Knapp 30 Meter über der Erde im Würzburger Gewerbegebiet Ost steht eine zierliche Frau mit breitem Grinsen auf einem Kran und winkt. Was sonst nur gestandene Kranfahrerinnen und Kranfahrer erleben dürfen, wurde am Donnerstag für die 58-jährige Sabine Voß Wirklichkeit. Seit Kindheitstagen ist die Würzburgerin ganz großer Kran-Fan. "Schon als ich klein war, habe ich mir auf Baustellen immer die Kräne angeschaut", erklärt sie und fügt hinzu: "So wie die einen immer Bagger fahren wollen, so wollte ich immer mal gerne auf einen Kran."
Doch hinter der schönen Aktion steckt ein ernster Hintergrund. Sabine Voß ist unheilbar krank. Seit 2016 hat sie Krebs. Nach immer neuen Chemotherapien und Kontrollen verbrachte sie im vergangenen Oktober vier Tage im Uniklinikum Würzburg. Dort lernte sie eine Nachtschwester kennen und erzählte ihr von ihrem Wunsch, einmal im Leben auf einem Kran zu stehen. Und die Schwester, die ihren Namen nicht nennen möchte, beschloss Sabine Voß ihren letzten Wunsch zu erfüllen. "Wenn man so Wünsche erfüllen kann, wieso nicht?“, erklärt sie, während sie unten am Kran steht und hoch zur Fahrerkabine blickt, wo Sabine Voß gerade freudestrahlend steht.
Über zwei Monate hat die Krankenschwester immer wieder verschiedene Baufirmen abtelefoniert. Doch niemand schien ihr Anliegen ernst zu nehmen. "Alle haben mich belächelt und nicht so ernstgenommen." Bis sie Heike Kulhavy, Prokuristin der Baufirma Göbel am Telefon hatte. Sie fand die Idee toll, erzählt sie und wollte Voß ihren Herzenswunsch gerne erfüllen. "Wir haben das besprochen und gesagt, warum nicht? Wir probieren es." Gemeinsam mit der Höhenrettung der Feuerwehr Würzburg und eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern organisierte Kulhavy die Aktion auf dem Gelände des Kunststoffzentrums.
"Toll. Wirklich toll", freut sich Voß, als sie wieder Boden unter den Füßen hat. Nicht einmal 30 Minuten hat es gedauert, bis sie die Leiter des Krans hoch und wieder runter geklettert ist. Und der Aufwand hat sich gelohnt. "Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Es war ganz spannend zu sehen, wie modern das alles ist", freut sich die 58-Jährige. Zwar seien die unterschiedlichen Aufstiege nicht ganz einfach für sie gewesen, dennoch habe sie die Zeit in der Luft genossen. "Ich bin gern in der Höhe. Ich bin schwindelfrei und ich mag technische Anlagen."