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Würzburg
Landkreis Würzburg: So haben sich die Einwohnerzahlen entwickelt
Immer mehr Menschen zieht es in die Städte, heißt es in Studien. Zeigt sich diese Entwicklung auch in den Gemeinden des Landkreises? Das ist nicht überall der Fall.
Sommerhausen hat Grund zur Freude: Hier gab es den größten Zuwachs an Einwohnern in den vergangenen fünf Jahren.
Foto: Daniel Peter | Sommerhausen hat Grund zur Freude: Hier gab es den größten Zuwachs an Einwohnern in den vergangenen fünf Jahren.
Lucas Kesselhut
Lucas Kesselhut
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:54 Uhr

Traditionelle Fachwerkhäuser, glückliche Tiere auf dem Bauernhof, ein beschauliches Leben mit viel Grün – für viele Menschen könnte so die Beschreibung eines typischen Dorflebens aussehen. Einige aktuelle Studien lassen diese Idylle jedoch schnell zerplatzen. Viele Orte kämpfen um ihre Existenz. Eine schlechte Infrastruktur, wenig Job-Perspektiven und die Attraktivität der deutschen Metropolen lassen die Vorstellung eines schönen Landlebens bröckeln. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) zieht das Fazit: "Der Anteil der Bevölkerung, die auf dem Land lebt, hat mittlerweile sowohl in schrumpfenden Regionen als auch in Wachstumsregionen den niedrigsten Stand seit 1871 erreicht." Das Institut untersuchte jedoch nur Regionen in Berlin/Brandenburg, Hessen und Sachsen. Wie sieht es im Landkreis Würzburg aus?

"Es ist immer schön, wenn die Gemeinde wächst."
Stefan Diroll, 2. Bürgermeister Sommerhausen

Ein Blick auf die Zahlen von 2014 bis 2019 zeigt: Im Landkreis sieht es insgesamt gut aus. Die Einwohnerzahlen sind sogar gestiegen. Von 159 253 auf 162 302. Einige Gemeinden haben sogar kräftig zugelegt. Sommerhausen kann sich über den höchsten Zuwachs im gesamten Landkreis freuen. "Damit habe ich nicht gerechnet", sagt 2. Bürgermeister Stefan Diroll (CSU). Ihm sei bewusst gewesen, dass viele Menschen neu zugezogen sind, dass es aber für den Spitzenplatz unter den Gemeinden reicht, überrasche ihn. "Es ist immer schön, wenn die Gemeinde wächst", freut er sich. Die vielen "Neuzugänge" erklärt er mit neuen Wohnungen im Altort und im neuen Baugebiet an der Ochsenfurter Straße. Diese seien auch rasch bezogen worden. Dass es mit dieser rasanten Entwicklung weitergeht, glaubt er nicht. "Die Infrastruktur ist gut, wir dürfen sie aber nicht überstrapazieren", sagt er. Zudem sei es in den kommenden Jahren auch unwahrscheinlich, neue Baugebiete auszuweisen.

Zuwachs bei den Nachbarn

Auch Eibelstadt ist gewachsen. "Die zentrale Lage, das naturnahe Umfeld, starke Investitionen in die Bereiche Soziales, Bildung sowie Freizeit und Naherholung machen Eibelstadt zu einem attraktiven Wohnort", sagt Bürgermeister Markus Schenk (CSU) dazu. So wurden in den vergangenen sechs Jahren unter anderem einige neu gebaute Mehrfamilienhäuser bezogen.

Landkreis Würzburg: So haben sich die Einwohnerzahlen entwickelt

Stärkster Rückgang in Winterhausen

Bei einem Blick auf die Karte fällt auf: Während sich die Nachbargemeinden Sommerhausen und Eibelstadt über große Zuwächse freuen können, sieht es in Winterhausen ganz anders aus. Im Fünf-Jahres-Vergleich hat die Gemeinde den größten Verlust im Landkreis zu verzeichnen. Das weiß auch Bürgermeister Christian Luksch (UWG). Doch er hat gute Nachrichten: Die jüngsten Einwohnerzählungen zeigten, dass die Zahl konstant bleibe beziehungsweise sogar wieder leicht steige. Zudem bekomme er vor allem in den vergangenen Wochen und Monaten viele Anfragen von ehemaligen Winterhäusern, die gerne wieder in die Gemeinde ziehen wollen und sich nach Wohnmöglichkeiten erkundigen.

"Die reine Einwohnerzahl ist nicht maßgeblich für die Attraktivität."
Christian Luksch, Bürgermeister Winterhausen
In Winterhausen sind die Einwohnerzahlen im Fünf-Jahres-Vergleich am stärksten zurückgegangen. 
Foto: Patty Varasano | In Winterhausen sind die Einwohnerzahlen im Fünf-Jahres-Vergleich am stärksten zurückgegangen. 

Und er meint: "Die reine Einwohnerzahl ist nicht maßgeblich für die Attraktivität und das Zusammenleben." Die Gemeinde sei bereits dabei, leerstehende Wohnungen oder Häuser im Altort wieder an potenzielle Bewohner zu bringen. "Das gelingt uns bereits punktuell", weiß Luksch. Neue Baugebiete auszuweisen gestalte sich wegen der geographischen Lage schwierig. Am Main beispielsweise sei die Hochwasserlinie, an der Bahnlinie gibt es immissionsschutzrechtlich einiges zu beachten.

Aub will das Problem verstärkt angehen

Auch in Aub sind die Einwohnerzahlen zurückgegangen. Das bereitet Bürgermeister Roman Menth (CSU) Sorgen, wie er auf Nachfrage der Redaktion sagt. "Wir können kaum Bauland zur Verfügung stellen", so der Politiker. Für ihn ist die Lage eine große Herausforderung. "Wir liegen weit weg von größeren Zentren wie Würzburg oder Bad Mergentheim", sagt er. Zwar sei es vereinzelt gelungen, Leerstände in der Altstadt zu reaktivieren. "Familien möchten aber eher auf die grüne Wiese und da sind wir von der Fläche eingeschränkt", meint er. Die Strategie der Gemeinde soll es jetzt sein, das Stadtmarketing anzutreiben und so die Vorteile von einem Leben in Aub hervorzuheben.

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  • K. K.
    Einen Anstieg von 0,91% für Altertheim kann ich nicht ganz nachvollziehen. Bei der Gemeinderatswahl 2020 wurden nur 12 Gemeinderäte gewählt (statt 14 im Jahr 2014), weil die Einwohnerzahl erstmals seit den 1990er Jahren unter die 2000er Marke gerutscht war. Ihre Zahlen beziehen sich ebenfalls auf diesen Zeitraum. Auf der Gemeinde-Homepage ist leider nur eine "Uraltangabe" von 2011 angegeben (2142 Einwohner). Irgendetwas stimmt da nicht.
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