Insgesamt 230 Hektar umfasst der Schwarzkiefernwald im Bereich der Gemeinden Leinach und Erlabrunn. Er gilt damit als der größte zusammenhängende Bestand Deutschlands. Doch nur noch ein kleiner Teil davon ist gesund. Das ist das frustrierende Ergebnis eines seit dem Jahr 2019 laufenden Monitorings durch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Weitere Erkenntnisse der seither jährlich durchgeführten Untersuchungen präsentierte Dr. Hans-Joachim Klemmt, Leiter der Abteilung Boden und Klima an der LWF, gemeinsam mit Antje Julke vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg und Revierförster Wolfgang Fricker jüngst den Gemeinderäten beider Gemeinden.
Wie geht es dem Schwarzkiefernwald auf dem Volkenberg? Nach dem Hitzesommer 2018 hatten Fachleute ein massives Absterben der Schwarzkiefern beobachtet. Auch Naturliebhaber machen sich seitdem ernste Sorgen um den seltenen, etwa 120 Jahre alten Baumbestand. Dabei leidet der Schwarzkiefernwald hoch über dem Maintal augenscheinlich schon seit dem Jahrhundert-Sommer 2003. Erstmals war damals der Befall der Bäume durch den Diplodia-Pilz beobachtet worden, der ein massives Absterben der jungen Triebe zur Folge hatte. Seither häuften sich die Hitze-Perioden - und auch die offenkundigen Schäden an den Scharzkiefern.
"Was wir hier erleben, ist die Auswirkung des Klimawandels par excellence", sagt Dr. Hans-Joachim Klemmt. Seit 2019 versucht die LWF deshalb gemeinsam mit dem Forstamt, die genauen Ursachen des Baumsterbens zu erforschen. Dass die im Mittelmeerraum beheimatete Baumart unter dem Eindruck des Klimawandels Schaden nimmt, überrascht sogar die Fachwelt. Wegen ihrer Anspruchslosigkeit und ihrer Hitzeresistenz werden Schwarzkiefern nämlich als mögliche Zukunftsbaumart für besonders warme und trockene Regionen Bayerns angesehen.
Um den Schadumfang zu quantifizieren, führt die LWF zusammen mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf jährlich Drohnenbefliegungen durch. Nun liegen erste Ergebnisse vor. Die Auswertung der Daten aus dem Jahr 2019 mit Hilfe einer ,,virtuellen Inventur" hat gezeigt, dass auf der untersuchten Fläche von etwa 90 Hektar rund 59 Prozent der Schwarzkiefern Schäden aufweisen. Zwölf Prozent der untersuchten Bäume zeigten deutliche Schäden oder sind gar schon abgestorben.
Maßgeblich führt Hans-Joachim Klemmt die Schäden auf den Befall mit dem Pilz "Diplodia pinea" zurück, der insbesondere nach extrem trockenen und heißen Jahren Schäden an Kiefern verursacht. Das wird auch durch die kleinräumige Betrachtung des Untersuchungsgebiets bestätigt. So sei der Schadensumfang auf den nach Norden gerichteten Teilflächen auffällig geringer.
Die Daten von 2019 waren im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit Methoden der künstlichen Intelligenz ausgewertet worden. Parallel dazu befasste sich eine Masterabeit an der Uni Würzburg mit der Multispektralanlayse des Bestandes. Dabei werden die Wellenlängen der von den Schwarzkiefern reflektierten elektromagnetischen Strahlung ausgewertet. Aus den so gewonnenen Daten kann der Gesundheitszustand des Schwarzkiefernwaldes flächendeckend abgebildet und dokumentiert werden.
Darüber hinaus wird auch das Erbgut von Bäumen an verschiedenen Standorten und mit abweichender Benadelung gentechnisch untersucht. Wie Revierförster Wolfgang Fricker erläutert, liegt die Hoffnung darauf, Exemplare zu finden, die den örtlichen Bedingungen besonders gut trotzen, und die sich deshalb für die Gewinnung von Saatgut für einen gesunden Baumbestand eignen.
"Insgesamt betrachtet ist der Schwarzkiefernwald absolut einzigartig und von besonderem wissenschaftlichem Interesse, wegen der wertvollen Ergebnisse für die Waldbesitzer in ganz Bayern", bestätigte Dr. Hans-Joachim Klemmt. Die Herausforderung bestehe nun darin, das langlebige Öko-System unter den besonderen Bedingungen zu beobachten, auszuwerten und zu verstehen.