
Eine Erfindung der Werbeindustrie, eine clevere Marketing-Aktion der Blumenhändler oder einfach ein Tag des Kommerzes. Jedes Jahr aufs Neue, wenn sich der Januar zum Ende neigt, holen Blumen- und Schmuckläden ihre roten Herzchen und duftenden Rosenblätter aus den Lagerräumen und schmücken aufwendig ihre Fensterscheiben. Scheinbar überall wird suggeriert: Je toller das Geschenk, desto größer die Liebe.
Schon zu Beginn des Jahres, spätestens aber am 14. Februar, scheint sich die Bevölkerung in zwei Lager zu trennen: Diejenigen, die dem Valentinstag aufgeregt entgegenfiebern und gar nicht abwarten können, was der Partner oder die Partnerin sich in diesem Jahr als Überraschung hat einfallen lassen. Und diejenigen, die dem Valentinstag nichts abgewinnen können und ihn am liebsten aus dem Kalender streichen würden.
Eheberaterin Simone Wenzel: "Die Liebe will gepflegt sein"
Aber kann dieser kommerzielle Feiertag auch eine wichtige Funktion für eine Beziehung haben? Auf jeden Fall, sagt die Würzburger Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Simone Wenzel. Denn hinter dem Valentinstag stecke ein einfacher Grundgedanke: Dem Gegenüber seine Liebe und Wertschätzung zeigen. Für eine langjährige und glückliche Beziehung kann das der Schlüssel zum Erfolg sein, so die Expertin: "Die Liebe will gepflegt sein."

Das bedeute, sich immer wieder bewusst zu machen, dass eine Beziehung kein Selbstläufer ist. Wer lang etwas von seinem Auto haben will, pflegt es, fährt regelmäßig in die Waschstraße und zum TÜV. Mit einer Beziehung sollte man ähnlich sorgsam umgehen, erklärt Wenzel. Der Valentinstag könne dabei eine wichtige Funktion einnehmen. Sie betont aber: "Es ist nur ein Beispiel von vielen."
Im stressigen Alltag bleibe die Beziehung bei Paaren oft auf der Strecke und deshalb sei es wichtig, bewusst feste Rituale in die Partnerschaft zu integrieren. Das könnten regelmäßige Verabredungen sein oder das gemeinsame Erleben neuer Dinge. "Es geht darum, Genuss-Momente zu schaffen und Vergnügen zu teilen", erklärt Simone Wenzel. Da zähle auch der Valentinstag mit rein. "Die Magie vom Anfang der Beziehung wieder in die Gegenwart zu holen, spielt eine entscheidende Rolle."
Zum Rezept für eine langjährige Partnerschaft gehöre vor allem Interesse - und den Partner oder die Partnerin jeden Tag aufs Neue kennenzulernen. "Im Grunde bin ich heute Abend schon eine andere Person als heute Morgen", sagt Wenzel. Das müssten Paare beherzigen. Weil der Mensch das Bedürfnis nach Abwechslung habe, bestehe die Kunst darin "wie wir es schaffen, neben der Vertrautheit, die einen großen Wert hat, immer wieder auch Frisches zu generieren". Der Valentinstag könne dabei helfen, sagt die Expertin.
Was man sich am Valentinstag in Deutschland am liebsten schneckt
Am Valentinstag schenken sich viele Paare etwas. Wie eine Befragung der Unternehmensberatung "Simon-Kucher & Partners" herausfand, sind die beliebtesten Geschenke der Deutschen Blumen, gefolgt von Pralinen, materiellen Geschenken wie Schmuck und einem Besuch im Restaurant. Im Corona-Jahr 2021 verschob sich dieser Trend: das Essen zu Hause (27 Prozent) verdrängte die Blumen von dem ersten Platz. Diese landeten mit 21 Prozent nur noch auf Platz zwei.

Die kleine Aufmerksamkeit zum 14. Februar muss für Deutsche nicht unbedingt viel kosten. Durchschnittlich gibt jede und jeder Deutsche zwischen 10 und 25 Euro für das Valentinstagsgeschenk aus, wie die Online-Plattform "mydealz" herausfand. Lediglich rund 8 Prozent greifen für das Geschenk zum Tag der Liebenden tiefer in die Tasche und geben zwischen 75 bis 100 Euro für ihre Liebste oder ihren Liebsten aus, Männer und Frauen gleichermaßen.
Noch beliebter als das Schenken ist laut Umfrage aber das Nicht-Schenken am Valentinstag. Insgesamt 32 Prozent der Befragten gaben an, ihrem Partner oder ihrer Partnerin im Jahr 2020 kein Geschenk gemacht zu haben, 2021 waren es 30 Prozent der Befragten.
Die Liebe Gottes bleibt für die meisten Menschen ein Geheimnis!
Lieber Gruß, Martin Dobat