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Würzburg
Landratsamt Würzburg: Beamter wird wegen Untreue angeklagt
Über ein Jahr lang hat die Polizei ermittelt. Jetzt ist die Anklage fertig: Ein hoher Beamter des Würzburger Landratsamtes soll in 31 Fällen Geld unterschlagen haben.
Ein Beamter des Würzburger Landratsamtes hat mutmaßlich Gelder unterschlagen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat jetzt Anklage erhoben. 
Foto: Thomas Obermeier | Ein Beamter des Würzburger Landratsamtes hat mutmaßlich Gelder unterschlagen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat jetzt Anklage erhoben. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:35 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat gegen einen 58 Jahre alten Mitarbeiter des Landratsamtes Würzburg Anklage zum Landgericht erhoben, teilt Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Dem mittlerweile suspendierten Fachbereichsleiter werden 31 Fälle der Untreue zu Last gelegt. Zwischen dem 1. Januar 2017 und 1. Juli 2018 soll der Beamte insgesamt 2400 Euro unterschlagen haben. Weitere Details zum Fall will Raufeisen nicht nennen, da über die Zulassung der Anklage noch nicht entschieden sei.

Kranz für Klassenkameraden falsch abgerechnet

Nach Informationen dieser Redaktion soll der Fachbereichsleiter kleinere Beträge veruntreut haben, die er mutmaßlich falsch abrechnete. Darunter seien Restaurant-Gutscheine für Dozenten gewesen, die der Beamte vermutlich für sich selbst verbrauchte. Als er versucht haben soll, einen Kranz abzurechnen, den er privat für einen verstorbenen Schulkameraden niederlegte, flog er auf. Denn angeblich habe er die Ausgabe als Blumen für Ehrenamtliche abgerechnet. 

Wie diese Redaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, hätten Mitarbeiter des Landratsamtes den entscheidenden Hinweis an die Stabsstelle der Kreisbehörde gegeben. Das war im März 2018. Zunächst wurden die Vorwürfe intern geprüft. Der Beamte blieb währenddessen weiterhin in seiner leitenden Funktion. 

Mitarbeiter hatten Angst vor ihrem Chef

Fünf Monate später, Mitte Juli 2018, durchsuchte die Polizei das Büro des Beamten und die Ermittlungen wurden aufgenommen. Zur gleichen Zeit tagte auch der Kreistag, der in nicht öffentlicher Sitzung informiert wurde und daraufhin beschloss, ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten einzuleiten. Der Fachbereichsleiter ist seitdem vom Dienst suspendiert.

Während der Ermittlungen wurden Beschwerden aus dem Mitarbeiterkreis laut, der Beamte habe seine Mitarbeiter über Jahre hinweg psychisch unter Druck gesetzt. "Wir, die Mitarbeiter, hatten permanent Angst vor seinen Gemeinheiten, Launen, Schikanen", heißt es in einem anonymen Brief an diese Redaktion. Landrat Nuß hat mittlerweile eingestanden, dass es diese "menschlich furchtbaren Vorgänge" am Landratsamt gab. 

Wird das Vier-Augen-Prinzip nun verschärft?

Im Würzburger Landratsamt gelte für alle Anordnungen das Vier-Augen-Prinzip, teilt Landrat Eberhard Nuß auf Nachfrage dieser Redaktion mit. In eigener Sache dürften Mitarbeiter weder die sachliche Richtigkeit feststellen noch als Anordnungsbefugte tätig werden. Auszahlungsanordnungen, die Fachbereichsleiter betreffen, können die jeweiligen Vertreter anordnen. 

Werden diese Kontrollmechanismen nun schärfer? "Im Landratsamt Würzburg werden fortlaufend Prozesse überprüft und Kontrollmechanismen weiterentwickelt", sagt Nuß. "Ein mögliches Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters darf nicht zu einem generellen Misstrauen führen. Wir haben grundsätzlich vollstes Vertrauen in unsere rund 600 Mitarbeiter." Zum laufenden Verfahren möchte er sich "aus dienstrechtlichen Gründen" nicht äußern. 

 
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  • M. D.
    Am 11.12. findet übrigens Verhandlung vor dem Landessozialgericht Baden-Württemberg gegen das Landratsamt Würzburg statt, L 3 AS 3321/19: "der Beklagten wird aufgegeben, zum Termin einen über die Sach- und Rechtslage unterrichteten Beschäftigten i.S.v. § 73 Abs 2 Satz 2 Nr. 1 SGG zu entsenden."

    Auch hierüber sollte die Mainpost berichten, vielleicht entsendet man ja auch einen "Sachkundigen"! Das LRA will - ohne jeden Nachweis - über meinen Arbeitgeber Geld in Höhe von rund 3700 Euro pfänden, weil ich laut LRA 2007 "zuviel" Hartz-IV erhalten hätte.... auch hier liegen m.E. Straftaten zugrunde, es wird unkorrigierbar in eigener Sache gelogen.
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  • M. D.
    Die hier geschmeidig zur Schau getragene Heuchelei und Doppelmoral schlägt dem Faß den Boden aus und grenzt an Beleidigung der Mitarbeiter:

    ...."Landrat Nuß hat mittlerweile eingestanden, dass es diese "menschlich furchtbaren Vorgänge" am Landratsamt gab."...

    Nach meiner Erfahrung als ehemaligem Beamten läuft das hier so: ein offenkundig menschlich und charakterlich untauglicher „Leistungsträger“ wird durch den Landrat über Jahre gedeckt, der "psychische Druck" und das Mobbing über Jahre vertuscht, man braucht hier nur die vorherigen Mainpost-Berichte zu lesen....

    Nun hat man Öffentlichwerden zwecks Versuch der eigenen Gesichtswahrung zwanghaft etwas "gefunden", was man ihm (auch) juristisch zur Last legen kann - das Abzocken von vergleichsweise läppischen Beträgen, wie auch Mitforisten schrieben. Das wird nun geschmeidig hochgekocht, um den Mann loszuwerden, den man zuvor jahrelang gepimpert und gedeckt hat. Gell, Herr Nuß, genau so läuft das: Fassade ist alles!
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  • S. K.
    Gelegenheit macht Diebe
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Sodom und Gomorrha. Es wird Zeit, dass ein frischer grüner Wind durchs Landratsamt weht und den überall wabernden, schwarzen Muff, aus gefühlt 1000 Jahren, hinweg fegt.
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    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • M. D.
    Wahnsinn - wenn man bedenkt was ein BEAMTER in so einer Position monatlich verdient, dann ist soetwas unbegreiflich. Wenn es eine hohe Summe gewesen wäre, verständlich, aber für so eine lächerliche Summe alles zu verlieren ?? Dummheit eigentlich.
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  • M. D.
    Das ist eher Hybris und das Gefühl der Unantastbarkeit. Klar, wenn man jahrelang offenkundig machen kann was man will.....
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  • R. S.
    Ein Fabrikarbeiter im 3 Schichtbetrieb kommt locker mit allen Zulagen auf über 3000 Netto. Dass der Beamte im warmen Büro andere Arbeitsbedingungen hat, darüber müssen wir nicht reden.
    Aber Wahnsinn ist dieser Verdienst nicht!
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  • C. B.
    Unglaublich, bedenkt man dass ein A12 Beamter z. B. knapp 4000 Euro netto hat fragt man sich echt, Kragen nicht voll genug bekommen oder was? Wenn das Strafmaß unter 1 Jahr ist passiert eh nicht viel mit der Pension. Und bei Staatsdiener ist die Justiz eh etwas lasch. Hat ja auch der Fall in Bonn gezeigt wegen dem Beamten mit unerlaubten Waffenbesitz.
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  • E. K.
    Falsch, ein A12 Beamter verdient 2.875 EUR netto monatlich
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  • H. L.
    Der Nettoverdienst richtet sich - wie bei jedermann - nach den persönlichen Verhältnissen und es ist müßig diesen hier zu diskutieren. Der Bruttoverdienst kann hier eingesehen werden:https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/beamte/by?id=beamte-bayern-2020&matrix=1

    Viel Meinung - wenig Ahnung zwinkern
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  • G. B.
    Ist das nicht auch der Mitarbeiter, den der Landrat zu unrecht verdächtigt hatte, einen anonymen Brief geschrieben zu haben?

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Falsche-Verdaechtigung-Wuerzburger-Landrat-gesteht-Fehler-ein;art735,10278736
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  • P. G.
    Ich hoffe doch, der gute Mann verliert sämtliche Pensionsansprüche. Als hoher Beamter dürfte das ne Menge Geld sein. Und das wegen 2400 Euro. Manche bekommen ihren Kragen einfach nicht voll. Für die schikanierten Mitarbeiter freut mich das besonders.
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  • L. S.
    Hochmut kommt vor dem Fall.
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  • A. B.
    Kurze Frage hierzu: ist das der selbe Fall am LA WÜ wie der, über den kürzlich schon lange diskutiert wurde, oder ist das etwas Neues?
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  • R. Z.
    Das ist der Fall, über den wir unter anderem hier berichtet haben: https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Landratsamt-Wuerzburg-suspendiert-Fachbereichsleiter;art736,10021191

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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