Zanderfiletstreifen an Salatbouquet, Rinderfilet mit Riesengarnele, oder vielleicht doch lieber Hähnchenbrust mit Schalottenkruste? Endlich mal wieder schick Essen gehen – wäre das nicht was? Und das am Valentinstag, dem Tag der Liebenden. An diesem Tag möchte der eine oder andere seiner oder ihrem Liebsten etwas ganz Besonderes bieten. Vielleicht bei einem romantischen Candlelight-Dinner? Die um Ideen nie verlegene und geschäftstüchtige Familie Strohofer aus Geiselwind hat am Sonntag dem verzweifelt suchenden männliche Geschlecht einen Ausweg eröffnet, um eventuell etwas Ungeschicktes aus der Vergangenheit wieder gut zu machen – oder um einfach zu danken.
Auf dem riesigen Lastwagen-Parkplatz des Autohofes an der A 3 wurde direkt vor dem Restaurant ein abgegrenzter Bereich errichtet, mit reservierten Plätzen. Alles entsprach voll den Hygienebestimmungen. Es funkelten Kerzenlichter, goldene Ballonherzen schwebten an langen Schnüren und markierten die Parkplätze. Willkommen waren Wohnmobile, Caravans oder Autos. Wer keinen entsprechenden Platz zum Dinieren hatte, bekam einen sogenannten Lenkradtisch.
Der Wunsch der Azubis erfüllt sich
Ob und wie das alles klappt? Da war vorher jeder, vom Gast bis zum Service, gespannt. Doch um es vorwegzunehmen: Es wurde ein großer Erfolg. 15 Auszubildende hat der Rasthof derzeit. "Die Idee hatten unsere Azubis gehabt", sagt Isabell Strohofer, die mittlerweile in der dritten Generation in der Geschäftsführung tätig ist. "Wir machen ein Caravan-Dinner" – das war der Wunschgedanke der jungen Leute. "Keine schlechte Idee", befand die Geschäftsführung und schon ging es mit der Werbung und Planung los.
Da kam der Valentinstag gerade richtig. Allein die Vorbereitungen bezüglich der Parkplatz- und Serviceorganisation und die Menü-Zusammenstellung machte den zukünftigen Gastronomie-Fachkräften viel Spaß. "Eine solche Motivation ist für die Ausbildung unheimlich wichtig", betont Isabell Strohofer. "Bislang haben sie den Service am Tisch gelernt, jetzt machen sie den Service eben am Fahrzeug."
Essen und Getränke kommen durchs Fenster oder die Tür
Gut 30 Fahrzeuge haben sich am frühen Sonntagabend auf dem Areal versammelt – vom eleganten First Class Reisemobil, bis hin zum selbst umgebauten alten Lieferwagen. Zuerst bringt ein Mitarbeiter ein Tischgedeck ans Fahrzeug. Tischdecke, Blumensträußchen, Schmuck-Accessiores und, ganz klar, kleine Kerzen. Gemütlich soll die Atmosphäre sein, eben ein echtes Candlelight-Dinner in einer besonderen Umgebung. Dann kommen die Getränke, wegen des Corona-Abstands immer nur bis zur Fahrzeugtüre oder durch das Fenster.
Da das Essen vorbestellt war, dauert auch die Speisenfolge nicht lange. Es gibt Vor-, Haupt- und Nachspeise. Alles wird zu Fuß an die Fahrzeuge gebracht. Die 22-jährige Auszubildende Shanoz beherrscht es perfekt, auf der glatten Asphaltfläche die Tabletts zu jonglieren. Sie stammt aus Tadschikistan und nimmt an einem Austauschprogramm für angehende Hotelfachkräfte teil. Deutsch hat sie zu Hause an ihrer Schule gelernt. "Das ist heute ein Erlebnis für uns", sagt sie. Obwohl sie jedes Mal bis zu hundert Meter gehen muss, macht ihr das nichts aus. "Wir haben so etwas noch nie gemacht. Das ist echt spannend." Sie schwärmt von der Eleganz mancher Wohnmobile.
Auch die Gäste geraten ins Schwärmen – über den Service. "Unglaublich, was die leisten, und vor allem in welcher Geschwindigkeit", meint ein Wohnmobilist. Als die Temperaturen gegen Abend auf bis zu minus acht Grad fallen, spricht Isabell Strohofer "von einer grenzwertigen Situation für das Personal". Doch diesen merkt man absolut nichts an.
Endlich mal wieder Essen gehen
Die Gäste Jaqueline und Marek finden das Essen "exquisit". Sie wissen, von was sie sprechen. Zu Hause in Crailsheim haben sie selbst eine Gastwirtschaft. "Herrlich, mal wieder Essen gehen zu können." Der weite Weg stört sie absolut nicht. Sie genießen es einfach. "Leider gibt’s so was bei uns zu Hause nicht", sagen die beiden.
Schon kurz vor 20 Uhr leeren sich die Plätze. Die Ausgangssperre! Hier und da gibt es noch ein kurzes Schwätzchen mit dem Nachbarn. Natürlich nur von Fenster zu Fenster. Man ist sich fahrzeugüberschreitend einig, dass so etwas wieder stattfinden muss, und dass man sich genau hier wiedertreffen möchte. Wohnmobilisten sind kommunikativ und, wie man sieht, wohl auch absolute Genießer.