Das bayerische Gesundheitsministerium räumt ein, dass im Freistaat bislang exakt 1146 Corona-Impfdosen durch Transport-Fehler oder falsche Lagerung verloren gegangen sind. Gleichzeitig will Bayern aber nicht auf den Transport der fragilen Impf-Mittel in extra dafür angeschafften Camping-Kühlboxen verzichten. Dies teilte das Ministerium auf eine Landtags-Anfrage des unterfränkischen SPD-Abgeordneten Volkmar Halbleib zum Impfstoff-Transport in Bayern mit. In Berichten dieser Redaktion und im "Spiegel" war der Einsatz der insgesamt 305 Boxen auch in Unterfranken von Fachleuten bereits Mitte Januar scharf kritisiert worden.
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) habe "die Funktionsweise der elektrischen Kühlboxen DometicCoolFreeze überprüft und eine mehrseitige explizite Handlungsanweisung für den Transport des Impfstoffs" erstellt, erklärt das Gesundheitsministerium nun. Zudem habe man "zur Dokumentation der einzelnen Transporte Formblätter erstellt".
"Wenn es für diese Boxen eine mehrseitige Beschreibung des Landesamtes geben muss, ist die Befürchtung, dass es wieder zu Problemen kommt, nicht von der Hand zu weisen", kritisiert Halbleib. Umso mehr sei es unverständlich, "wieso die Staatsregierung nicht auf Produkt-Kompetenz aus Würzburg setzt", schimpft der SPD-Politiker.
In Würzburg sitzt der renommierte Dämmprodukte-Hersteller va-Q-tec, der nach eigenen Angaben viele andere Bundesländer mit speziellen Medizin-Transportboxen für das Corona-Vakzin beliefert: "Wir haben das Know-How in Bayern, aber die Staatsregierung ignoriert das", bemängelt Halbleib.
In der Antwort auf Halbleibs Anfrage räumt das Ministerium ein, dass seit Beginn der Corona-Impfungen in Bayern kurz nach Weihnachten insgesamt 1146 der kostbaren Impf-Dosen vor allem durch falsche Lagerung oder falschen Transport verloren gegangen sind – die meisten davon in Oberfranken. Gegenüber dieser Redaktion hatte das Ministerium jedoch stets beteuert, dass diese Verluste nicht auf die umstrittenen Boxen zurückzuführen seien.
Aus Sicht des Ministerium gilt zudem die strenge europäische Richtlinie für Arzneimittel-Transporte für den kurzen Weg zwischen den Impf-Zentren und etwa Altenheimen ohnehin nicht. Dafür sind die umstrittenen Boxen gedacht. Dieser Weg sei "vergleichbar mit einem Hausbesuch eines Arztes", heißt es in der Antwort auf die Halbleib-Anfrage. Die Kühlbox müsse deshalb nur acht Stunden lang die geforderte Temperatur zwischen zwei und acht Grad halten können, sowie "ein Einfrieren des Impfstoffs" unbedingt verhindern, erklärt das Ministerium.
Dass die Camping-Box genau dies leisten kann, bezweifeln aber Experten wie va-Q-tec-Chef Joachim Kuhn: Vor allem bei Minus-Temperaturen seien die Boxen "sehr riskant", etwa wenn sie einige Zeit draußen stehen, warnte er bereits Mitte Januar.
Halbleib: Ignorieren der EU-Transport-Vorgabe riskant
Auch Volkmar Halbleib hält das bayerische Ignorieren der EU-Vorgabe ausgerechnet bei dem als fragil bekannten Biontech-Impfstoff für riskant: "Ich hoffe nicht, dass wir dadurch Ausfälle von Impfstoff befürchten müssen, der sich mit dem richtigen Kühlsystem vermeiden lassen würde", sagt der Ochsenfurter SPD-Mann. Er könne Bayerns Staatsregierung nur "dringend auffordern, die Transport- und Kühl-Logistik zu überdenken".
Der Hersteller übernimmt keine Haftung "Dieses Produkt ist nicht für den Transport von Arzneimitteln kreiert worden."
Da gibt's schon wenig Impfdosen am Anfang - CSU kritisiert EU - und dann riskiert man Verluste beim Transport. Das ist Sparen am falschen Ende
Aber so kennt man die CSU...
Wobei letzterer dazu dient, dass sämliche Kritik auf seine Person konzentriert werden damit andere Parteipolitiker trotz Unzulänglichkeiten weiter glänzen können.