Sie stecken in Smartphones, elektrischen Zahnbürsten oder E-Bikes - und sie können in der Müllentsorgung brandgefährlich werden: Batterien und Akkus auf Lithium-Ionen-Basis. Das Würzburger Jungunternehmen WeSortAI hat jetzt mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) einen Weg aus der Gefahr gefunden.
Das Prinzip klingt einfach: Die KI erkennt in einer Müllsortieranlage alle möglichen Gegenstände, die Akkus sind oder in sich tragen. Sie werden mittels einer kraftvollen Luftdüse von den Transportbändern in einen Spezialbehälter geblasen, so dass sie nicht mehr im allgemeinen Abfallberg untergehen. So komme man besser an die wertvollen Inhaltsstoffe ran, die Recyclingquote sei deutlich besser, erklärt WeSortAI-Geschäftsführer Nathanael Laier.
WeSortAI testet Sortieranlage unter den Würzburger Posthallen
In einem fensterlosen Raum unter den Posthallen am Würzburger Hauptbahnhof hat der 30-Jährige zusammen mit seinem Data Manager Dorian Langenstein eine Testanlage in Betrieb. Seit Jahresbeginn und noch bis Anfang kommenden Jahres wollen sie dort 50.000 Akku-Geräte erfasst haben, sodass die Sortiermaschine dann marktreif ist.
Die Nachfrage in der Müllsortierbranche sei groß, meint Laier. "Es kommen schon viele auf uns zu." Der Preis für die Anlage liege bei einem "mittleren sechsstelligen Betrag". 50 potenzielle Kunden habe WeSortAI bereits. Die KI-Apparatur könne in bestehende Müllsortieranlagen eingebaut werden, so Laier.
Akkus und Batterien: Warum das Thema brisant ist
Dass der Bedarf so groß ist, lässt sich mit der Brisanz des Themas erklären. Wegen der massiv steigenden Zahl von Akkugeräten in unser aller Alltag, ist nach Darstellung des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs,- Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) der Anteil dieser Geräte im herkömmlichen Müll enorm.
Doch dort haben Batterien und Akkus nichts zu suchen. Sie müssen über Wertstoffhöfe oder den Fachhandel gesondert beseitigt werden. Im herkömmlichen Müll indes sind sie heikel: Bundesweit kommt es laut BDE in Sortieranlagen zu 30 Bränden - pro Tag. Für die Beschäftigten dort sei das "potenziell lebensgefährlich".
Die Gefahr liegt darin, dass gerade Lithium-Ionen-Akkus blitzartig und heftig in Flammen aufgehen können, wenn sie beschädigt sind. Außerdem entstehen dann laut Umweltbundesamt ätzende und giftige Dämpfe.
Ein Akku oder eine Batterie im Hausmüll ist zudem eine Verschwendung, weil die Bestandteile dann nicht mehr zur Wiederaufbereitung zur Verfügung stehen. Und deren Quote ist nach Angaben des Umweltbundesamtes beachtlich: Aus 257.000 Tonnen Altbatterien konnten 2021 etwa 215.000 Tonnen an Sekundärrohstoffen wie Blei, Nickel, Zink und Schwefelsäure herausgeholt werden.
Auch hier setzt die Anlage von WeSortAI an: Sie garantiere 80 Prozent Sortiergenauigkeit, betont Geschäftsführer Laier. In wenigen Jahren sollen es 90 Prozent werden, so dass dann also fast alle Batterien und Akkus im Müll erkannt werden.
Neben einer Infrarot- und einer Digitalkamera ist ein Röntgen-"Auge" das Herzstück der Anlage. Mit Hilfe der KI erkennt es all die Elektrozahnbürsten, Akku-Rasierapparate und sonstigen batteriebetriebenen Geräte.
KI muss mit Unmengen von Daten gefüttert werden: Der Testbetrieb unter den Posthallen zeigt, was das heißt. Denn Data Manager Langenstein lässt Tag für Tag auf einem Transportband Müll am Röntgen-Auge vorbeiziehen, so dass die Software immer neue Geräte zu speichern hat. Auf diese Weise erhöht sich permanent der Datenvorrat und damit die Klugheit der KI.
Sind die KI-Anlagen bei der Kundschaft installiert, dann sollen sie miteinander verbunden werden können, erläutert Laier. So sollen die Sortieranlagen regelrecht voneinander lernen.