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Würzburg
Digitalsemester: Studierende küren Bofinger zum "Helden"
Nur noch Online-Lehre? Das will an Würzburgs Uni niemand. Doch gezeigt hat sich: Digitale Vorlesungen haben Vorteile – wenn sie die Dozenten nutzen. So wie Peter Bofinger.
Für seine Studierenden in den letzten Monaten nur online: der ehemalige Wirtschaftsweise Prof. Peter Bofinger, bis zu diesem Sommersemester Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Uni Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Für seine Studierenden in den letzten Monaten nur online: der ehemalige Wirtschaftsweise Prof. Peter Bofinger, bis zu diesem Sommersemester Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Uni Würzburg.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 20:53 Uhr

Es war ein ungewöhnliches und herausforderndes Semester für alle Beteiligten: Der Corona-Lockdown im März hat den Hochschulen große Flexibilität abverlangt. Herausgekommen ist auch an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) ein rein digitales Sommersemester, nur wenige Labor- und Forschungseinheiten liefen vor Ort weiter.

Wirtschaftsprofessor Bofinger sieht positive Online-Effekte

Vorlesungen und Seminare wurden ansonsten online abgewickelt. Ein Umstand, mit dem die Betroffenen besser oder schlechter zurechtkamen. Studierende hätten schneller den Anschluss verloren, klagen die einen. Andere dagegen sind von den Effekten positiv überrascht, so zum Beispiel Volkswirtschaftsprofessor Peter Bofinger. Über die Chat-Funktion seiner Online-Vorlesungen sei mehr diskutiert worden als sonst im großen Hörsaal. Was auch an der Art der Aufbereitung liegen könnte.

"Es gibt nichts Langweiligeres, als wenn nur der Dozent eineinhalb Stunden lang redet."
Wirtschaftsprofessor Peter Bofinger

Bofinger hat sich um Abwechslung bemüht: "Es gibt nichts Langweiligeres, als wenn nur der Dozent eineinhalb Stunden lang redet", sagt der Ökonom, der 15 Jahre den fünf Wirtschaftsweisen angehörte. Also hat er seinen Mitarbeiter Thomas Haas miteingebunden, als Art Moderator für Fragen und Kommentare aus dem Chat. Selbst spontane Votings hat er bei den "Zoom"-Meetings eingebaut.

"Held der Online-Lehre": Veronika Martini, Sprecherin der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften, übergibt den Preis an Prof. Peter Bofinger.
Foto: Andreas Jungbauer | "Held der Online-Lehre": Veronika Martini, Sprecherin der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften, übergibt den Preis an Prof. Peter Bofinger.

Bei den Studierenden jedenfalls kamen seine Digital-Vorlesungen so gut an, dass er von der Fachschaft der Wirtschaftsfakultät nun die Trophäe "Held der Online-Lehre" überreicht bekam. Sie soll zwar Bofinger für seine kurzweilige, interaktive Art herausheben – grundsätzlich aber "alle Dozenten würdigen, die sich im Sommersemester viel Mühe gegeben haben", sagt Fachschaftssprecherin Veronika Martini. Eine Art Stellvertreterpreis also für alle Engagierten.

Ein Bettbezug als angemessener Hintergrund

Gekürt wurde der Preisträger nicht von einer Jury, sondern nach einer Online-Umfrage der Fachschaft unter den Studierenden. Und wie kam Bofinger zum perfekten Bundespressekonferenz-Blau als Hintergrund seiner Online-Vorlesungen? Bei der Preisverleihung verriet er den Trick: ein Bettbezug in der genau richtigen Farbe, kurzerhand über einen Rahmen gespannt.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

"Die Auszeichnung ist mehr als gerechtfertigt", befand Fachschaftssprecherin Martini. So habe der Wirtschaftsprofessor Vorlesungen und Diskussionen zusätzlich aufgenommen und hochgeladen für jene, die nicht live dabei sein konnten. Faszinierend war für Bofinger selbst auch die internationale Reichweite: An seiner Vorlesung zur Europäischen Makropolitik nahmen mit Alicia und Miriam sogar Studentinnen in Buenos Aires und Tokio teil. Dazu berichteten Studierenden aus verschiedensten Ländern über die Corona-Erfahrungen in ihrer Heimat.

Übereinstimmende Beobachtung von Fachschaft und Professor: Die Studierenden haben über den Online-Chat weniger Hemmungen, sich mit Beiträgen an der Diskussion zu beteiligen, als im großen Hörsaal. Geringer ist die Sorge, sich mit einer "doofen" Frage zu blamieren. Die Kamera blieb bei den allermeisten ausgeschaltet.

Für Peter Bofinger ist das zu Ende gehende Sommersemester sein offiziell letztes als Lehrstuhlinhaber an der Uni Würzburg. Als Seniorprofessor wird er ab Oktober aber weiterhin Vorlesungen halten.

 
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    Gut gemacht Prof. Bofinger. Eine Frage freilich brennt mir seit Wochen auf den Nägeln. Warum müssen wir Deutschen immer auf Produkte amerikanischer Konzerne zurückgreifen, wenn es doch auch open source Produkte wie Jitsi oder das dt. Produkt Bizz gibt. Wir wissen doch, daß unsere amerikanischen "Freunde" unser Daten absaugen und ohne Skrupel auch gegen uns verwenden.
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