsenfurt
Mahnfeuer: Warum Landwirte aus dem Landkreis Würzburg eine neue EU-Verordnung fürchten
Weil die EU-Kommission neue Vorgaben für Landwirte plant, haben Bauern im Ochsenfurter Gau eine Protestaktion organisiert. Was sie von der Politik fordern.
Etwa 60 Landwirte, vor allem aus dem Landkreis Würzburg, haben am Dienstagabend zwischen Eichelsee und Hopferstadt ein Mahnfeuer entzündet, um auf Probleme in der Branche aufmerksam zu machen.
Foto: Silvia Gralla | Etwa 60 Landwirte, vor allem aus dem Landkreis Würzburg, haben am Dienstagabend zwischen Eichelsee und Hopferstadt ein Mahnfeuer entzündet, um auf Probleme in der Branche aufmerksam zu machen.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:17 Uhr

"Ich habe Existenzängste, genau wie ihr", ruft Frank Böhm ins Mikrofon. Der Landwirt steht auf einem Anhänger auf einer Anhöhe irgendwo zwischen Eichelsee und Hopferstadt. Etwa 60 Bauern haben sich vor der improvisierten Bühne versammelt, um ihm zuzuhören. Normalerweise gibt es hier – mitten im Ochsenfurter Gau – nicht viel zu sehen. Eine weitläufige Agrarlandschaft. Äcker, Feldwege, in weiter Ferne die Häuser kleiner umliegender Ortschaften.

Doch an diesem Abend haben Landwirte aus der Region genau diesen scheinbar unscheinbaren Fleck ausgewählt, um mit einem Mahnfeuer auf eine Reihe von Problemen und Sorgen ihrer Branche aufmerksam zu machen. Weil von Mittwoch bis Freitag in Büsum in Schleswig-Holstein eine Agrarministerkonferenz stattfindet, hat die Vereinigung "Landwirtschaft verbindet" (LSV) deutschlandweit Protestaktionen organisiert.

Landwirte fürchten strengere Auflagen

"Wir wollen ein Zeichen setzen dafür, dass der ländliche Raum nicht weiter ausbluten darf", sagt Frank Böhm aus der Vorstandschaft des LSV Bayern. Dafür stünden symbolisch nicht nur das Mahnfeuer, sondern auch die auf Holzpfähle gesteckten Gummistiefel am Rand der Feldwege.

"Auch in Bayern würde das für einige Betriebe das Aus bedeuten."
Frank Böhm, LSV Bayern

Der Verein befürchtet, dass neue Auflagen vonseiten der Politik Landwirten künftig das Leben schwer machen könnten, sagt Böhm. An diesem Abend richtet sich der Protest vor allem gegen einen Plan der EU-Kommission, die Bewirtschaftung von Schutzgebieten ab 2030 stark einzuschränken. 

"Zwangsbio" nennt es Böhm, wenn auf 30 Prozent der Agrarflächen nur noch wenig oder gar nicht gespritzt werden dürfe. Die geplante Stilllegung von zehn Prozent der Fläche in Schutzgebieten hält der Landwirt aus Schwebheim im Landkreis Schweinfurt ebenfalls für eine unzumutbare Einschränkung. "Auch in Bayern würde das für einige Betriebe das Aus bedeuten", sagt er.

Großes Vogelschutzgebiet im Ochsenfurter Gau

Die Bauern im Ochsenfurter Gau wären von solchen Vorgaben deshalb betroffen, weil sich dort ein nach LSV-Angaben 22.000 Hektar großes Vogelschutzgebiet befindet. Grund ist das Vorkommen der Wiesenweihe, eines vom Aussterben bedrohten kleinen Greifvogels im südlichen und nördlichen Landkreis Würzburg.

Für den Schutz des Bodenbrüters bringe es wenig, wenn der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eingeschränkt würde, ist sich Frank Böhm sicher: "Bisher hat sich die Wiesenweihe bei uns ganz wohlgefühlt. Wenn wir Unkraut aber mechanisch bekämpfen müssen, kann es passieren, dass Nester zerstört und der Nachwuchs getötet wird." 

'Wir wollen ein Zeichen setzen dafür, dass der ländliche Raum nicht weiter ausbluten darf', sagte Frank Böhm aus der Vorstandschaft des LSV Bayern in seiner Rede vor den versammelten Landwirten.
Foto: Silvia Gralla | "Wir wollen ein Zeichen setzen dafür, dass der ländliche Raum nicht weiter ausbluten darf", sagte Frank Böhm aus der Vorstandschaft des LSV Bayern in seiner Rede vor den versammelten Landwirten.

Es gehe nicht darum, jegliche Veränderung in der Landwirtschaft zu verhindern, sagt Dominik Herrmann, Pressesprecher der LSV-Bezirksgruppe Unterfranken. "Im Gegenteil: Wir passen uns ständig an." Er selbst etwa baue seit sechs Jahren besonders viel Dinkel an, weil Dinkelprodukte zurzeit eben gefragt seien, sagt Herrmann.

Allerdings dürften die Forderungen an seine Branche nicht so weit gehen, dass sich die Arbeit nicht mehr lohne, fordert der Landwirt. Aufgrund der immer schwierigeren Situation in der Branche sei etwa in seinem Heimatort Wolkshausen die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe innerhalb von zehn Jahren von etwa 30 Höfen auf weniger als zehn zurückgegangen.

Fairer Konkurrenzkampf gefordert

Besonders der Konkurrenzkampf mit Importen aus dem Ausland müsse fair verlaufen, so eine Forderung des LSV. "Während wir uns an immer mehr Umweltauflagen halten sollen, wird in Südamerika Regenwald abgeholzt für Agrarrohstoffe, die wir dann importieren", sagt der Sprecher der Vereinigung. "Da läuft doch etwas falsch." Er hoffe auf mehr Unterstützung der regionalen Landwirtschaft.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums von Schleswig-Holstein wird es auf der Konferenz neben der nachhaltigeren Verwendung von Pflanzenschutzmitteln unter anderem um die Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik der EU und den Umbau der Tierhaltung gehen.

Die Veranstaltung im Ochsenfurter Gau war nur eine von vielen deutschlandweiten Protestaktionen.
Foto: Silvia Gralla | Die Veranstaltung im Ochsenfurter Gau war nur eine von vielen deutschlandweiten Protestaktionen.
 
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  • A. G.
    @winnem
    EU Direktzahlungen in D 2019
    6.600.000.000 €
    Für 326.000 Berechtigte
    Quelle: BMEL
    Landwirtschaftl. Betriebe in D 266.000 (2019)
    Quelle: Statista
    ACHTUNG: ca. 60.000 Empfänger, die keine Landwirte sind, darunter Nabu, NLWKN. Unter den Top 15 ist kein klassischer landw. Betrieb.
    An diese nichtlandw. Empfänger gehen ca. 20-25% der Direktzahlungen.
    Bei angenommenen 22% sind das 1.452.000.000€
    Bleibt netto 5.148.000.000 € für die Landwirtschaft.
    Diese müssen die Direktzahlungen mit durchschnittlich 30 % versteuern.
    Bleibt netto 3.603.600.000€, die an die 266.000 landw. Betriebe ausgeschüttet werden. Das sind pro Betrieb ca. 13.547 €.

    Der Anteil der Förderung für Umweltauflagen usw (Greening) liegt etwa bei 10 % der Summe und 5 % der Fläche.

    Umgerechnet auf ca. 82 Mio Einwohner sind das knapp 44€/Person/Jahr.
    oder 3,67€/Monat.
    Quelle: Taschenrechner

    Dafür gibt es für jeden den bezahlbaren Zugang zu hervorragender Lebensmittelqualität, weltweit beispiellose Nachhaltigkeit uvm.
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  • A. H.
    @AndreasGerner, Bernd1964 und andere, die versuchen, die "moderne" Landwirtschaft als die um weltschützer schlechthin darzustellen: - Teil 2 -
    "Neue Hecken wären sinnvoll
    Naturschützer wie die Biologin Christine Margraf vom Bund Naturschutz (BN) kämpfen schon seit vielen Jahren gegen die Entwässerung der Landschaften an. Aus ihrer Sicht - darin sind sie sich mit Experten wie Auerswald einig - geht es dabei ja nicht nur um die zunehmende Trockenheit und Dürre hierzulande. Sondern auch um den Schutz vor Hochwasser und lokalen Sturzfluten, wenn es dann doch einmal richtig heftig regnet. Denn die Niederschläge, die sich beispielsweise auf Wiesen, in Mulden oder entlang von Bächen und Flüssen aufstauen und zumindest zum Teil im Boden versickern, können nicht das Dorf oder die Straße nebenan überschwemmen"
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  • A. G.
    Wenn Sie sich mit offenen Augen umsehen würden, würden Sie (vielleicht) was merken:
    Seit Jahrzehnten werden keine neuen Gräben mehr gegraben.
    Und so gut wie keine neuen Drainagen errichtet.

    Ein sehr geringer Teil wird ab und an nachgebaggert, weil die Sohle sich langfristig zusetzt.
    Die allermeisten Gräben werden durch diesen Effekt immer flacher.
    Es besteht sehr häufig auch keine Veranlassung mehr, nachzubaggern, da mit den modernen Methoden (reduzierte Bearbeitung, Direktsaat, Zwischenfrüchte, Erhalt der Mulchauflage, Wasser besser einsickert und vom Boden gehalten wird, als früher üblich.

    Und nachweislich bildet sich unter Acker weit mehr Grundwasser, als unter Wald.

    -

    Das mit der Verdichtung ist Blödsinn.
    Heutzutage sind durch die Breitreifen und niedrigen Reifendrücke die Bodendrücke und somit die Verdichtugnsschäden weit geringer.
    Böse Verdichtungen haben vor 100 Jahren die Dampfpflüge (Starre Stahl Räder) angerichtet.
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  • A. H.
    @AndreasGerner, Bernd1964 und andere, die versuchen, die "moderne" Landwirtschaft als die umnweltschützer schlechthin darzustellen:
    Auszug aus dem Artikel "Naturschutz: Die hausgemachte Dürre" in der SZ:
    "Als plastisches Beispiel nannte Auerswald die Entwässerungsgräben entlang der Straßen in Bayern. "Zusammengenommen sind sie sechsmal so lang wie alle Flüsse und Bäche hier bei uns in Bayern", sagte Auerswald. "Sie sind ein Grund dafür, dass die Niederschläge schnell abfließen und nicht die Zeit haben zu versickern." Damit fallen sie aber für die Neubildung von Grundwasser aus. Ein anderes Beispiel sind die schweren Maschinen und Traktoren, mit denen die Bauern heutzutage ihre Äcker bewirtschaften. Durch sie werden die Böden stark verdichtet. Die Folge: Sie können zu wenig Wasser aufnehmen, speichern und an das Grundwasser abgeben. Auch die immer größeren Schläge und die ausgeräumten Flure sorgen dafür, dass die Niederschläge, wenn sie denn fallen, schnell abfließen.
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  • A. G.
    Entwässerungsgrabennetz ist länger. als die Flüsse, das ist logisch. Insbesondere, wenn man die vielen Straßengräben dazu zählt.
    Die allermeisten sind an 350 und mehr Tagen im Jahr leer. Viele "meiner" Gräben führen nur in extremen Feuchtphasen Wasser. Und das ist dann schädliches Wasser, da arge Staunässe dem Boden schadet. Pflanzen und Bodenleben würden leiden und sich Verschlämmungsschichten bilden, die in der Folge für eine schlechtere Infiltration (versickerungsrate) bewirken würden.

    Aber wen kümmern schon Fakten?
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  • U. S.
    Da ist er wieder, der Aufschrei der Landwirte! Jammern können sie schon immer gut, nicht umsonst haben sie die hohen Subventionen. Wer nicht jammert bekommt nichts!

    Früher gab es Nebenerwerbslandwirte. Sehr oft waren das Heimatvertriebene die sich so etwas dazu verdient haben. Diese Menschen schufteten erst auf ihrem Arbeitsplatz und dann noch in ihrer kleinen Landwirtschaft. Diese Leute sind inzwischen alt und meist schon verstorben. So viel zu es hätten Landwirte aufgegeben weil es sich nicht lohnt. Die "hauptberuflichen" Landwirte leben sehr gut von dem was ihnen der Staat gibt. Schaut sie euch an, die Maschinen mit denen sie - oft auch um Mitternacht damit es keiner sieht - ihr Gift auf die Felder bringen.

    Kornblumen? Klatschmohn? Rebhühner? Hasen? Wo sind all die Pflanzen und Tiere?

    VERNICHTET für mehr PROFIT!

    In Schutzgebieten hat ein Landwirt überhaupt nichts zu suchen und die Drohung "dann werden Nester zerstört" ist an Frechheit schon nicht mehr zu übertreffen!
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  • A. G.
    Der Anteil der Nebenerwerbler ist ungebrochen hoch.

    Überlegen Sie bitte mal, warum ausgerechnet der mit weitem Abstand wichtigste Beruf von allen überwiegend (kein Witz) Nebenbei erledigt wird !

    Überlegen Sie, warum die Landwirtschaft die Branche ist, in der die letzten Jahrzehnte mit weitem Abstand die weiten Betriebe aufgegeben wurden!

    Weil es so einfach ist? Weil man so reich wird? Weil die Wertschätzung so enorm ist?

    Schade, dass ich keinen direkten Einfluss darauf habe, wer sich letztendlich von dem ernährt, was ich produziere. Manche Zeitgenossen sind es nicht wert, sich mit 1a Premium Nahrung versorgen zu dürfen - und zwar in weltweit beispielloser Nachhaltigkeit - nur dass er/sie schon bevor er/sie mit dem Kauen fertig ist, beleidigend über den/die herzieht, der/die ihn/sie ernährt.
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  • A. G.
    Übrigens gibt es gute Gründe, Nachts zu spritzen !
    ("Dass einen keiner sieht" ist Blödsinn. Die Maschinen sind hell erleuchtet und fallen nachts viel mehr auf, als am Tag.)

    - Um die erforderliche Wirkung mit möglichst wenig der Wirkstoffe (ich will den Einsatz ja so weit es geht reduzieren. Schon allein, weil die teuer sind) zu erreichen, muss ich es hinbekommen, dass möglichst viel der zu den Düsen ausgespritzten Brühe tatsächlich das Blatt bzw. den Boden erreicht, wo sie wirken soll.

    Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen, geringe Luftfeuchten, Wind und Thermik sind da schlecht. Nachts klappen viele Behandlungsarten (vor allem Vorauflauf Applikation auf den Boden) viel besser. Damit schone ich Arten, Ressourcen, Umwelt und Klima.
    (Vergleich: bei Hitze putzt kein Profi Fenster. Warum wohl?)

    - Einige Mittel DÜRFEN nur nach dem tägl. Bienenflug ausgebracht werden, dass diese nicht direkt benetzt werden. Und bei vielen, wo es erlaubt wäre (B4 Standard) wird es ausdrücklich empfohlen.
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  • B. S.
    In den ganzen Kommentaren gegen die Landwirte wird keiner Weise auf die fachlich fundierte Gegenargumente der Landwirte eingegangen.
    Die Argumentation strotz von Stereotypen und Nichtwissen . Bitte nehmen Sie alle zur Kenntnis das diese Bauern bestens ausgebildet sind !
    Jedem Landwirt sind Begriffe wie Schadschwelle , Minimum - Maximumgesetz schon in der Berufsschule eingetrichtert worden . Produktion vor Ort ist schon alleine wegen des CO2 Fußabdrucks eine der Grundregeln des Handelns.
    Bitte Vernunft wallten lassen !
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  • A. H.
    Ach ja, warum gibt es dann keine Hasen mehr, keine Fasane, kein Rebhühner, keine Lerchen und und und . Ich sags Ihnen: weil sie in der ausgeräumten fränkischen Agrarwüste keine Deckung mehr finden und die Vielfalt an Wildkräutern weggespritzt wurde. Und falls jetzt wieder das Scheinargument kommt, das alles (die maschinengerechte Ausräumung der Landschaft) sei in der Vergangenheit geschehen: Das hätte man längst durch z.B. Windschutzhecken wenigstens teilweise wieder verbesseren können; das hätte dsnn auch dem tonnenweisen Windabtrag bester Ackerkrume vorgebeugt.
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  • A. G.
    Mal was zum drüber nachdenken für alle, die meinen, man muss den Landwirten mehr Vorschriften machen und Landbewirtschaftung extensivieren, also die Nahrungserzeugung In Franken/Bayern/Deutschland verringern:

    Deutschland erzeugt weit weniger Nahrung, als es verbraucht. (Auch wenn es gern anders dargestellt wird. Die offiziellen Zahlen sind eindeutig: Selbstversorgung 82%. Wir sind also Nettoimporteur)
    Inwiefern passen da Extensivierungen?

    Der Bedarf ist ja nunmal da!

    Wenn wir durch Extensivierung eines Ackers 2 Schmetterlinge mehr haben, aber dass die eingebüßte Menge an Ernte kompensiert wird, muss im Ausland neue Fläche geschaffen werden, was erreichen wir dann?
    Dass Regenwald gebrandrodet wird für diese neuen Flächen. Regenwald ist der Artenreichste Lebensraum überhaupt!
    Und dann muss das Erzeugnis mit einem Frachter klimaschädlich zu uns gebracht werden, enthält Rückstände von Mitteln, die bei uns seit Jahrzehnten (zurecht) verboten sind usw.

    Ist das gut, oder kontraproduktiv?
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  • A. F.
    Zu Ihrer Aussage : „ Selbstversorgung 82 %“
    Denken Sie wirklich das lässt sich Steigern?
    Wir haben in Deutschland bei vielen Landwirtschaftlichen Produkten eine Selbstversorgung von über 100%.
    Bei Bananen, Ananas, Kiwi, Zitronen, Orangen usw usw eine Versorgung von 0 % !!!
    Alles können Sie Ihre Aussagen mit der Steigerung der Selbstversorgung vergessen.
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  • A. G.
    @dominator

    Die 82% sind bereits bilanziert. Also die "vielen Produkte" (es sind 5) mit mehr als 100% schon abgezogen!

    Klar werden im Ernstfall, wenn Grenzen dicht sind, dann die Südfrüchte weg gelassen und mehr Kartoffeln, Zucker und Milch verzehrt. ABER das reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken. Denn 82% sind weit weniger als 100 und mit den Extensivierungsplänen (30% Bio Anteil, 4% Zwangsstillegung, 10% Schutzgebiete, PSM-Halbierung, weitere Verschärfung der strengen Düngelimits usw) werden wir wohl bald bei 70 und weniger % landen.

    Die Folge: Wir importieren immer mehr, um den Bedarf zu decken.
    Das fällt aber nicht vom Himmel, sondern muss im Ausland ZUSÄTZLICH erzeugt werden.
    Wo? Denn alles ackerbaulich nutzbares Land der Welt ist idR schon genutzt.
    Dort, wo heute Natur unberührt ist, also zum Beispiel Regenwald steht.
    Dort wird Platz geschaffen für die Plantagen, die es braucht um die aufgerissenen Produktionslücken zu stopfen.

    Ist das sinnvoll?

    Klares Nein !
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  • A. G.
    Die 5 Produkte mit "Überschuss"

    - Milch und Milchprodukte (auch bedingt durch ganze Regionen, wo außer Milchviehhaltung wegen hoher Grünlandanteile nichts anderes sinnvoll ist. Etwa Alpengürtel. Rechnen Sie das raus, wäre die Produktion zu gering)

    - Zucker

    - Kartoffeln

    - Weichweizen (während Getreide insgesamt, also mit Hartweizen, Dinkel, Reis, Hafer, Gerste, Roggen, Mais, Hirse, usw. unter 100% liegt)

    - Schweinefleisch (noch; die Rückgänge der Produktionskapazitäten waren erheblich. So erheblich, dass gerade außergewöhnlich "hohe" Preise für Schweinefleisch gezahlt werden; "Überschuss" auch nur auf dem Papier, weil Teilstücke, die bei uns nicht marktfähig sind - Rüssel, Ohren, Pfoten, Bäuche - anderswo auf der Welt als Delikatessen gelten.)

    5!
    Das war´s. Es sei denn, Sie wollen Hopfen im engeren Sinne zur Nahrung zählen.

    Auf der anderen Seite gibt es duzende Produktgruppen und hunderte Produkte, die wir mehr importieren, als exportieren. Also Nettoimporteur sind.
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  • J. H.
    Deutschland kann sich nicht selbst mit Bananen und Orangen versorgen. Jo! Noch nicht. Wenn's noch ein bisschen wärmer wird... wir werden auch nie 100% erreichen. Wie in vielen anderen Dingen auch. Öl z.B. Warum sollte wir also gesteigerten Wert auf Autarkie legen?? Welches Land auf diesem Planeten ist das denn?

    Wäre schön, wenn Sie ihre Pauschalaussagen mal ein bisschen mit Zahlen belegen könnten und konkrete Beispiele nennen könnten. Das hört sich zwar gut an, hält aber einer näheren Betrachtung nicht stand.
    Es gibt landwirtschaftliche Produkte, wo wir deutlich mehr produzieren, als wir selbst verbrauchen. Vieles geht in den Export.

    Dafür versauen wir hier die Böden und das Grundwasser und alle Getreideprodukte sind nachweislich mit Glyphosat belastet, einschließlich unser Bier. Prost Mahlzeit!

    Subventionierte Zerstörung, die mit aller Macht verteidigt wird.
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  • A. H.
    Irgendwoher muss die Verarmung unserer Flur ja kommen. Wenn ich vor 50 Jahren im Frühjahr durch die Fluren des Ochsenfurt er Gaues ging bin ich fast sständig auf Hasen getroffen und hab in kurzer Zeit mehrere Ketten von Rebhühnern gesehen. Von Vögeln (auch Lerchen!) und Reptilien will ich da noch gar nicht reden. Und heute??
    So ganz unbeteiligt kann die Landwirtschaft da nicht sein. Neben den manchmal vielleicht im Übermass ausgebrachten Spritz- und Düngemitteln ist an der Verarmung der Tierwelt sicher auch das Fehlen von Schutzhecken und artenreichen bzw. pflanzen- und kräuterreichen Rainer und - s.o. - blütenreichen Feldrändern zu nennen.
    Ach ja, die schiere Feldgröße heutzutage ist da auch noch zu nennen; da könnten man mit kleineren Parzellen sicher auch noch etwas Vielfalt in die Landschaft zurückbringen
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  • A. H.
    UND noch ein Beispiel:
    Ich erinnere mich an eine Treibjagd in den 1960er Jahren in einen Dorf des O'furter Gaues mit m.W.Ca. 1100 ha Fläche, wenig Wald. Da wurden 140 Hasen erlegt; so viele findest heute im ganzen Gau bald nimmer. Auch kein "Zufall"!!
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  • A. G.
    Schon klar, so ist´s am bequemsten, wenn mal wieder Spritzmittel, also die Konvi Landwirtschaft allein schuld sind.

    Obwohl die Lw in den letzten Jahrzehnten schon bedeutend verträglicher wurde:

    - weniger beeinflusste Fläche (seit 1990 minus 1 Mio ha)
    - mehr Naturschutzflächen
    - mehr Blühstreifen
    - Greening
    - mehr Bio - Anteil
    - Zwischenfrüchte über Winter
    - weniger Düngereinsatz
    - weniger Tierhaltung
    - weniger Pflanzenschutzmitteleinsatz
    - längst nicht mehr so gefährliche Wirkstoffe und rascher Abbau.
    - präzisere zielgerichtetere Ausbringung
    - aus der Produktion genommene oder nicht mehr bespritzte Flächen durch Agrarumweltprogramme
    usw.

    Wenn also die Lw schuld WÄRE, hätte sie die Insekten und sonstigen Arten in den 70ern bis 90ern ausrotten müssen.
    NICHT HEUTE.

    Man könnte sagen, für das Insektensterben der jüngeren Vergangenheit hat die Konvi Lw quasi ein Alibi.
    Denn es passt zeitlich nicht zusammen.
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  • A. G.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    "Wenn also die Lw schuld WÄRE, hätte sie die Insekten und sonstigen Arten in den 70ern bis 90ern ausrotten müssen."

    Haben Sie das etwa nicht?

    Es gibt auch hier kein schwarz und kein weiß. Aber so zu tun, als hätte nichts mit nichts zu tun führt eben auch nicht weiter.
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