Rudi Markones aus Kist (Lkr. Würzburg) ist seit 2013 Pilzberater der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft und Unterfrankens wohl bekanntester Pilz-Experte. Nach den ersten Pilzfunden in diesem Jahr gibt er eine Einschätzung dazu, was heuer für Pilzsammler und -sammlerinnen drin sein könnte. Besonders treibt ihn aber das Wetter um und die Frage, wie sich der Dürresommer 2022 auf die Pilzsuche der kommenden Jahre auswirken wird.
Welche Folgen hat der extrem trockene Sommer auf die Pilzausbeute in diesem Jahr?
"Im August ist fast alles vertrocknet - nicht nur die Landwirtschaft hatte mit gewaltigen Ernteeinbußen zu kämpfen, auch unsere Wälder wurden sehr gestresst", sagt Markones. Einzelne Bäume seien auch an der Trockenheit zugrunde gegangen und in vielen Fällen sind Pilze laut dem Experten nicht nur auf feuchte Böden, sondern auch auf gesundes Pflanzenwachstum in ihrer Umgebung angewiesen. Dafür sei es aber natürlich wichtig, dass genügend Wasser zur Verfügung steht. Es gebe auch trockenheitsresistente Pilzsorten, die nach den Sommermonaten ausgetrieben sind. Viele der bekanntesten und beliebtesten Pilzarten seien allerdings auf mehr Feuchtigkeit angewiesen, so Markones.
Welche Auswirkungen hat der ergiebige Regen im September?
Dank des Regens, der vor kurzem eingesetzt hat, nehme das Pilzwachstum gerade wieder richtig an Fahrt auf, freut sich Markones. "Einzelne Pilze findet man schon, aber die beliebten Steinpilze sind nicht dabei." Sie könnten noch kommen, allerdings sei das alles andere als sicher. So wisse man nämlich nicht, wie sehr die Pilze unter der Erde gestresst oder geschädigt sind - denn der eigentliche Pilz lebt unter der Erde, während das, was gewöhnlicherweise im Herbst gesammelt und als "Pilze" bezeichnet wird, nur die Fruchtkörper sind.
Für welche Pilzarten sieht es in diesem Jahr nicht gut aus?
Neben dem Steinpilz gehören laut Markones ausgerechnet auch noch einige weitere der beliebtesten essbaren Pilze - etwa Pfifferlinge und Maronen - zur Gruppe der Mykorrhizas. "Diese Pilze stehen über Zellfäden mit den Wurzeln der Bäume in Kontakt, gehen mit ihnen eine besondere wechselseitige Beziehung ein", erklärt Markones. Daher seien sie auf gesunde Bäume im Umfeld angewiesen. Umgekehrt sind diese Mykorrhiza-Pilze auch unverzichtbar für die Gesundheit unserer Wälder.
Viele Pilze habe er dieses Jahr noch nicht gefunden, erzählt Markones. darunter seien zwar auch ein paar essbare Täublinge gewesen, ansonsten sehe es momentan jedoch noch mager aus. Hexenröhrlinge seien ihm auch schon untergekommen, allerdings finde man die fast nur bei Kitzingen und im Steigerwald.
Wie sieht die Prognose für die diesjährige und die kommende Pilzsaison aus?
Eine konkrete Aussage, wie die diesjährige Saison ausfalle, lasse sich noch nicht final einschätzen. "Bloß nicht die Hoffnung aufgeben, der Regen könnte nun recht schnell Abhilfe schaffen", meint Markones. Immer vorausgesetzt, das Pilzgeflecht ist nicht allzu sehr geschädigt - andernfalls könne die Dürre langanhaltende Nachwirkungen haben und die Pilzausbeute auch in den kommenden Jahren noch deutlich niedriger ausfallen. Zudem sei ein Rückgang im Pilzbestand auch ein gravierendes Risiko für die Gesundheit unserer Wälder. Unterfranken sei indes besonders betroffen von der bisherigen Pilzknappheit, in Mittelfranken zum Beispiel sehe das ganz anders aus, dort finde man viel mehr, so Markones.
Schuld ist also wieder mal der ausgebliebene Niederschlag in den Sommermonaten: "Solch ein Wetterextrem wie dieses Jahr hatten wir bislang noch nicht", mahnt der Experte. Der Verlauf des Jahresniederschlags erinnere dieses Jahr an typisches Mittelmeerklima mit trockenen Sommern und feuchten Wintern. In der Tat beobachte man auch in der Pilzforschung, dass immer mehr Arten aus dem Mittelmeerraum einwandern - ähnlich wie auch bei diversen Tier- und Pflanzenarten.
Kaufe sie lieber aus dem Glas, da weiß man dass keine Giftpilze dabei sind.
Dass SIe die "aus dem Glas" kaufen, ist dagegen nachvollziehbar. Prost!
Klassische selektive Wahrnehmung. Sie haben was beobachtet, also muss das überall so sein. Und der Experte hat ja eh keine Ahnung.