Wohnen in Stadt und Landkreis Würzburg bleibt ein stetig bewegtes Terrain, geprägt von einem Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage. Das zeigt auch der jährlich erscheinende Wohnmarktbericht der Sparkasse Würzburg, der Einblicke in die aktuellen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt bietet.
Für das Jahr 2023 zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Preise in bestimmten Gemeinden in die Höhe schießen, bleiben sie in anderen vergleichsweise moderat. Unser Artikel beleuchtet, welche Orte im Landkreis Würzburg zu den teuersten und welche zu den günstigsten zählen, und was diese Preisunterschiede für Käufer und Verkäufer bedeuten.
Wie werden die Infos des Wohnmarktberichtes ermittelt?
Der Wohnmarktbericht wird vom IIB Dr. Hettenbach Institut erhoben, einem unabhängigen Analysehaus. Herausgeber ist die Sparkasse Mainfranken Würzburg. Die Objekte sind in insgesamt fünf Wohnlagen eingeteilt: von top bis einfach.
Jede Lage wurde nach einem Kriterienkatalog überprüft. Dieser berücksichtigt städtebauliche Faktoren (Gebäudezustand, Straßenbild), Verkehr (Haltestellen, Parkplätze), Versorgung (Schulen, Geschäfte), Umwelt (Lärmbelastung, Grünflächen) und Soziales (Leerstand, Straftaten). Alle Preisangaben beziehen sich auf Bestandsobjekte, die älter als drei Jahre sind. Als Datenbasis dienten Inserate, recherchierte Objekte und Abschlüsse der letzten 24 Monate.
Wo stehen die teuersten Häuser?
Wer in der Region um Gerbrunn im Jahr 2023 ein Haus kaufte, bezahlte dort im Durchschnitt 534.800 Euro, mehr als in allen anderen Regionen des Landkreises. Doch die Preisspannen sind enorm; sie reichen von 279.100 (mittlere Wohnlage) bis knapp über eine Million Euro (sehr gute Wohnlage). Eine einfache und eine Top-Wohnlage sind in der Umgebung, zu der Gerbrunn, Rottendorf und Theilheim zählen, nicht vorhanden.
Auf Platz 2 der Umgebung mit den teuersten Häusern stehen mit durchschnittlich 532.500 Euro pro Haus Rimpar und Estenfeld. Die Bandbreite erstreckte sich von 96.800 bis 709.500 Euro.
An dritter Stelle im Ranking stehen Veitshöchheim und Güntersleben. Der Durchschnittspreis für ein Haus liegt dort bei 521.900 Euro, die Preisspanne liegt zwischen 212.6o0 und 895.000 Euro.
Wo stehen die günstigsten Häuser?
Am wenigsten kosteten die Häuser 2023 in der Region um Gaukönigshofen. Im Mittel waren es 292.500 Euro, mit einer großen Preisspanne von 45.000 bis 540.000 Euro. Gefolgt von der Gemeinde Hettstadt und Umgebung mit durchschnittlichen Hauskosten von 341.700 mit einer Bandbreite von 146.000 bis 575.000 Euro. Auch in Ochsenfurt und Umgebung kann man laut Wohnmarktbericht verhältnismäßig günstig kaufen. Hier kostete ein Haus 2023 im Schnitt 397.800 Euro.
Wo sind die Mieten am günstigsten, wo am teuersten?
Dort, wo die Häuser am wenigsten kosteten, waren auch die Mieten am günstigsten. So zahlten Mieterinnen und Mieter in Gaukönigshofen im Schnitt 6,60 Euro pro Quadratmeter. Auch rund um Kürnach und Umgebung wohnte man mit 8,30 Euro im Mittel noch relativ preiswert.
Am meisten hinblättern mussten Mieterinnen und Mieter hingegen im stadtnahen Höchberg und Umgebung. Hier lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei elf Euro. Dicht gefolgt von Randersacker und Umgebung mit 10,45 Euro.
Wie haben sich die Preise in den vergangenen Jahren entwickelt?
"Die Immobilienpreise im Landkreis sind im Gegensatz zur Stadt in der Zeit der steigenden Zinsen, je nach Art, Zustand und Lage der Immobilie, im Schnitt um bis zu 25 Prozent zurückgegangen", erklärt Tobias Bott, Abteilungsleiter Immobilien bei der Sparkasse, gegenüber dieser Redaktion.
Derzeit würden sich die Preise wieder stabilisieren beziehungsweise je nach Lage und Objektzustand auch wieder leicht anziehen. "Auch sind der energetische Zustand, insbesondere bei Einfamilienhäusern, und die weitere Zinsentwicklung wichtige Faktoren. Aufgrund des knappen Wohnungsangebotes auch auf dem Land sind die Mieten hier durchgehend gestiegen", so Bott. Im Neubaubereich seien die Mieten sogar um bis zu 15 Prozent gestiegen.
Wie wird sich die Lage in nächster Zeit entwickeln?
Auch hier gilt es laut Tobias Bott, mehrere Aspekte wie die Zinsentwicklung, energetische Thematiken, gesetzliche Regelungen und eventuelle Förderprogramme zu beobachten. "Zwar gibt es im ländlichen Bereich weiterhin den Platz für Neubauten. Jedoch sei hier festzustellen, dass der Grundstückspreis aufgrund hoher Erschließungskosten für viele Interessenten nicht mehr finanzierbar ist."
Die Bautätigkeit für Einfamilien- und Zweifamilienhäuser werde daher im ländlichen Bereich nicht nur durch die Baukosten, sondern auch immer mehr durch die Grundstückspreise gebremst. "Die Preise von Bestandsobjekten wird sehr stark vom energetischen Zustand abhängig sein. Während sich bei Wohnanlagen die Kosten einer energetischen Sanierung auf viele Eigentümer verteilen, muss der Eigentümer eines Einfamilienhauses die Kosten alleine tragen", erklärt Bott.
Was bedeutet das für Immobiliensuchende? Jetzt zuschlagen oder doch noch warten?
Hier äußert sich Tobias Bott deutlich: "Wenn die Immobilie zu Ihren Wünschen und zur Lebenslage passt, schlagen Sie zu. Eine Kapitalanlage im ländlichen Bereich ist eher selten und meist auf Würzburgs Speckgürtel begrenzt."