
Marco Schneider hat Zwillinge. Die beiden Jungs im Alter von elf Jahren sind geistig behindert und haben eine Autismus-Spektrum-Störung. Sie besuchen die Christophorus-Schule der Lebenshilfe in Würzburg. Dort wird dienstags und donnerstags bei allen Schülerinnen und Schülern mit einem Lolli-PCR-Test festgestellt, ob eine Corona-Infektion vorliegt. Ein Verfahren, das bayernweit in Grundschulen und Förderzentren vom Bayerischen Kultusministerium vorgegeben ist.
Die Lolli-Tests sind für die beiden Elfjährigen kein Problem. Sie akzeptieren die kleinen Kauschwämmchen. "Das Problem sind die zusätzlichen Tests am Montagmorgen", sagt der Vater aus dem Landkreis Würzburg. Denn dafür stehen den Schulen und Förderzentren vom Kultusministerium nur Schnelltests zur Verfügung, für die ein Nasen- oder Rachenabstrich erforderlich ist. Für Kinder, die keine Nähe aushalten können oder Berührungen nicht zulassen, sind solche Tests schwer auszuhalten - "und schier unmöglich", erzählt Marco Schneider.
Kinder wehren sich mit Händen und Füßen gegen einen Nasen- oder Rachenabstrich
"Ich musste ihren Kopf festhalten, dann ging es schon", beschreibt der der Vater eine Situation, als es noch keine Lolli-Tests gab. "Beide haben aber schon nach dem zweiten Mal gespürt, was auf sie zukommt, und sich noch heftiger gewehrt. Das möchte man seinen Kindern nicht mehr antun." Den Lolli-Test aber, der eher beiläufig durchgeführt wird, würden sie problemlos akzeptieren.
Die Zwillinge von Marco Schneider sind nicht die einzigen Schüler der Christophorus-Schule, die Probleme mit Nähe und Berührungen haben und sich mit Händen und Füßen gegen einen Nasen- oder Rachenabstrich am Montagmorgen wehren. "An unserer Schule sind es zehn Kinder", sagt Schneider, der auch Vorsitzender des Elternbeirats ist.
Lolli-Schnelltests sind nicht teuer, werden aber vom Kultusministerium nicht bezahlt
Eine Lösung könnte sein, dass die Schule den betroffenen Kindern Lolli-Schnelltests zu Verfügung stellt. Den Schulen stünden diese aber nicht zur Verfügung, sondern nur die vom Kultusministerium zentral beschafften Tests. Die Eltern müssen also selbst für die Tests aufkommen - etwa fünf Euro pro Woche. "Nicht die Welt", sagt Schneider. "Es gibt aber Familien, die sich das nicht leisten können und den Elternbeirat um Unterstützung gebeten haben."
Der Elternbeirat übernimmt die Kosten auch, hat sich aber gleichzeitig auch an die Landtagsabgeordneten für den Stadt- und Landkreis Würzburg gewandt und auch Anna Stolz, Staatssekretärin im Kultusministerium, auf das Problem hingewiesen. "Vielleicht wurden besondere Kinder einfach nur vergessen", so Schneider.
Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib fordert: Das Kultusministerium muss Kosten übernehmen
Eine Antwort hat der Elternbeiratsvorsitzende nur von Volkmar Halbleib (SPD) bekommen, der eine Anfrage ans Plenum des Bayerischen Landtages gestellt hat. "Für die betroffenen Eltern fällt die Antwort mehr als enttäuschend aus", sagt der Landtagsabgeordnete aus Ochsenfurt. Denn das Kultusministerium teilte ihm mit: "Ein Anspruch auf Beschaffung und Zurverfügungstellung anderer als der an den Schulen vorgesehenen Tests oder Testverfahren nach Wahl der Erziehungsberechtigten besteht weder gegen den Freistaat Bayern noch die jeweilige Schule vor Ort." Dementsprechend bestehe auch kein Kostenersatzanspruch für Tests, die Eltern selbst auswählen und beschaffen.
"Betroffene Eltern müssen diese Antwort als ungerecht und herzlos empfinden", sagt Halbleib. Auch er ist damit nicht zufrieden: "Wenn ein anderer Test aus gesundheitlichen und behinderungsbedingten Gründen erforderlich ist, muss doch ein solcher Anspruch geschaffen werden", fordert der SPD-Abgeordnete, der hofft, dass dies noch nicht das letzte Wort des Ministeriums dazu war.
Die Kosten für die Lolli-Schnelltests an der Christophorus-Schule will nun erst einmal der Träger, die Lebenshilfe Würzburg, übernehmen.
Danke
Muss der Staat (also wir) in sinnvollen Fällen zahlen, weigert er sich.
Gleichzeitig zwingt er Firmen dazu ihren Mitarbeitern wöchentlich Tests zur Verfügung zu stellen die bei einem guten Teil der Belegschaft zu Hause verotten da es hier, außer in Pflegeeinrichtungen etc. keine TestPFLICHT gibt!
Mit der Politik bin ich fertig, am besten es schaut jeder im kleinen nach sich selbst und seinen Nächsten.
Und nein ich bin kein Spaziergänger und verachte vor allem die Querdenker.
Der Knaller ist, dass die Leute, die derartige Entscheidungen treffen, von der Gesellschaft für ihren (angeblichen) Dienst an der Gesellschaft auch noch bezahlt werden...
Es ist eine Schande!