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Greußenheim
Lebensgefahr für Weidetiere durch Grünschnitt: Udo Spitznagel sorgt sich um seine Zebu-Herde in Greußenheim
Grüngutschnitt aus Hausgärten ist in der Regel für Menschen und Tiere giftig. Das Veterinäramt warnt deshalb eindringlich vor einer Entsorgung als Futter auf Weideflächen.
Die Reste der Grüngut-Entsorgung auf der Weide von Bio-Landwirt Udo Spitznagels Zebu-Rindern am Geisberg in Greußenheim sind im Vordergrund noch zu erkennen. Bei einem identischen Vorfall vor zehn Jahren verendete eines der Rinder.
Foto: Herbert Ehehalt | Die Reste der Grüngut-Entsorgung auf der Weide von Bio-Landwirt Udo Spitznagels Zebu-Rindern am Geisberg in Greußenheim sind im Vordergrund noch zu erkennen.
Herbert Ehehalt
 |  aktualisiert: 09.03.2024 02:42 Uhr

Weder Unwissenheit, Bequemlichkeit oder gar Vorsatz sind für Udo Spitznagel akzeptabel hinsichtlich Der Entsorgung von Grünschnitt und Gartenabfälle auf Weideflächen. Schließlich sind viele Pflanzen aus den heimischen Gärten in aller Regel giftig für Mensch und Tier, betont auch das Veterinäramt am Landratsamt Würzburg. Aufgrund eines erneuten Vorfalls dieser Art auf der Weidefläche seiner vier Zwerg-Zeburinder am Geisberg in Greußenheim appelliert Udo Spitznagel eindringlich an das gesellschaftliche Bewusstsein, Achtung und Verantwortung für Natur, Umwelt und Weidehaltung von Haustieren.

Bereits im Frühjahr 2014 hatten Unbekannte mehrfach ihr Grüngut auf der Weidefläche entsorgt - mit fatalen Folgen für eines der Rinder: Das zweijährige Zwerg-Zebu starb an einer Vergiftung, wenige Tage nachdem es von dem Grüngut gefressen hatte. Nun treibt den Nebenerwerbs- und Bio-Landwirt wieder die Sorge um seine kleine Herde aus vier verbliebenen Zebu-Rindern um. Vor wenigen Tagen fand Spitznagel erneut Schnittgut aus einem Hausgarten auf der Zebu-Weide.

Fast alle Teile immergrüner Pflanzen sind giftig

Von der Menge her musste der Schnittabfall von Pampasgras und weiterem Gartenschnittgut nach Spitznagels Einschätzung unbeobachtet mit einem Pkw-Anhänger zur Weide gebracht worden sein. Weil der Gartenschnitt über den Weidezaun geworfen wurde, schrillten bei Spitznagel alle Alarmglocken. Denn offensichtlich hatten sich die Rinder bereits an dem abgelagerten Grünschnitt bedient. Mittlerweile sind einige Tage vergangen, ohne dass bei den Tieren besorgniserregende Reaktionen zu beobachten waren - dennoch sorgt sich Spitznagel.

Die von Schnittgut aus Hausgärten ausgehende Gefahr bestätigt auch das Veterinäramt auf Nachfrage. Fast alle Teile immergrüner Pflanzen seien giftig. Die höchsten Giftmengen seien in den immergrünen Blättern oder Nadeln enthalten. Bei Wiederkäuern, zu denen auch Zebus zählen, treten nach Aufnahme der Pflanzen Vergiftungserscheinungen nach wenigen Stunden bis zu zwei Tagen auf. Pferde seien noch wesentlich empfindlicher. Bei ihnen kann die Aufnahme von ein paar hundert Gramm innerhalb von wenigen Minuten zum Tod führen, so die Stellungnahme der Veterinäre.

Bürgermeisterin zeigt kein Verständnis für wilde Ablagerungen

Zudem setzte Spitznagel unverzüglich Bürgermeisterin Karin Kuhn (BmG) in Kenntnis. Wegen stetiger Hinweise im Gemeindeblatt zur Entsorgung von Grüngut war die Bürgermeisterin ebenso schockiert wie der Tierhalter. Zumal die Gemeinde während der arbeitsintensiven Zeit in den Hausgärten von März bis Oktober eine Grüngut-Sammelstelle betreibt. Schon deshalb hat Kuhn "kein Verständnis für wilde Ablagerungen", wie sie betont. So weit, Absicht oder Vorsatz zum Schaden der Tiere zu unterstellen, möchten aber weder Halter noch Bürgermeisterin gehen. "Positiv beurteilt, könnte die Ablagerung an der Weidefläche mit Unwissenheit über die möglichen Folgen für die Tiere verbunden gewesen sein", schätzt Spitznagel. Gleichzeitig bekräftigt Kuhn "keinerlei Duldung oder Verständnis hinsichtlich Ablagerungen jeglicher Art in freier Natur oder auf Privatgrund wie Weideflächen."

Gleiche Erfahrungen hat auch Rainer Gersitz aus dem benachbarten Leinach schon gemacht. Dessen Mutterkuh-Herde Fränkischen Gelbviehs ist vom Frühjahr bis zum Herbst auf der Weide und auch zur Landschaftspflege im Einsatz. Laut Gersitz "finden sich draußen in der Natur immer wieder Gartenabfälle, die in aller Regel für Weidetiere giftig sind." Darüber erfasst ihn Groll. Denn der von ihm als Familienbetrieb geführte "Hirschtaler Hof" befindet sich direkt neben der gemeindlichen Grüngut-Sammelstelle. Wenn nach seinen Beobachtungen Fahrzeuge während der Öffnungszeiten an der öffentlichen Sammelstelle vorbei fahren, um den Gartenabfall in freier Natur zu entsorgen, gerät er in Rage. "Eigentlich gehören die alle angezeigt", schimpft Gersitz.

Anlässlich dieser im Landkreis oft zu beobachtenden Unsitte verweist das Veterinäramt eindringlich darauf hin, dass Pflanzen aus den heimischen Gärten wie Thuja, Kirschlorbeer oder Eibe giftig für Mensch und Tier sind. Neben grundsätzlich strafbaren Ablagerungen in der Natur sollten Grünschnitt und Gartenabfälle aus den aufgezeigten Gründen generell auf keinen Fall verfüttert werden und die Entsorgung nur über die Grüngut-Sammelstellen erfolgen, betont das Veterinäramt.

 
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  • Werner Rau
    Unbedingt Wild-Kamera installieren und entsprechendes Hinweisschild anbringen, das sollte dann helfen - in jedem Fall.
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