Bei "Mehrgenerationenwohnen Würzburg" kommen viele Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen. Was sie eint, ist der Wunsch, gemeinschaftlich zu leben. Wie der Verein entstanden ist, und was ihn von anderen Wohnprojekten unterscheidet.
Seit wann gibt es das Projekt "Mehrgenerationenwohnen Würzburg" (MGWW), wie hat sich die Gruppe gefunden?
Nach Informationen von MGWW wurde das Projekt 2016 von einer kleinen Gruppe junger Familien gegründet, zu der auch bald Ältere stießen. Um genauere Vorstellungen ihres künftigen Zusammenlebens zu entwickeln, besuchte die Gruppe verschiedene größere Wohnprojekte im Bundesgebiet. Wichtige Punkte waren zum Beispiel die Wahl eines Abstimmungsverfahrens sowie der Umgang mit der Unterschiedlichkeit der Mitglieder und ihrer Bedürfnisse. 2019 begann die Gruppe mit der Suche nach einer geeigneten Immobilie für das Projekt in oder bei Würzburg. Diese Suche führte zum aktuellen Grundstück am Hubland im Quartier IV, Kürnacher Berg.
Wie hat sich die Gruppe seitdem entwickelt?
Nachdem die Gruppe im Dezember 2022 den Zuschlag für das Grundstück am Hubland erhalten hatte, wollte sie sich aufgrund dessen Größe erweitern. Im Februar 2023 fanden deshalb öffentliche Infoveranstaltungen zum Projekt statt; von März bis Mai gab es eine Kennenlernphase für potenzielle neue Mitglieder. Im Juni 2023 stand fest: Die Gruppe besteht nun aus 60 Erwachsenen und 30 Kindern und hat ihre Projekt-Planungen bei der Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSa) der Stadt Würzburg eingereicht. Nach positiver Rückmeldung soll die Baugenehmigung angestrebt werden.
Warum ist die Gruppe als Genossenschaft organisiert?
Im Januar 2021 wurde die "MGWW Wohnungsgenossenschaft eG" gegründet – der bisherige Verein "Mehrgenerationenwohnen Würzburg e.V." bleibt weiterhin daneben bestehen. Die Mitglieder brauchen für den Erwerb einer Immobilie eine Rechtsform, mit der sie wirtschaften können. Für die Nutzung des Grundstücks und den Bau der Häuser wiederum benötigen sie einen Kredit. Das dafür notwendige Eigenkapital legen laut MGWW die Mitglieder der Genossenschaft ein – wobei jede Partei etwa 30 Prozent der Bauerstellungskosten der Wohnung aufbringen muss, in der er oder sie selbst leben wird. Für einen Teil der Wohnungen sollen Gelder der sozialen Wohnraumförderung beantragt werden.
Wie sollen die künftigen Wohnungen aussehen?
Aktuell sind laut Vorentwurf des Architekturbüros zirka 45 Wohneinheiten unterschiedlichen Typs mit einer Fläche zwischen 40 und 120 Quadratmetern geplant. Herz des Projekts sollen Räume sein, die allen zur Verfügung stehen und Platz für Gemeinschaftsaktivitäten bieten. Auch ein großer gemeinsamer Garten, mit Spiel- und Erholungsbereichen sowie eine Terrasse am Gemeinschaftsraum sind geplant. Auf der Wunschliste der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner stehen laut MGWW außerdem ein Co-Working-Raum und Gemeinschafts-Gästezimmer für Besucher der Bewohner. Von vielen gewünscht seien zudem ein Waschmaschinen-, ein Werkstatt- und ein Toberaum sowie eine Leihbörse.
Welche zentralen Werte sind den Gruppenmitgliedern wichtig?
Den Mitgliedern des Wohnprojekts ist es wichtig, "dass das Gesamtprojekt immer Eigentum von allen bleibt und nicht privatisiert wird, wie zum Beispiel in einer Eigentümergemeinschaft. Alle Mitglieder unserer Gruppe sollen ein hohes Mitspracherecht besitzen", heißt es auf der MGWW-Homepage. Dieses wird unter anderem durch wöchentliche Online-Arbeitstreffen zur Entwicklung des Projekts und regelmäßige Treffen im Plenum sichergestellt. Bei den Treffen geht es zum Beispiel um Themen wie gemeinsame Autonutzung, Gartengestaltung oder Nutzung der Gemeinschaftsräume und -flächen.