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Würzburg
Landkreis Würzburg: SPD-Frau wird stellvertretende Landrätin
Die SPD ist im Würzburger Kreistag nur noch die viert-stärkste Kraft, will aber ganz vorne mitreden. Die Grünen spielen dabei nicht mit. Wer setzt sich am Ende durch?
Christine Haupt-Kreutzer (SPD) freut sich über ihre Wahl zur ersten Stellvertreterin des neuen Landrats Thomas Eberth (CSU).
Foto: Thomas Obermeier | Christine Haupt-Kreutzer (SPD) freut sich über ihre Wahl zur ersten Stellvertreterin des neuen Landrats Thomas Eberth (CSU).
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 10.02.2024 08:26 Uhr

Schon im Vorfeld der konstituierenden Kreistagssitzung am Montag war eigentlich klar, wer zur ersten Stellvertreterin des neuen Landrats gewählt werden soll. Eifrig trafen sich die Kreistagsfraktionen zu Vorgesprächen. Dabei sollen Tränen geflossen, aber auch deutliche Worte gefallen sein. "Die Gespräche waren wenig vertrauensbildend und nicht immer zielführend", sagte UWG/FW-Fraktionsvorsitzender Hans Fiederling im Kreistag. Die erste Kritik am neuen Landrat blieb nicht aus: "Einen fairen Umgang hätten wir uns anders gewünscht."  

Grüne machen Wählerwillen für sich geltend

Unmut in den Kreistagsfraktionen gab es, weil CSU und SPD sich zuvor darauf verständigt hatten, SPD-Frau Christine Haupt-Kreutzer als erste Stellvertreterin von Thomas Eberth (CSU) zu wählen. Vor allem die Grünen waren mit diesem Vorgehen nicht einverstanden, denn sie sehen im Erfolg ihrer Spitzenkandidatin Karen Heußner bei der Landratswahl, sie schaffte es gegen Eberth in die Sichwahl, einen klaren Auftrag der Wähler. "Die Wähler im Landkreis Würzburg haben klar entschieden, welche Person sie an zweiter Stelle haben möchten", sage Landtagsabgeordnete und Kreisrätin Kerstin Celina (Bündnis90/Die Grünen). "Demokratisch gerecht, wäre es, wenn der Kreistag dies wahrnehmen würde."

Ob nun Haupt-Kreutzer oder Heußner - "akzeptieren werde ich beide", sagte Landrat Eberth in einem Gespräch mit dieser Redaktion wenige Tage vor der entscheidenden Wahl. Es sei ihm bei seinem Vorschlag um die Erfahrung gegangen, die Haupt-Kreutzer mitbrächte. Damit argumentierte auch die SPD. "Christine Haupt-Kreutzer verfügt durch ihre Arbeit in den letzten sechs Jahren über ein umfassendes Wissen über die Abläufe in der Kreispoltik, in Gremien und Verbandsversammlungen." Wie keine Zweite kenne sie die interne Organisation des Amtes und habe Leitungserfahrung in einer großen Behörde mit mehreren Hunderten Beschäftigten im Landratsamt, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD vor der Kreistagssitzung.

Enttäuschung bei Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen). Sie wäre gerne erste Stellvertreterin des Landrats geworden, scheiterte aber an der Absprache zwischen CSU und SPD. 
Foto: Thomas Obermeier | Enttäuschung bei Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen). Sie wäre gerne erste Stellvertreterin des Landrats geworden, scheiterte aber an der Absprache zwischen CSU und SPD. 

Seit 2014 ist Haupt-Kreutzer Stellvertreterin des Landrats - "und wurde damals bis auf die CSU von allen Fraktionen getragen", so Eberth. 2014 wollte der damalige CSU-Fraktionschef Manfred Ländner seine Fraktionskollegin Elisabeth Schäfer, die mittlerweile verstorben ist, zur Stellvertreterin des Landrats wählen lassen. Ländners Vorschlag fand damals nur innerhalb der eigenen Fraktion Unterstützung. Die anderen Fraktionen einigten sich darauf, die Stellvertreterposten nach Fraktionsstärke zu vergeben. Mit 16 Sitzen war die SPD vor sechs Jahren nach der CSU zweitstärkste Fraktion im Kreistag. Bei der Kommunalwahl 2020 verlor die Partei stark und stellt in dieser Wahlperiode neun Kreisräte. Nach den Grünen und der UWG/FW-Fraktion ist sie damit die viert-stärkste Fraktion.

CSU und SPD sind sich auch beim dritten Stellvertreter einig

Hans Fiederling erinnerte an diese Abmachung und wollte, dass auch dieser Kreistag so verfährt wie 2014 von Manfred Ländner vorgeschlagen. Die CSU solle als stärkste Fraktion auch den ersten Stellvertreter stellen. Fiederling versäumte es aber einen konkreten Wahlvorschlag zu machen, sondern nannte nur Namen, die dafür in Frage kämen. Konkret sprach er die Kreisrätinnen Marion Wunderlich oder Martina Schmidt an, damit auch der südliche Landkreis mit einem Stellvertreter abgedeckt sei. Nach Informationen dieser Redaktion soll es aber fraktionsintern anders vereinbart worden sein. Fiederling hätte einen konkreten Wahlvorschlag unterbreiten sollen. "Ich habe mich nicht getraut, jemanden von der CSU vorzuschlagen", sagt er dieser Redaktion nach der Sitzung.

Am Ende setzten sich CSU und SPD mit ihrem Vorschlag durch. Haupt-Kreutzer bekam 36 Stimmen, auf Karen Heußner entfielen 31. Im Anschluss schlug Kerstin Celina Heußner daraufhin als weitere Stellvertreterin vor. Bei drei Gegenstimmen (AfD) wurde sie auch vom Kreistag ernannt. Den dritten Stellvertreter würde gerne die UWG/FW-Fraktion stellen, aber nicht mit Ernst Joßberger, sondern mit Felix von Zobel. Die CSU nominierte Waldemar Brohm als Gegenkandidat – und setzte diesen zusammen mit den Stimmen der SPD auch durch. Brohm bekam 38 Stimmen. Felix von Zobel wurde bei einer Gegenstimme vierter Stellvertreter des Landrats. 

Gibt es eine Koalition zwischen CSU und SPD?

Stimmt jetzt die SPD immer mit der CSU? "Ich stehe weiter für eine sachorientierte und wertschätzende Politik", sagte Christine Haupt-Kreutzer im Gespräch mit dieser Redaktion und legte Wert auf den Konsens mit allen Fraktionen, der im Kreistag bislang immer gepflegt wurde und den ihre Partei auch weiterhin pflegen möchte. Sie machte aber auch keinen Hehl daraus, dass sie sich die eine oder andere Stimme von der ÖDP oder der UWG/FW-Fraktion schon gewünscht hätte. 

Und Karen Heußner betonte, dass sie nicht weniger Erfahrung habe, als Haupt-Kreutzer. "Ich wäre auch mit den Herausforderungen fertig geworden", sagt sie. 

 
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  • G. M.
    Die CSU streckt den Strohhalm in die Luft - und „schnapp“ hat ihn die SPD - kein Respekt, keine Zukunft!
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  • M. R.
    Ich find's gut, so kann sich Frau Kreutzer aus Margetshöchheim raus halten und dort weniger kaputt reden. Frau Kreutzer ist das menschliche Problem der SPD auf Regionalebene. Viele Pöstchen, keinen wirklich gefüllt, nur mitmischen wollen und noch nie richtig gearbeitet. Union und SPD haben völlig den Anstand verloren, aber ist ja klar, es geht um Posten und die sind gut bezahlt. Oder glauben Sie, dass Frau Haupt-Kreutzer nochmal ihren richtigen Job nachgehen möchte? Förderverein, Sportverein, Gemeinderat, Landkreis... Die gute Frau hat doch niemals mehr vor mal einen anständigen Job auszuüben. Und vor allem keine Zeit.
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  • S. B.
    Was hier von CSU und SPD aus machtpolitischen Interessen verhandelt und abgestimmt wurde, ist eine Beschämung unserer Demokratie auf kommunaler Ebene und trägt zur Politikverdrossenheit derer bei, die bisher ihr Wahlrecht wahrgenommen haben. Sinkende Wahlbeteiligungen und das Erstarken von Populisten, sind letztlich auch Folge des Ignorierens des Wählerwillens.
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  • H. v.
    Die SPD im Landkreis Würzburg ist nicht mehr links, die sind einfach nur link. Ein Volkmar Halbleib ist zum Wurmfortsatz der CSU verkommen!!!
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  • H. v.
    Ich gebe ehrlich zu, über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Ich habe die preußische Beschwerdeordnung nicht beachtet, die besagt, dass man eine "Nacht darüber schlafen muss". Ich möchte mich von daher bei Volkmar Halbleib offiziell entschuldigen und werde dies auch persönlich noch tun. Hinter meiner Kritik an der Sache und am Verhalten der SPD stehe ich nach wie vor, ich hätte nicht persönlich werden dürfen!
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  • S. W.
    Viel wichtiger wäre es gewesen mal zwei Sätze über die AfD zu verlieren als nur über das angeblich so bedeutsamste Postenthema zu schreiben. Ein Kreisrat der seine (leider vorgeschriebene) Funktion als ältester Kreisrat bei der Vereidigung dazu nutzt über Sharia und Islam, etc zu faseln. Viel Vergnügen in den nächsten 6 Jahren.
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  • R. B.
    Wählerwille???
    Die Wähler*innen waren hier doch gar nicht gefragt. Bei der Wahl/Stichwahl wurde entschieden, dass Frau Heußner nicht Landrätin werden soll. Das war keine Abstimmungüber einen Stellvertrterposten! Der Kreistag hat aus seiner Mitte Stellvertretervorschläge gemacht und demokratisch gewählt, fertig
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  • G. W.
    Herrlich, wie Sie die hier geäußerten Meinungen absichtsvoll missverstehen. Als wüssten Sie nicht genau, dass mit Wählerwille die neue politische Gewichtung im Landkreis gemeint ist, die bei der Stimmabgabe am 15. März entstand. Zu Ihrer Erinnerung und zur Vorbeugung einer Legendenbildung: Die Sozis stürzten von 22,50 % auf 13,72 % ab, während der Anteil der Grünen von 13,10% auf 22% anstieg.
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  • P. H.
    Also ich weiß nicht. Ich bin jetzt seit 50 Jahren SPD Miglied. Aber was da im Landkreis und in Veitshöchheim mit den Stellvertretern abgeht, kann ich nicht nachvollziehen und widerspricht völlig dem Wählerwillen. Kein Wunder, wenn es mit der SPD weiter Abwärts geht leider, aber Viele können das Verhalten meiner Partei nicht mehr verstehen
    Peter Herbert
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  • S. W.
    In Höchberg hat der grüne Fraktionssprecher im Kreistag überhaupt kein Problem damit sich zum 2. Bürgermeister wählen zu lassen und die CSU nicht zu berücksichtigen. Wie man es halt braucht....
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  • G. W.
    Das ist genauso verwerflich, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. All dies hat nichts mit Präferenz für bestimmte Parteien zu tun sondern mit demokratischer Kultur und politischem Anstand. Der wird bei solchem Verhalten verletzt, was zur Politikverdrossenheit beiträgt.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Eine Partei,die Individuen wie Boris PalmerSchulze,usw. beheimatet gehört abgestraft.
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  • N. T.
    Das Problem wird sich bei dieser inzwischen Splitterpartei, die ja auch bayernweit an der 5 % Grenze knabbert, hoffentlich bald von selbst lösen.
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  • S. W.
    Mimimi - da ist der Wunsch Vater des Gedanken
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  • Veraltete Benutzerkennung
    CSU und SPD treten den Wählerwillen mit Füßen.
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  • S. W.
    der Kreistag wählt aus seiner Mitte. Da gibts keinen Proporz und keinen grünen Automatismus so sehr sich manche diesen auch herbeischreiben
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  • R. W.
    Schachern um Posten im Landratsamt und diversen Gemeinden. Der eindeutige Wählerwille wird mit Füßen getreten. Grüne kompetente Politiker/-innen werden zu Gunsten des eindeutigen Wahlverlierers SPD ausgebootet. Wo bleibt das Demokratieverständnis der sogenannten Volksparteien.
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  • G. W.
    Aha, also auch hier: Wie in Veitshöchheim paktiert die SPD, die von den Wählern deftig abgestraft wurde, mit der CSU, um sich Pöstchen zu sichern und die deutlich überlegenen Grünen auszubooten, denen der Stellvertreterposten nach gutem demokratischem Brauch zustünde.
    Wären die Genossinnen und Genossen doch dem Beispiel von Frau Schäfer-Blake gefolgt, die aufgrund der Wahlniederlage ihrer Partei nicht mehr als Bürgermeisterin kandidierte! Aber so viel Ehrgefühl und Anstand besitzen sie offenbar nicht mehr. Ein wahrhaft großer Sozialdemokrat sagte einmal: "Das Leben können sie uns nehmen, die Ehre nicht." Seine unwürdigen Nachfolgerinnen und Nachfolger erledigen das ganz alleine.
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  • B. E.
    Ich bin so gar kein Grünen-Fan, aber was hier abläuft ... Karrieregeilheit sticht Wählerwillen (ok, wie der JETZT bezüglich der Grünen aussehen würde, ist eine andere Sache). Politischen Anstand zeigt Haupt-Kreutzer hier gar nicht, eher das Gegenteil.
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