Ein Hinweisschild. Wieder ein Gedenkstein. Ist dann alles gut? Der alte Käs' gegessen? Die Geroldshäuser würden sich das wünschen. Doch so einfach, wie sich der Bürgermeister das vorstellt, ist es nicht.
Eduard Wirths stand in Auschwitz an der Rampe. Er entschied, wer leben durfte, wer sterben musste. Trotzdem, das wird bei der Recherche zu Eduard Wirths deutlich, zeichnen viele in seinem Heimatdorf auch ein sympathisches Bild von Wirths. Selbst in der Literatur finden sich immer wieder Hinweise auf die positiven Seiten des KZ-Arztes, der nicht immer mit all dem einverstanden gewesen sein soll, was in Auschwitz passierte.
Eine Tafel genügt nicht
Tatsache ist: Wirths gehörte zu den zentralen Figuren. An entscheidender Stelle war er in den Massenmord involviert. Das lässt sich nicht einfach auf einer Tafel zusammenfassen oder mit einem Gedenkstein an die ermordeten Geroldshäuser Juden wieder gut machen. Es ist die Pflicht dieser Generation, das Verdrängen ihrer Vorfahren zu durchbrechen, sich der Geschichte zu stellen, aufzuräumen mit alten Legenden. Zu lange wurde im Ort Stillschweigen bewahrt, zu lange stand der Name Eduard Wirths als gefallener Soldatenheld auf dem Kriegerdenkmal.
Der Gemeinderat braucht die Hilfe von Historikern
Noch ist wenig über Wirths erforscht, die Quellenlage aber gut. Jetzt wäre ein guter Anlass, sich tiefgreifender mit Wirths auseinanderzusetzen. Der Gemeinderat braucht mehr Wissen - und die Hilfe von Historikern. Um entscheiden zu können, ob eine Hinweistafel wirklich genügt oder der Name für immer aus dem Denkmal entfernt wird. Leicht sollten sich die Geroldshäuser diese Entscheidung nicht machen.
Wer sich nicht erinnern will lebt in der ständigen Gefahr die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
Was ist denn das für eine Logik?
Nur weil zu anderen Zeiten und in anderen Ländern es ebenfalls Völkermord gab, soll bei uns die Vergangenheit totgeschwiegen werden?
Und eben kein Gefallener Soldat. Schon gar kein Held.
Und damit die wahre Natur dieses Denkmals entlarven: Es ist ein ‚Ehrenmal der Schande’.
Und damit endlich unterbinden, dass sich ein NS-Massenmörder hinter gefallenen Soldaten versteckt.
Wer will schon, dass sein Angehöriger gemeinsam mit einem NS-Verbrecher ‚geehrt’ wird???