In den deutschen Medien konnte man in den vergangenen Wochen einer Studie kaum entgehen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) hatte für 96 deutsche Regionen untersucht, wie gut diese wirtschaftlich für die Zukunft gerüstet sind. Auch diese Redaktion veröffentlichte einen Artikel zu dem Thema: "Viele Regionen verlieren den Anschluss".
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die meisten deutschen Regionen stehen gut da, so auch der Landkreis Würzburg. Er wurde mit den Landkreisen Main-Spessart und Kitzingen als eine wirtschaftliche Region betrachtet. Das hat laut Michael Hüther, Direktor des IW Köln, den Vorteil, dass bei der Regionen-Abgrenzung wirtschaftliche Verflechtungen und Nachbarschaftseffekte berücksichtigt werden.
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Kurz erklärt: Was bedeuten die Ergebnisse?
Wie aber kann man die Zukunftsfähigkeit einer Wirtschaftsregion darstellen? Die Antwort teilten die Wirtschaftswissenschaftler in drei Blöcke: Demografie, Wirtschaft und Infrastruktur. Für die Entwicklung der Wirtschaft ist erstmal eines wichtig: Menschen. Der erste Block bildet deswegen die Einwohnerentwicklung in der Region.
Erst wenn Menschen vor Ort auch Geld haben, das sie ausgeben können, floriert die lokale Wirtschaft. Die wirtschaftlichen Indikatoren bilden deshalb vor allem die Situation der privaten Haushalte ab. Der Block zur Infrastruktur soll, zumindest grob, abbilden, wie leistungsfähig die öffentliche Hand ist. "Sie liefern mit Blick auf die Breitbandausstattung aber auch Indizien für die Modernität", sagt IW-Direktor Hüther.
Nicht jede Region schneidet gut ab
Je besser eine Wirtschaftsregion im Vergleich zu anderen abschnitt, je weniger Werte die Wissenschaftler kritisch sahen, desto besser ist das Ergebnis. Für die untersuchte Wirtschaftsregion, in der sich auch der Landkreis Würzburg befindet, lautete das Ergebnis: drei mal null, also Bestnote.
Nicht jede untersuchte Region schneidet so gut ab. Zwar sieht es in den angrenzenden Bereichen ähnlich aus, bereits in Südthüringen gibt es aber eklatante Unterschiede. Hier wird der Block Demografie beispielsweise nicht mit der Bestnote null, sondern mit 1.25 bewertet. Grund ist dort unter anderem, dass die Einwohnerzahl im Untersuchungszeitraum gesunken sei. In der Region Würzburg ist sie laut Institut gestiegen. Auch die bessere Arbeitslosenquote sei ein Pluspunkt für die Wirtschaftsregion, zu der der Landkreis gezählt wird.
Im Landratsamt freut man sich über das gute Abschneiden
"Die kooperative und nachhaltige Regionalpolitik unserer Gemeinden und des Landkreises trägt zu diesen guten Ergebnissen bei", findet Michael Dröse, im Landratsamt Würzburg zuständig für die Kreisentwicklung. Der Landkreis entwickle sich als attraktiver Wirtschaftsstandort mit hoher Wohn- und Lebensqualität weiter und könne durch zahlreiche Kooperationen von Gemeinden und der Stadt Würzburg die Auswirkungen des demografischen Wandels mildern. "Ein Lebens- und Arbeitsraum, der Sicherheit bietet, genießt das Vertrauen der Menschen und der Unternehmen", so Dröse.
Ausruhen könne man sich jedoch nicht. Der Blick in die Zukunft sei zwar nicht ganz so sorgenvoll, wie in anderen Regionen Bayerns oder Deutschlands. "Dennoch sind diese Ergebnisse eher eine Aufgabe und Verpflichtung auch weiterhin diesen Weg zu gehen", sagt Dröse. Eine aktive Wirtschaftsförderung, weitere interkommunale Zusammenarbeiten und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen seien unter anderem Aufgaben, die es weiterhin in Zukunft zu bestreiten gelte.
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Willkürliche Grenzen
Die Ergebnisse der Studie sind lediglich als Orientierung zu verstehen. Dafür gibt es einen Grund: Eine klare und abgegrenzte Einordnung von Daten in Form von Rankings zieht oft willkürlich Grenzen. So ist die untersuchte Wirtschaftsregion beispielsweise auch nicht klar anhand der Landkreis-Grenzen abgesteckt, was auch die Einwohnerzahl von über 500 000 erklärt.