
Bombendrohungen, antisemitische Kundgebungen: Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat auch in Deutschland Auswirkungen. Der Würzburger Peter Neumann gilt als einer der renommiertesten Experten für Terrorismus und Radikalisierung. Die Konfrontation mit Israel sei aus muslimischer Sicht die Mutter aller Konflikte, sagt Neumann. Im Interview erklärt der Politikwissenschaftler und Publizist, wie gewaltbereite Islamisten den Konflikt zwischen Israel und der Hamas für sich nutzen könnten. Und für wie konkret er die Terrorgefahr hält.
Peter Neumann: Beides, denn Terror kann Teil von Krieg sein. Der Krieg zeigt sich daran, dass die Israelis eine Bodenoffensive vorbereiten. Der Krieg hat aber mit dem Terrorismus der Hamas angefangen.
Neumann: Dschihadisten, also gewaltbereite Islamisten, waren seit 2018 wenig aktiv. Erstens, weil Sicherheitsbehörden viele Netzwerke zerstört haben und viele Leute im Gefängnis sitzen. Zweitens, weil das sogenannte Kalifat des sogenannten Islamischen Staats (IS) zerschlagen wurde. Drittens, weil es damit nicht mehr viel gab, wofür man enthusiastisch kämpfen konnte. Das Phänomen ist aber niemals ganz verschwunden und Deutschland hat immer noch viele Gefährder. Und jetzt haben Dschihadisten plötzlich wieder ein Thema, an das sie andocken können, mit dem sie versuchen, für ihre Sache eine Art Momentum zu entwickeln.
Neumann: Der IS zum Beispiel hat sich kurz nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober zunächst relativ stark zurückgehalten, weil die Hamas eine andere Gruppe ist und der IS nichts direkt mit der Terroraktion zu tun hatte. Jetzt springen sie aber auf. Zuletzt gab es einige Erklärungen des IS mit der klaren Botschaft: Es geht jetzt gegen Israel. Es gibt aber noch eine andere Entwicklung.
Neumann: Die Konfrontation mit Israel ist das emotional größte Thema, das in der arabischen Welt existiert. Aus muslimischer Sicht die Mutter aller Konflikte. Das geht weit über Islamismus oder Dschihadismus hinaus. Das beschäftigt und emotionalisiert viel größere Teile der Bevölkerung und man sieht, wie das viele Leute auf die Straßen treibt und wie einseitig dieser Konflikt verstanden wird.
Neumann: Das ist der Punkt. Da sind die Dschihadisten, also Anhänger von Terrororganisationen wie El Kaida oder IS. Dann gibt es in ganz Europa Islamisten, die nicht gewalttätig sind, die vor Jahren den Terror in Europa verurteilt haben, aber durchaus Terror in Israel gegen Israel legitimieren. Das sind Leute, die jetzt sehr aktiv sind und in diesem Konflikt – auch wenn sie es nicht so explizit sagen – die Hamas unterstützen. Und darüber hinaus gibt es natürlich noch viele andere, die einfach das Gefühl haben, die Palästinenser werden unterdrückt, und deshalb auf deren Seite stehen.
Neumann: Das zeigt sich in Deutschland vor allem dort, wo es viele Jugendliche mit migrantischem Hintergrund gibt, die einfach instinktiv gegen Israel sind, weil Staat und Establishment für Israel sind. Das ist eine Art Rebellion gegen die vorherrschende Meinung, da wird das Thema als Projektionsfläche für den eigenen Hass auf die Gesellschaft genutzt. Das sind dieselben Leute, die an Silvester randaliert haben.
Neumann: Auf jeden Fall. Ich glaube, wir haben eine Situation, in der auch gewalttätige Islamisten versuchen werden, aus diesem Pool von Personen, die jetzt auf die Straße gehen, Leute zu rekrutieren. Sie treten mit der Botschaft an sie heran: Schön, dass ihr ein bisschen randaliert und ein antisemitisches Plakat hochhaltet, aber eigentlich müsstet ihr noch etwas viel Extremeres machen – denn der eigentliche Kampf ist ein anderer. Für dschihadistische Gruppen eröffnet sich gerade eine Riesenmöglichkeit, wieder neue Netzwerke aufzubauen.
Neumann: Das ist schwer zu sagen. Ich bin mir aber sicher, dass es nicht nur zu Randale kommt. Über kurz oder lang, werden wir auch wieder Anschläge sehen, die von langer Hand vorbereitet sind. Es gibt keinen Grund, warum das, was in Belgien oder Frankreich passiert ist, nicht auch in Deutschland passieren sollte.
Neumann: Langfristig ist die Antwort, dass man das Thema wieder ernster nehmen muss. In Deutschland haben wir uns eingeredet, dass Israel-Hass, dass Juden-Hass nichts mit uns zu tun hat. Aber wenn es im Nahen Osten einen Konflikt gibt, erfährt der eine Fortsetzung bei uns. Die Frage, vor der wir jetzt stehen, ist keine geringere, als die, ob Deutschland, ob die europäischen Staaten in der Lage sind, Jüdinnen und Juden zu schützen. Und das ist nichts anderes als ein Test, wie ernst wir es mit Pluralismus, Menschenrechten und Demokratie meinen. Ist Europa tatsächlich ein Platz, wo Menschen unterschiedlicher Religionen friedlich zusammenleben können? Oder sind das hohle Worte?
Neumann: Es ist wichtig, darüber zu sprechen. Ich kann mir vorstellen, dass das unglaublich kompliziert ist und ich bin nicht die Person, die Lehrern sagen kann, wie man das pädagogisch angeht. In der jetzigen Situation ist es aber auf jeden Fall wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass es auch in diesem Krieg viel Desinformation gibt. Man muss also betonen, dass man kritisch vor allem gegenüber Informationen aus dem Internet sein muss. Und wenn man sich schon über YouTube-Videos informiert, dann bitte nicht nur ein Video anschauen, sondern auch ein zweites, das von der Gegenseite gepostet wurde – dann sieht man zumindest schon mal die unterschiedlichen Interpretationen. Aber auch Quellen, die in der Zeitung stehen, sollte man hinterfragen.
Neumann: Nehmen wir die Informationen, die wir über Opfer auf palästinensischer Seite haben. Ich bezweifle nicht, dass es Opfer gibt. Aber alle Informationen dazu kommen vom palästinensischen Gesundheitsministerium im Gazastreifen, das von der Hamas kontrolliert wird. Von dort kommen keine objektiv überprüfbaren Informationen. Nehmen Sie das bombardierte Krankenhaus: Von der Regierung im Gazastreifen hieß es schnell, da seine Hunderte Kinder umgekommen. Mit den Informationen von heute kann man von ein oder zwei Dutzend Toten insgesamt ausgehen. Das ist natürlich auch schlimm, aber eben etwas anderes als die Zahl, die anfangs kolportiert und abgedruckt wurde.
Neumann: Man sollte das nicht gegeneinander aufwiegen. Antisemitismus hat verschiedene Begründungen und je nach Ereignislage werden unterschiedliche Strömungen stärker oder schwächer. Aktuell kann man sicher sagen, dass Antisemitismus vor allem aus der islamistischen und der linksextremen Szene kommt, das korreliert mit den Spannungen im Nahen Osten. Viele Linksextremisten stehen auf der Seite Palästinas. In den vergangenen Jahren kam Antisemitismus aber vor allem aus der rechtsextremen Ecke und der Querdenker-Szene. Wir müssen alle Formen bekämpfen.
Aus meiner Zeit in Beirut konnte ich viele Eindrücke mitnehmen. Ein einschneidender war, daß wir es hier in Deutschland nicht zulassen dürfen, daß wir unsere innere Sicherheit durch Gefährder, wie wir sie überflüssigerweise zuhauf hier in D haben, aufs Spiel setzen!
Diese Gefährder, die unsere Gesellschaftsordnung ebenso wie auch die der Israeliten bedrohen, holen sich ihre Motivation in, wie von Tagesschausprecher Constantin Schreiber und der zdf Sendung zoom beschriebenen Moscheen und der dort hetzenden Imame!
Dies dürfen die unter unseren Augen tun.
Wenn jetzt nicht durch umfangreiche gesetzliche Änderungen und erweiterte Befugnisse unsere Sicherheitsbehörden in die Lage versetzt werden gegen solche Imame( "schmutzigen deutsche Behörden, möge Allah sie vernichten....") und deren Unterstützer vorzugehen, sehe ich für unsere innere Sicherheit mehr als schwarz!