Drei Preisträger hat der Kulturpreis des Landkreises Würzburg 2022: Johannes Wolf aus Aub, den Arbeitskreis Kultur Zell am Main und die Florian-Geyer Festspielgemeinschaft aus Giebelstadt. Ermittelt hat sie eine Jury aus Mitgliedern des Beirats Kulturregion Landkreis Würzburg.
Eine "Weltpremiere" nennt es Landrat Thomas Eberth bedeutungsvoll, dass der Landkreis Würzburg erstmals Kulturpreise verleiht. Dank, Anerkennung und Ansporn soll er sein. Bezog sich die Unterstützung der Kulturschaffenden bislang auf Zuschüsse in sechsstelliger Höhe und die Organisation des "Kulturherbst des Landkreises", wurden nun erstmals auch Akteure "für ihre künstlerischen Leistungen und Verdienste um das kulturelle Leben im Landkreis Würzburg" geehrt.
4000 Euro an Preisgeldern überreicht
"Was es bedeutet, keine Kultur erleben zu dürfen", habe die Pandemie so richtig deutlich gemacht, veranschaulicht Eberth zur Preisverleihung im Kartoffelkeller in Giebelstadt, einer feierlichen Abendeinladung, die Teil des Preises ist. Bei einem Budget von 5000 Euro, auf das sich der Kreistag geeinigt hatte, konnten 4000 Euro an Preisgeldern überreicht werden.
Die bewunderte Weltpremiere zur Preisverleihung lieferte der 16-jährige Gitarrist, Sänger und Songschreiber Moritz Eckert, Preisträger des Bundes- und Landeswettbewerbs Jugend musiziert 2022, der seinen Song "What’s wrong" erstmals öffentlich darbot. Man findet ihn aktuell im musikalischen Adventskalender des Matthias-Grünewald-Gymnasiums.
Bewunderung für den Preisträger Johannes Wolf aus Aub
Es ist ehrliche, tiefe Bewunderung, die Laudator Andi Schmitt, der Randersackerer Vorsitzender der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU), für Preisträger Johannes Wolf’s unprätentiöses, umfangreiches und wirkgewaltiges Kulturschaffen darlegt. Das Studentenzimmer draußen im Gollachgau zu behalten und Aub erfolgreich zur Bühne zu entwickeln – tatsächlich ist Wolf das ermutigende frühe Beispiel im Landkreis Würzburg, dass "hohe und höchste künstlerische Qualität" sein Publikum auch fernab der Metropolen findet. Außerdem, dass scheinbar unvereinbare Akteure, Kulissen, Kunstformen und Stile zusammenfinden und erstaunliches zustande bringen können.
In mehr als 40 Jahren hat er nicht nur dem Auber Sängerkranz neuen Schwung verliehen, sondern neue Formate wie die "Musik in fränkischen Spitalkirchen" konzipiert oder die Auber Spitalbühne als Open-Air Spielstätte mitverantwortet. Neben dem laufenden Ars Musica-Programm glänzten "in künstlerischer, personeller und finanzieller Hinsicht besonders aufwändige Projekte" wie die Auber Prozessionsnacht mit Kunst-Performances an ungewöhnlichen Orten, den Kompositionsauftrag "Der Schleierflug" anlässlich des 600-jährigen Stadtjubiläums, die Stadtoper "Der Weg des Pilgers" sowie "Der Weg der Kunigunde", eine Kunstprozession von Aub nach Bamberg.
Schmitt sprach von einer sozio-kulturellen Errungenschaft, wie die Persönlichkeit Wolf mit Beständigkeit Menschen herausfordert, zusammenführt und inspiriert. Was auch deutlich wird: Kulturschaffende brauchen das "wohlwollende" Miteinander und die Unterstützung der (Lokal-)Politik sowie Mitwirkende. Johannes Wolf dankte ihnen ausdrücklich, ganz besonders aber Ehefrau Michaela Mroncz-Wolf.
Giebelstadter Geyer-Festspiele ein mitreißendes Bühnenereignis
Geradezu üppig viele Mitwirkende zeichnet die Florian-Geyer-Festspielgemeinschaft mit ihren mehr als 150 Aktiven in ihren verschiedenen Rollen aus, für die stellvertretende Landrätin Karen Heußner die Laudatio hielt. 1925 begann ihre Geschichte und mündet zunächst in Pathetik und Propaganda des Nationalsozialismus. 1979 wird mit Regisseur Kurt Hepperlin der Neubeginn gewagt. Richtig Schwung bringt ab 1990 Regisseur und Autor Renier Baaken, ehemals Chefdramaturg am Stadttheater in Würzburg, in des Geyers Schwarzen Haufen.
Heußner hebt die neuen Facetten des Stoffes und Herausforderungen für alle Akteure heraus, die von Jahr zu Jahr über sich hinaus wachsen. "Dank Regisseur und Stückautor Renier Baaken sind die Florian-Geyer-Spiele zu einem von historischer Belastung befreiten, mitreißenden Bühnenereignis geworden, das zu Recht auch überregional beachtet und geschätzt wird", so Heußner.
Geglückt ist es, weil sich die Festspielgemeinschaft den Visionen und Anforderungen gestellt hat, leidenschaftlich an einer Weiterentwicklung mitarbeitet, was zuletzt vom aktions- und effektreichen Historienspektakel zu "Zobels Zoff" führte, dem 2022 erstmals aufgeführten Musical. "Insgesamt ein enormer Gewinn für das kulturelle Leben im Landkreis", welcher jetzt mit dem Kulturpreis gewürdigt werden konnte.
Kulturmeile in Zell am Main als überregionales Aushängeschild
Zeitgleich, während der Uettinger Kreisrat Thomas Hoffmann die Laudatio auf den Arbeitskreis Kultur Zell am Main spricht, rattert deren Aufruf an die Künstlerinnen und Künstler durch die Druckmaschinen der Main-Post, sich für die 14. Zeller Kulturmeile am 23 und 24. Juni 2023 anzumelden. Es soll die große Wiederauferstehung des Kulturfestivals werden, das 2003 unter dem damaligen Bürgermeister Franz Nagelstutz "klein begonnen hatte".
Mit inzwischen überregionaler Bedeutung hatte die Kulturmeile zuletzt mehrere tausend Besucher angezogen und sowohl Zell als auch den Landkreis zu einem wichtigen Kulturstandort, zu einem "Aushängeschild" entwickelt. Denn, so Kreisrat Thomas Hoffmann: "Sowohl die ausstellenden Künstler, als auch die Gruppen des Rahmenprogramms spiegeln die überregionale Kulturszene wider."
Bis 2019 war es das Verdienst von zuletzt Elisabeth Reinhart, Alfons Feuerbach, Carmen Nister-Büttner und Sabine Pichler. Ein Generationswechsel im Arbeitskreis-Team und die Pandemie hatten besondere Willensstärke und Engagement verlangt, die geschaffenen Plattformen für Künslterinnen und Künstler, das vielseitige Kulturprogramm im Kulturkeller, sowie Ausstellungen und Konzerte zu erhalten. Der neue Arbeitskreis um Jutta Kansy, Celina Kroh und Tanja Waitz hat sich gegen alle Widernisse zielorientiert im Sinne der Kultur behauptet – und durfte den Preis für 20 Jahre erfolgreiche Kulturarbeit entgegennehmen.