
Es war ein besonderer Moment am Dienstagabend im Ratssaal: Gut 70 vorwiegend junge Frauen und Männer kamen in Reih und Glied zur Tür herein, nahmen Aufstellung vor dem Wandgemälde von Wolfgang Lenz und stimmten ein Lied des englischen Komponisten Thomas Tallis aus dem 16. Jahrhundert an. Damit bedankte sich der Monteverdichor Würzburg auf seine Art für den Kulturpreis der Stadt Würzburg, der zum ersten Mal an ein Ensemble verliehen wurde.
Seit 1965 gibt es den mit 5000 Euro dotierten städtischen Kulturpreis. 36 Männer und sechs Frauen haben ihn bisher erhalten, darunter so prominente Namen wie der Dichter Yehuda Amichai, Kabarettist Frank Markus Barwasser und die Sängerinnen Waltraud Meier und Diana Damrau. Der Monteverdichor, 1992 als Zusammenschluss zweier studentischer Chöre gegründet, besteht aus Studierenden und Alumni der Universität Würzburg und der Hochschule für Musik. "Der Ausnahmechor begeistert regionales und überregionales Publikum seit vielen Jahren auf allerhöchstem musikalischen Niveau", heißt es auf der Urkunde, die von Oberbürgermeister Christian Schuchardt übergeben wurde.
Zusammenarbeit mit vielen renommierten Orchestern
Gewürdigt wird damit auch die Leistung von Matthias Beckert, der den Monteverdichor seit einem Vierteljahrhundert leitet und dirigiert. "Sein Einsatz und sein Energiepotenzial sind einmalig", sagte Regine Toyka, die zusammen mit ihrem Ehemann Klaus Toyka den Förderverein des Chores leitet, in ihrer Laudatio. Der Monteverdichor hat mit vielen renommierten Orchestern zusammengearbeitet, mehr als dreißig CDs aufgenommen und zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2020 den Bayerischen Staatspreis für Musik.

Der Chor lebe von der Begeisterungsfähigkeit seiner Sängerinnen und Sänger, so Toyka weiter: "Sie sind wichtige Kulturbotschafter unserer Stadt". Dirigent Matthias Beckert bedankte sich bei der Stadt und allen Förderern: "Der Kulturpreis ist für uns Verpflichtung, unseren Weg der Entdeckung und Aufführung von seltenen gespielten Meisterwerken weiterzugehen."
Drei mit 2500 Euro dotierte Kulturförderpreise wurden vergeben
Vor dem Auftritt des Chors als Höhepunkt des Abends wurden im Ratssaal drei mit 2500 Euro dotierte Kulturförderpreise vergeben. Damit sollen Künstlerinnen und Künstler aus Würzburg "für herausragende erste Erfolge gewürdigt und den weiteren Karriereweg ermutigt und gestärkt werden", sagte der OB.

Auch bei den Förderpreisen war die klassische Musik vertreten: Die Sopranistin Theresa Maria Romes und die Pianistin Marie-Thérèse Zahnlecker wurden für das von ihnen 2021 mitten in der Pandemie gegründete und kürzlich zum dritten Mal durchgeführte Kammermusik-Festival ausgezeichnet. Laudator Steffen Zeller nannte sie "zwei begeisterte Musikerinnen, die es einfach gemacht haben". Auch die beiden Festival-Chefinnen gaben im Ratssaal als Duett beeindruckende Kostproben ihres musikalischen Könnens ab.
Würzburger Maler Jaroslav Drazil als gut gefragter Künstler
Ein weiterer Förderpreis ging an den Würzburger Maler Jaroslav Drazil, der 2022 erstmals im Martin-von-Wagner-Museum ausgestellt und mit seinen Bildern "den Nerv der Besucher getroffen hat", wie Museums-Kurator Markus Maier betonte. Der 39-jährige Drazil sei "einer der meistgefragten Künstler seiner Generation in der Region" und inzwischen auf dem Sprung in die internationale Kunstszene.

Bereits international bekannt ist der fast ausschließlich an Würzburger Drehorten in der Stadt gedrehte knapp zwanzig Minuten lange Kurzfilm "A Father's Job" von Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Frank Christian Wagner, der ebenfalls einen Kulturförderpreis erhielt. Es ist die inzwischen 70. Auszeichnung für den Film, der auf zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt wurde. Der Film sei mit seiner Geschichte einer deutsch-jüdischen Mischehe während des Dritten Reichs ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und überzeuge "schlichtweg in allen Aspekten", sagte Laudator Klaus Heuberger.
