Wenn Walter Schenk im Wald spazieren geht, dann bringt er manchmal etwas mit nach Hause. Einen knorrigen Wurzelstock oder einen bizarr geformten Baumpilz zum Beispiel. Schenk kann solche Dinge gebrauchen. Seit etwa 20 Jahren baut er Krippen, von denen keine der anderen gleicht. 25 von ihnen zeigt er nun in einer Ausstellung im Eibelstadter Rathaus.
„Die hier habe ich am liebsten“, sagt der 66-Jährige. Er meint die größte seiner Krippen, bei der sich sein Sinn für Details zeigt. Etagenweise kann man von oben hineinschauen, das Dach und die Decke abheben. Walter Schenk hat eine funktionstüchtige kleine Zugbrücke gebaut, über die die Schafe von ihrem Stall ins Haupthaus gelangen können.
Winzige Bienenkörbe, Sensen, Sicheln und Hacken hat der Eibelstadter selbst gebastelt. Die kleinen Maiskolben, die außen am Häuschen hängen, bestehen aus Senfkörnern, Bast und Streichhölzern.
1974 entdeckte Walter Schenk seine Liebe zum Holz und zum Basteln. Damals hatte ihn ein Beinbruch eine Zeit lang lahmgelegt, und er hatte sich einen Zeitvertreib gesucht. Mit dem Krippenbauen fing er allerdings erst später an, als er über ein Geschenk für seine Schwester nachdachte, die einen runden Geburtstag feierte. Daraus machte Schenk eine Art Tradition. Wann immer es in seiner Familie etwas zu feiern gibt – Walter Schenk bringt eine selbst gebaute Krippe als Präsent.
Auf diese Weise sind mittlerweile etwa 50 Krippen entstanden, von denen er die Hälfte im Rathaus ausstellt. Seine Verwandten stellen die Krippen sozusagen als Leihgaben zur Verfügung. Walter Schenk liebt die Abwechslung. Jede seiner Krippen ist ein Einzelstück mit einem besonderen Thema. Da gibt es eine oberbayerische Krippe mit See und Bachlauf sowie eine kleine, in eine Laterne eingebaute. Andere Krippen passen in die schon erwähnten Wurzelstöcke und Baumpilze.
Seiner Heimatgemeinde Eibelstadt hat sich Schenk in einer Krippe gewidmet, die das 1873 abgerissene alte Falltor darstellt. Eine ganz aus Holz gezimmerte Kinderkrippe ist besonders robust, so dass die Kinder mit den Figuren spielen und die Seitenwände entfernen können. Von einer Reise nach Namibia hat der Eibelstadter ganz andere Ideen mitgebracht. Die aus Stroh gebauten Hütten, in denen die Einheimischen wohnen, hat Schenk in seinen afrikanischen Krippen nachgebaut.
Die hölzernen Figuren für diese Krippen hat der 66-Jährige aus Afrika mitgebracht. Denn die Figürchen sind das einzige an seinen Krippen, das er nicht selbst baut. Hingegen macht er sich viele Gedanken über die Beleuchtung, die die Krippen in stimmungsvolles Licht taucht. Die Lämpchen versteckt Schenk auch mal unter Steinen oder bei einer der afrikanischen Krippen in einem Termitenhügel.
Walter Schenk spricht im Zusammenhang mit seiner Ausstellung absichtlich nicht von Weihnachtskrippen, denn es gibt dort noch etwas anderes zu sehen: Passionskrippen, die nicht die Weihnachts- sondern die Leidensgeschichte Jesu zeigen. Solche Krippen würden gewöhnlich zur Osterzeit aufgestellt, sagt Schenk. Eine dieser Passionskrippen schmückt ein Rosenkranz aus Kastanien – Schenk geht eben mit offenen Augen durch die Natur.
Sein neuestes Werk ist Ausdruck seiner Beschäftigung mit der Zeitgeschichte: Sie ist den Flüchtlingen gewidmet, die Krieg und Elend zu entkommen versuchen. Grundlage dieser Krippe ist eine Landkarte, die Teile Europas und des Nahen Ostens zeigt; Jerusalem mit Mauern und Raketen, eine zerstörte syrische Stadt, undurchdringliche Zäune und ein gekentertes Boot. Das Thema der Krippe: Hätte Jesus überlebt? „Denn Jesus war auch ein Flüchtling“, sagt Walter Schenk.
Zur Krippenausstellung hat sich übrigens Domkapitular Jürgen Lenssen angekündigt, der Kunstreferent der Diözese Würzburg. „Ich weiß, dass Herr Lenssen ebenfalls Krippen liebt und sammelt“, erzählt Walter Schenk. Deshalb habe er bei dessen Sekretärin angerufen, die bald darauf verkünden konnte, dass sich ihr Chef trotz engen Terminplans Zeit für die Krippenausstellung nehmen wolle. Neben den Krippen von Walter Schenk sind auch die Werke weiterer Hobbykünstler aus Eibelstadt, Geroldshausen, Zell, Sommerhausen, Theilheim und vom Bamberger Krippenbauverein zu sehen.
Die Ausstellung wird am Freitag, 2. Dezember, um 18.30 Uhr im Rathaussaal in Eibelstadt eröffnet. Zu sehen ist sie am Samstag, 3. und Sonntag, 4. Dezember sowie am Samstag, 10. und Sonntag, 11. Dezember, jeweils von 13 bis 18 Uhr.