
Mehr als zwei Jahre nach der Explosion steckt der Zeugin der Schreck noch immer in den Knochen: Das Feuerwerk zum Jahreswechsel 2023 war seit Stunden vorbei - als plötzlich ein einzelner, gewaltiger Knall das Haus am Würzburger Peterplatz erschütterte. Fensterscheiben splitterten, an geparkten Autos sprangen Alarmanlagen an. Die Anwohnerin wurde aus dem Schlaf gerissen: "Beängstigend" sei das gewesen, schildert sie jetzt vor Gericht. Zu ihrem Mann habe sie gesagt: "So muss es im Krieg sein."
Menschen blieben in jener Neujahrsnacht in Würzburg unverletzt. Aber an umliegenden Häusern zerbarsten unter dem Druck der Explosion 55 Scheiben. Eine Tür wurde beschädigt, an der Kirche St. Peter und Paul zersprangen teure Glasfenster. Gesamtschaden laut Anklage: über 11.000 Euro.
Zwei Jahre Suche nach dem unbekannten Bomben-Zünder vom Würzburger Peterplatz
Experten des Landeskriminalamtes (LKA) stellten fest, dass eine Kugelbombe gezündet worden war - mit zigmal mehr Sprengkraft als ein Silvesterböller. Aus gutem Grund dürfen damit nur Profis hantieren. Wer illegal Kugelbomben erwirbt, bringt sich und andere damit in Gefahr.
Zwei Jahre später ist der markerschütternde Knall ein Fall für die Justiz: Vor dem Amtsgericht Gemünden muss sich - nach mühsamen Ermittlungen und zeitweise schon eingestellten Untersuchungen - ein zur Tatzeit 19-Jähriger aus dem Landkreis Main-Spessart verantworten. Er hatte Pech: Kurz vor der Explosion war er mit mehreren Freunden an einer Überwachungskamera bei der Regierung von Unterfranken vorbeigekommen, nahe am späteren Tatort.
Überwachungskamera der Regierung zeigte ein bekanntes Gesicht
Als die Polizei später die Aufnahmen auswertete, erkannten szenekundige Beamte das Gesicht wieder: Der Fußballfan war ihnen von früheren Begegnungen bekannt. Doch von ihrem Anfangsverdacht bis zur Anklage der Staatsanwaltschaft war es ein weiter Weg.
Noch im Dezember 2023 hatte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken mitgeteilt, es hätten noch keine Tatverdächtigen ermittelt werden können, "denen ein strafbares Handeln nachgewiesen werden konnte". Weniger Monate später gab es plötzlich eine Anklage.
Bei Durchsuchung hunderte Feuerwerkskörper gefunden
Fast ein Jahr nach der Explosion hatten die Ermittler das Elternhaus des verdächtigen jungen Mannes durchsucht. Laut Anklage fanden sie auf einem Schrank in seinem Zimmer hunderte von Feuerwerkskörper verschiedener Gefahrenklassen, ein ganzes Lager von Krachern und Heulern.

Der Beschuldigte bestreitet, die Kugelbombe gezündet zu haben. Der Fall verdeutlicht indes einen gefährlichen bundesweiten Trend. Immer häufiger werden solche illegalen Bomben bei Silvester-Feuerwerken gezündet und bringen Passanten und die Anzünder selbst in Gefahr. In diesem Jahr starben zwei Hobby-Feuerwerker dabei, die Forderung nach einem Böllerverbot wurde dadurch bestärkt.
Verteidiger beklagt Verfolgungseifer: Handy ohne richterlichen Beschluss beschlagnahmt
Seit diesem Montag steht der damals 19-Jährige jetzt in Gemünden vor Gericht. Sein Verteidiger Norman Jacob kritisiert den Verfolgungseifer der Polizei. Das Handy seines Mandanten sei beschlagnahmt worden, obwohl es dafür keinen gültigen richterlichen Beschluss gegeben habe. "Die darauf gefundenen Dialoge mit einem Freund unterliegen einem Verwertungsverbot", protestiert der Anwalt. Richterin und Staatsanwalt sind anderer Meinung. Immerhin scheinen Sprachnachrichten darin auf Kenntnisse der Explosion am Petersplatz hinzuweisen.
Das Verfahren stockt gleich zu Beginn. Zusätzliche Zeugen werden benötigt. Der Prozess wird am 6. März fortgesetzt.
Die gefundenen Raketen sind ein sehr deutlicher Hinweis auf die Neigungen des Angeklagten. Aber was für ein Anwalt ist denn das? Sein Ziel ist es, den Angeklagten irgendwie frei zu bekommen, so dass das Geböllere weiter geht. Ich habe nur Verachtung für solche Juristen.