In der Produktionshalle des Würzburger Unternehmens va-Q-tec herrscht reges Treiben: Die Mitarbeitenden schleifen reparaturbedürftige Container, kleben silbern glänzende Vakuumisolationspaneele zusammen oder sortieren verschieden farbige Kühlpacks. Mittendrin steht Vorstandsvorsitzender Joachim Kuhn. Er zeigt auf einen Container, der gerade aus Sydney gekommen ist, und sagt: "Hier passen etwa 120 000 bis 150 000 Dosen Impfstoff rein."
Das sind eine Menge Dosen Corona-Impfstoff – und doch nur ein Bruchteil dessen, was mit Containern und Boxen von va-Q-tec weltweit transportiert wird. Denn das sind mittlerweile Milliarden. Fast alle großen Impfstoffhersteller haben Verträge mit dem Würzburger Unternehmen, man findet seine Container in Sydney, Südafrika und Shanghai. Wie kam es dazu?
Testkits mussten konstant bei minus 21 Grad transportiert werden
Die ersten coronabezogenen Transporte hatte va-Q-tec im März 2020. Damals fragten asiatische Länder Möglichkeiten nach Boxen, mit denen ihre Testkits sicher transportiert werden konnten. "Die ganze Welt wollte die Testkits", erinnert sich Kuhn. "Und die mussten bei minus 21 Grad verschickt werden."
Transporte, die konstant solch niedrige Temperaturen halten müssen, sind nur mit komplexer Technologie möglich. Und die hat va-Q-tec. Das 2001 gegründete Unternehmen ist Vorreiter für energieeffiziente Technologien wie die Vakuumisolationspaneele, kurz VIP. Diese Paneele dämmen bis zu zehnmal besser als herkömmliche Materialien der Wärmeisolation wie beispielsweise Styropor. Die VIPs stecken in den Wänden von Containern und Boxen und dämmen diese. Dadurch kann in beiden die Innentemperatur bis zu zehn Tage konstant gehalten werden.
Von Würzburg in die Welt
Vorstandsvorsitzender Kuhn schätzt, dass sein Unternehmen im Sommer 2020 etwa die Hälfte aller internationalen Sendungen mit Testkits übernommen hat. Als die Tests nach und nach in mehr Ländern produziert wurden, sank der Bedarf dafür an va-Q-tecs Containern und Boxen. Doch nur ein paar Monate später ging es im Herbst und Winter 2020 mit den Impfstoffen los.
Mit Kühlboxen des Würzburger Unternehmens wurde ein Großteil der Impfstoffe innerhalb Deutschlands verteilt. Und auch international stieg die Nachfrage nach va-Q-tecs Transportmöglichkeiten. Einen großen Peak habe es vor Weihnachten gegeben, als Teil der COVAX-Initiative, so Kuhn. Ende 2021 begann die große, weltweite Distribution – auch in ärmere Länder.
"Wir beliefern jetzt die vielen Länder, die bei der ersten Runde der Impfstofflieferungen nicht dabei waren", erklärt Kuhn. Dazu zählen viele afrikanische Staaten, unter anderem Kenia und Gambia. In Südafrika betreibt va-Q-tec eine eigene Station. Dort verleiht das Unternehmen Container für die Impfstofflieferungen.
Wie viele Impfstoffdosen mit va-Q-tecs Containern bisher transportiert wurden, könne und wolle man nicht genau sagen. Doch es seien wohl fast zwei Milliarden. Gerade im Bereich der sehr niedrigen Temperaturen, die die Impfstoffe erfordern, gibt es noch nicht viel Wettbewerb. Und davon profitiert das Würzburger Unternehmen.
Hohes Wachstum – auch über Corona hinaus
Um die große Nachfrage bedienen zu können, hat va-Q-tec zeitweise durchgängig produziert, 24 Stunden lang an sieben Tagen die Woche. Zudem hat die Firma im vergangenen Jahr 100 neue Mitarbeitende eingestellt, nachdem sie teils monatelang nach ihnen gesucht hatte. Ein Großteil davon arbeitet in der Würzburger Produktion, andere in der Verwaltung und wieder andere am zweiten Standort im thüringischen Kölleda.
44 Prozent mehr Umsatz machte va-Q-tec 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Die Firma schätzt, dass die Corona-Transporte etwa ein Fünftel des Umsatzes von über 100 Millionen Euro ausmachen. Das geht aus den vorläufigen Geschäftszahlen hervor.
Pharmakonzerne weltweit setzen auf Würzburger Container und Boxen
"Wir sind weit mehr als Corona", sagt Kuhn. Zwar gehe er davon aus, dass das Impfen noch lange ein Thema bleiben werde. Doch auch wenn die Corona-Transporte weniger werden sollten, blickt Kuhn optimistisch in die Zukunft. Denn die anderen Unternehmensbereiche von va-Q-tec wachsen ebenfalls – und das schon seit einigen Jahren.
70 der 100 meistverkauften Medikamente unterliegen einer Pflicht zu temperaturkonstanten Transporten. Und Pharmakonzerne weltweit setzen dafür immer öfter auf Würzburger Container und Boxen. Des Weiteren werden va-Q-tecs Technologien verstärkt genutzt, um Kühlschränke, Warmwasserboiler oder Fernwärme-Leitungen zu dämmen. Kuhn ist überzeugt: "Wir werden auf hohem Niveau weitermachen und weiterwachsen."