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Frauenland
Kreuzung Kantstraße/Ebertsklinge in Würzburg: Verbesserungen für den Radverkehr am Stadtring scheitern auch im Stadtrat
"Glaubenskrieg" - "Krampflösung" - "absoluter Humbug": Die verkehrspolitische Grundsatzdebatte endete im Stadtrat mit einem relativ knappen Votum.
Ampelsituation an der Kreuzung Kantstraße - Ebertsklinge.
Foto: Thomas Obermeier | Ampelsituation an der Kreuzung Kantstraße - Ebertsklinge.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

An der Kreuzung Ebertsklinge/Kantstraße am Stadtring Süd bleibt zumindest vorerst alles so, wie es ist: Nach dem Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) hat auch der Stadtrat die vom Baureferat vorgeschlagenen Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr mit einer relativ knappen Mehrheit von 28 zu 21 Stimmen abgelehnt.

Im Puma hatte es ein unentschiedenes Votum gegeben, deswegen hatten Grüne, Linke und ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann den Beschluss reklamiert und sich im Stadtrat Zustimmung erhofft. Daraus wurde nichts: Baumann änderte seine Meinung, und gegen die vereinten Stimmen von CSU, Freien Wählern, FDP/Bürgerforum, Würzburger Liste, AfD, Christiane Kerner (parteilos) und Udo Feldinger (SPD) hätten sich die Befürworter nach einer einstündigen verkehrspolitischen Grundsatzdebatte auch mit seiner Stimme nicht durchsetzen können. Auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg (CSU) stimmten gegen den Vorschlag der eigenen Verwaltung.

Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger sollte verbessert werden

Vorgeschlagen hatte der Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen die Wegnahme einer der beiden Abbiegespuren aus der Ebertsklinge auf den Stadtring, um an dieser Stelle der Hauptradachse 13 (Frauenland – Sanderau – Heidingsfeld) Raum für Rad-Schutzstreifen auf beiden Seiten der Einmündung zu schaffen. Außerdem sollte die Ampel-Querung über den Stadtring nördlich der Kreuzung barrierefrei ausgebaut und durch eine zusätzliche sichere Querung für Radfahrende südlich der Kreuzung ergänzt werden.

Verkehrsplaner Niklas Benz aus dem Tiefbauamt hatte den Vorschlag vor der Aussprache erläutert und darauf hingewiesen, dass damit in erster Linie die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger bei der Überquerung des Stadtrings verbessert werden soll.

Bei einem Probebetrieb im Frühjahr 2022 hat das Baureferat nach einer geringfügigen Verlängerung der Grünphase in der Ebertsklinge außerdem weitere Vorteile festgestellt: Der Durchgangsverkehr im Frauenland habe sich reduziert, und an der stark belasteten Hotspot-Kreuzung Stadtring/Rottendorfer Straße sei der Rückstau durch die um wenige Sekunden verlängerte Rotphase in der Kantstraße geringer geworden, erläuterte Benz.

OB: "Wir sollten hier keinen Glaubenskrieg führen"

Die Gegner des Projekts, für dessen Finanzierung im Radwege-Pool des Baureferats 150.000 Euro zur Verfügung stehen würden, konnte er mit seinen Argumenten nicht überzeugen. Alt-Ob Jürgen Weber sprach von einer "Krampflösung" zu Lasten des KfZ-Verkehrs, AfD-Stadtrat Ludwig Mechler von "absolutem Humbug".

Auf dem Stadtring fahren täglich rund 50.000 Kraftfahrzeuge: "Der Ring ist bereits an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. (…) Mehr Stau ist sicher nicht hilfreich", betonte der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. Die Christsozialen stimmten auch gegen den Beschlussvorschlag, weil knapper werdende Haushaltsmittel ihrer Ansicht nach besser in den Erhalt maroder Straßen als in den Umbau "funktionierender Kreuzungen" investiert werden sollen.

Die CSU argumentiere mit "gefühlten Wahrheiten", statt den vom Baureferat gelieferten Zahlen und Fakten zu vertrauen, antwortete Sandra Vorlová, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Und in dem vom Stadtrat 2019 einstimmig verabschiedeten Radentscheid "steht auch nicht drin, dass Radwege nur gebaut werden, wenn sie nichts kosten und der KfZ-Verkehr nicht beeinträchtigt wird". Unabhängig vom Zeitpunkt der Umsetzung und Finanzierung sollte zumindest der fertigen Planung zugestimmt werden, betonte Vorlová.

"Wir sollten hier keinen Glaubenskrieg führen", meinte der Oberbürgermeister. Schuchardt interpretierte die Ablehnung der Planung in namentlicher Abstimmung als Auftrag an den Fachbereich Tiefbau, sich über Alternativen für den Radverkehr an dieser Stelle Gedanken zu machen.

 
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Kommentare
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  • Dietmar Eberth
    So setzt halt jede Stadt ihre Prioritäten. Oder die einen lernen früher und die anderen später.

    https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/frankreich-fuer-suv-soll-eine-visite-in-paris-teuer-werden-id68527666.html
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  • Dominik Temming
    So, also auch beim zweiten mal eine Abfuhr. Ist jetzt genug mit dem kostspieligen Quatsch?
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  • Karl-Heinz Schulz
    Ich verstehe nicht wo das Problem für Radfahrer liegt ! Es sind Fussgänger-Ampeln vorhanden, der Steg in die Sanderau ist auch für Fussgänger vorhanden ! Es muüssen die Radfahrer nur ihr Fahrrad über den Fussgängerweg schieben, dann über den Conradisteg ! Funktioniert doch bestens
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  • Jo Schmitt
    Mir fehlen die Worte für soviel Ignoranz um nicht sprachlich unterirdisch zu werden.

    Gut, daß es eine namentliche Abstimmung dazu gab.
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