Eines der wesentlichsten Merkmale eines Museums ist neben dem Ausstellen von Kunst das Sammeln von Kunstwerken, um diese dann dem Publikum zugänglich zu machen. Um aber Kunstwerke zu sammeln, muss man sie erst einmal erwerben und dafür braucht man Geld. Und genau daran fehlt es im Museum im Kulturspeicher. Dort beträgt der Ankaufsetat nämlich seit vielen Jahren genau null Euro. Doch auch darüber hinaus gibt es bei der Stadt Würzburg keinen festen Etat für den Ankauf von Kunstwerken.
Hintergrund für diese Aussage ist ein Antrag der CSU-Stadtratsfraktion für den Schul- und Kulturausschuss am Montag, 21. Oktober, in dem die Stadt Würzburg aufgefordert wird, den Etat für den Kauf von Kunstwerken zu erhöhen. In der Verwaltungsvorlage steht, dass im nächsten Haushalt entsprechende Mittel bereitgestellt werden sollen. Zudem beschäftigt sich die Vorlage ausführlich mit der Situation im Kulturspeicher.
500 Euro Jahresetat für Ankauf von Kunst
Die ist dadurch gekennzeichnet, das im Haushalt lediglich 500 Euro Ankaufsmittel aus der Josefine und Willi Greiner-Stiftung veranschlagt sind. Damit lassen sich natürlich keine adäquaten Kunstwerke erwerben. Wie Museumsleiterin Marlene Lauter gegenüber dieser Redaktion erklärte, sei der Erwerb von neuen Kunstwerken deshalb sehr kompliziert. In manchen Fällen steuere die Stadt auf Anfrage einen Sockelbetrag bei, häufig beteiligt sich der Freundeskreis an den Kosten und in Einzelfällen finden sich auch private Geldgeber. Es kam aber auch schon vor, dass die Spendenkasse für ein neues Kunstwerk geleert wurde oder externe Spendenaktionen durchgeführt wurden. Dieses Verfahren sei sehr aufwändig, weil den potenziellen Geldgebern immer sehr genau erläutert werden müsse, welche Bedeutung eine künstlerische Arbeit für das Museum besitze.
Für das Museum sei es wichtig, sein vorhandenes Profil durch gezielte Ankäufe systematisch und kontinuierlich weiter zu entwickeln, so die Museumsleiterin. Zudem sollten durch Neuwerbungen die Schwerpunkte der Sammlung ergänzt und herauskristallisiert werden. Für die Städtische Sammlung sollen daher im kommenden Jahr ein Stilleben von Hans Thoma (25 000 Euro), zwei Farbholzschnitte von Ewald Mataré (10 000 Euro) und eine Bodenarbeit von Monika Linhard (9000 Euro) erworben werden. Das heißt, dass das Museum hierfür einen Ankaufsetat von 44 000 Euro benötigt.
Zukunftsperspektive: 100 000 Euro pro Jahr
Deshalb wird in der Vorlage eine Zukunftsperspektive aufgezeigt, damit das Museum konkurrenzfähig bleiben kann. Grundsätzlich sollte ein jährlicher Ankaufetat von 100 000 Euro angestrebt werden, der in den nächsten Jahren auch schrittweise realisiert werden könnte. Wie Marlene Lauter gegenüber dieser Redaktion erläuterte, sei es dann auch leichter, an Mittel aus den großen Stiftungen zu kommen. Denn hierfür sei Voraussetzung, auch relevante Eigenmittel beizusteuern.
Zäsur bei Fortführung der Sammlung Ruppert
Ungewiss sei nach dem Tod des Sammlers Peter C. Ruppert, wie dessen Sammlung Konkreter Kunst durch weitere Arbeiten ergänzt werden könne, so Lauter. "Hier ist jetzt eine Zäsur eingetreten", sagt die Museumsleiterin. Regelmäßige Ergänzungen wie zu Lebzeiten Rupperts werde es wohl nicht mehr geben. Über die Stiftung von Peter C. Ruppert seien punktuelle Erweiterungen aber nicht ausgeschlossen, so Lauter. Die Sammlung, die mit ihrem internationalen Niveau ein Herzstück des Museums darstellt, müsse aber weiter gepflegt werden und dürfe nicht stehen bleiben, denn das Publikum erwarte stets etwas Neues.
Deshalb benötige die Dauerausstellung – sowohl die der Konkreten Kunst als auch die Städtische Sammlung – als Rückgrat eines Museums stetig neue Werke. Denn der ständige Museumsbestand sei das Reservoir, aus dem die Themen für Wechselausstellungen entwickelt werden, so Marlene Lauter.