Der Besucher sieht einen Kaktus. Der Krippenbauer aber weiß es besser. Getrocknete Kastanienschalen, grün bemalt, ergeben die stachelige Pflanze, die die exotische Weihnachtskrippe ziert. Im Ratssaal in Eibelstadt hat die alle drei Jahre stattfindende Ausstellung von Hobby-Krippenbauern aus der Region begonnen. Walter Schenk organisiert sie und hat diesmal rund 60 ganz unterschiedliche Krippen zusammen bekommen. Mehr, meint er, passen beim besten Willen nicht in den Saal.
"Es ist schön, wenn man hört, dass die Ausstellung Besucher inspiriert", sagt Schenk. Gemeinsam mit Arthur Theuerkaufer, der sein Hobby teilt, legt er im Ratssaal letzte Hand an. Der große Raum ist voll mit Tischen, auf denen dicht nebeneinander die bunten Weihnachtskrippen stehen. Schilder verweisen auf einen Rundgang, der die Besucher an allen Ausstellungsstücken vorbei lotst. Die Erfahrungen der letzten beiden Male zeigen: Die Besucherströme müssen gelenkt werden, denn das Interesse an der Ausstellung ist groß. Rund 1000 Besucher waren vor drei Jahren da.
Warum findet die Ausstellung dann nicht jedes Jahr statt? "Wir wollen den Leuten ja immer etwas Neues bieten", erklärt Schenk. Und da sich eine Krippe nicht in ein paar Tagen baut, brauchen die Bastler schon ein wenig Zeit, um neue Ideen für ihre Miniaturbauwerke zu sammeln und umzusetzen. Allein von Walter Schenk sind 29 Krippen zu sehen, Arthur Theuerkaufer hat zehn Stück mitgebracht. Seine Spezialität: kleine Krippen in selbst gebauten Laternen.
Mit dem üblichen Heimwerker-Werkzeug komme man beim Krippenbau schon recht weit, sagen die beiden Rentner. "Was man nicht im Keller hat, sind die Ideen", verrät Walter Schenk. Und die sind wahrhaftig ausgefallen. Auf einer Schautafel zeigt der Eibelstadter, aus welchen Materialien er seine Details gebastelt hat: Aus Stromkabeln werden Firstziegel, aus Styroporresten Mauern, aus Tannenzapfen Palmen und aus einem Streichholz mit Senfkörnern und Bast ein Maiskolben. "Teils entwickelt man das selbst, oder man guckt es irgendwo ab", sagt Schenk.
Szenen aus fernen Ländern
Er selbst kam zu dem Hobby, als er vor vielen Jahren seiner Schwester etwas selbst gebautes zu einem runden Geburtstag schenken wollte. Daraus machte der Eibelstadter eine Art Familientradition und begann, auch für andere Verwandte Weihnachtskrippen zu bauen. Arthur Theuerkaufer kann ganze Tage mit seinen Miniaturszenen verbringen. "An den Kleinigkeiten verkünstle ich mich regelrecht", verrät er. Erst, wenn am Abend seine Frau im Keller auf die Suche nach ihm gehe, falle ihm wieder ein, wie spät es schon ist.
Walter Schenk ist besonders stolz auf die Krippen, die Szenen aus fernen Ländern zeigen. In seiner Grönland-Krippe zum Beispiel liegt das Jesuskind in einem Hundeschlitten. In der mexikanischen Krippe, deren aus getrockneten Maisblättern gefertigte Figuren Schenk aus Mittelamerika mitgebracht hat, befindet sich das Jesuskind in einer Kokosnuss.
Winzerkrippe mit Weinberg und Probierstube
"Die Details sieht man anfangs manchmal gar nicht", sagt der Eibelstadter. Da müsse man schon länger vor einer Krippe stehenbleiben und hinein gucken. Zum Beispiel gibt es eine Winzerkrippe, die von der Kelter über den Weinberg bis hin zur Probierstube sämtliche Details eines Weinbaubetriebes beinhaltet. Dort liegt das Jesuskind natürlich in einem halben Weinfass.
Eine Besonderheit der Ausstellung sind einige Passionskrippen, die keine weihnachtlichen Szenen zeigen, sondern die Leidensgeschichte Jesu. Vor allem in den südlichen Mittelmeerländern seien solche Krippen beliebt, weiß Walter Schenk. In Bamberg gebe es einen Verein von Krippenfreunden, der diese Krippen ebenfalls zeige. Und noch etwas ganz Besonderes hat Walter Schenk den ausgestellten Krippen mitgegeben: Sand aus dem Heiligen Land, von dem er bei einer Israel-Reise vor zehn Jahren ein Fläschchen abgezweigt hatte und von dem nun jede Krippe eine kleine Prise bekommt.
Spenden für die Stiftung Lebenshilfe
Eintritt wird für die Krippenausstellung nicht verlangt. Allerdings steht an der Tür eine Spendenbox, denn die Organisatoren möchten auch diesmal wieder für einen guten Zweck sammeln. Sie haben sich für die Stiftung Lebenshilfe Bayern entschieden. Die Vorsitzende des Stiftungsrates ist die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die der Ausstellung in Eibelstadt aus diesem Grund höchstpersönlich einen Besuch abstatten möchte, und zwar am 30. November. Schenk und Theuerkaufer freuen sich, mit den Spendengeldern dazu beitragen zu können, Familien von Kindern mit Behinderung zumindest zeitweilig zu entlasten.
Walter Schenk und Arthur Theuerkaufer werden während der Öffnungszeiten der Ausstellung für Fragen zur Verfügung stehen. Diese sind am Samstag, 23. und Sonntag, 24. November, Samstag, 30. November und Sonntag, 1. Dezember sowie Samstag, 7. und Sonntag, 8. Dezember, jeweils von 11 bis 18 Uhr im Rathaus in Eibelstadt. Der Eintritt ist frei.