
17 Vorschläge lagen der Jury für den Kulturpreis 2024 vor: Die Entscheidung fiel auf Dr. Astrid Eitschberger mit ihrem Orchester-Projekt "Collegium Musicum Iuvenale Ochsenfurt", den mainARTkulturverein Margetshöchheim und das Casablanca Filmtheater in Ochsenfurt. Gemeinsam ist allen drei Preisträgern ihre langjährige und erfolgreiche Entwicklung mit überörtlicher Ausstrahlung sowie gelebte Inklusion.
Es war das dritte Mal, dass der Landkreis Würzburg Kulturschaffende "in ehrender und dankender Anerkennung der künstlerischen Leistungen und Verdienste um das kulturelle Leben" würdigte.
"Auch bei Kunst und Kultur sind engagierte Menschen gefragt, die mehr tun, als sie müssten." Die Kulturpreisträger des Landkreises Würzburg 2024 leisten genau das und stechen damit besonders heraus, freute sich Landrat Thomas Eberth. Wie groß die Vielfalt an kulturellem Schaffen sein kann, zeigte Bürgermeister Peter Juks exemplarisch für Ochsenfurt auf: von der Baukultur bis zur Kreuzberg-Wallfahrt zählte er in seinem Grußwort auf: "Und Kino seit fast 70 Jahren".

Für das Casablanca Filmtheater, das die Bühne für die Preisverleihung und das Saxophonquartett der Sing- und Musikschule Veitshöchheim stellte, hätte gerne SPD-Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib die Laudatio gehalten – schon aus persönlicher Verbundenheit. Hatte er doch als "Oberstufenschüler" und freier Mitarbeiter der Ochsenfurter Lokalredaktion seinerzeit die Skepsis beschrieben, ob sich das Kino halten könne.
Ein Plädoyer für "gemeinsames Filmeschauen"
42 Jahre nach der Eröffnung sei es "eine beispiellose Erfolgsgeschichte", weil das Casablanca ein vielfach ausgezeichnetes Programmkino ist, "wie man es sich nur wünschen kann". Zum Konzept gehören "Kino und Kneipe", ein Monatsprogramm, das Kultstatus genießt und Sonderveranstaltungen unter anderem mit Diskussionsformaten, Kabarett oder Live-Musik. Mit dem klaren Bekenntnis für Kultur und Kino auch auf dem Land, hat das Casablanca open Air-Kinoformate und Landfilmtage aufgebaut. Kreisrat Tobias Grimm trug die Laudatio für den terminlich verhinderten Halbleib vor. Gert Dobner und Hannes Tietze als die Macher des Filmtheaters amüsierten die Festgesellschaft mit drei Kurzfilmen und einem Plädoyer für "gemeinsames Filmeschauen".

Mit einem Kunst- und Kulturfest, der mainART, in Margetshöchheim hatte es angefangen. Vielerlei Facetten der Kulturarbeit wurden im Laufe der Jahre eindrucksvoll bespielt. Was den mainARTkulturverein aber von anderen sehr aktiven und kreativen Kulturvereinen unterscheidet, ist seine besondere soziale Kompetenz. Laudatorin Karen Heußner hatte "Zusammenarbeit, Miteinander, Einladen und Mitnehmen" als die besonderen Stärken herausgestellt – nicht selten über Margetshöchheim hinausgehend.
Zuletzt hatten gemeinsame Workshops mit dem Fachbereich Kunst und Kultur der Mainfränkischen Werkstätten für die mainART 2024 Inklusion und Teilhabe so erfolgreich Realität werden lassen, dass es weitere inklusive Projektideen gibt, bis hin zur konzeptionellen Beteiligung an Wohnformen mit gemeinschaftlichen, inklusiven künstlerischen und kulturellen Aktivitäten. Die stellvertretende Landrätin hob die schöpferische Kraft von Kunst hervor, die sich über Grenzen wagt und Perspektiven aufzeigt. Dass es immer auch um das Miteinander gehe, erklärte Vereinsvorsitzende Brigitte Laudenbacher, und dass man auf ein glückliches Zusammentreffen von Menschen bauen konnte, die das mit Begeisterung verfolgen. Der Preis sei Ansporn und Verpflichtung.

Inklusiv arbeitet auch die Musikpädagogin und Orchestergründerin und -leiterin Dr. Astrid Eitschberger mit dem von ihr 1981 gegründeten Collegium Musicum Iuvenale Ochsenfurt. Sie setzt sich über Altersklassen, Instrumente und Behinderungen hinweg, war eine Vorreiterin des gemeinsamen Orchesterspiels beim Erlernen von Instrumenten und des interkulturellen Austauschs. Notfalls schreibt sie Stücke so um, dass alle mitspielen können. Die Freude an der Musik und dem gemeinsamen Spiel führt sie zu immer neuen Projekten.
Benefizveranstaltungen oder Spendenprojekte seien die Regel, zollte Laudator Wolfgang Kuhl als Kreisrat und Ochsenfurter Neubürger Respekt für ihr enormes, rein ehrenamtliches Engagement über die Jahrzehnte. Einnahmen würden entweder wohltätigen Zwecken zugeführt oder für Instrumente und Ausstattung verwendet. "Es funktioniert nur", so Eitschberger, die "Brückenbauerin", "wenn es eine große Gemeinschaft gibt, wenn am anderen Ende der Brücke auch Menschen stehen". Das sind zuvorderst Familie, langjährige Mitspieler, das Netzwerk von Solisten, auf das sie bauen könne und die Zuhörer, die sie auf immer neue Ideen bringen.
Dotiert sind die Kulturpreise vom Kreistag mit jährlich 4000 Euro: 1500 Euro für Vereine, 1000 Euro für Einzelpersonen.