„Zum Glück war es nicht so heiß wie gemeldet“, fasste Klaus Rind, der Pilgerführer der Würzburger Wallfahrt, nach der Ankunft am Kreuzberg zusammen. „Es war zwar warm, aber wir konnten die Strecke gut laufen.“ 472 Pilger hatten sich am frühen Montagmorgen zur Messe im Neumünster eingefunden und im Anschluss den Weg zum Heiligen Berg der Franken, unter dem Leitwort „Der Weg mit Jesus ist weg zum Leben“ in Angriff genommen. 221 Frauen und 251 Männer wurden gezählt, unter ihnen 61 Erstwallfahrer.
Dass es weniger Teilnehmer sind als im vergangenen Jahr, da waren es 524 Pilgernde, führt Klaus Rind zum einen auf die in Aussicht gestellten hohen Temperaturen zurück. „Das hat den einen oder anderen vielleicht davon abgehalten mit dabei zu sein.“Anderseits sei aber auch der Termin in diesem Jahr für Berufstätige eher ungünstig. Von Montag bis Freitag sind die Würzburger Wallfahrer in diesem Jahr unterwegs, so dass gleich fünf Urlaubstage für die Teilnahme geopfert werden müssen.
Begrüßt wurden die Wallfahrer am Heiligen Berg der Franken von Pater Georg Andlinger, der mit Weihwasser beim Einzug auf den Platz vor dem Freialtar nicht sparte. Pater Martin Domogalla übernahm die Begrüßung und zollte allen Pilgern seinen Respekt, die den Marsch von Würzburg zum Kreuzberg auf sich genommen haben. Unter ihnen auch Weihbischof Ulrich Boom, der allerdings erst am zweiten Tag in Euerdorf zur Pilgerschar dazu gestoßen war.
Gleich zwei Höhepunkte hat die Wallfahrt für die Würzburger
Gleich zwei Höhepunkte habe die Wallfahrt für die Würzburger, wusste Pater Martin mitzuteilen. „Der erste ist zweifellos die Ankunft auf dem Kreuzberg und dann natürlich wenn Sie wieder zurück nach Würzburg kommen.“
Dass die Ankunft der Wallfahrer auf dem Heiligen Berg auch für die Einheimischen, Freunde und Familienangehörige der Pilger ein Ereignis ist, zeigten die vielen Zuschauer, die dem Einzug beiwohnten. Es ist schon ein faszinierender Anblick, wenn die fast 500 Wallfahrer über die Stufen von den drei Kreuzen aus nach unten ziehen. Zunächst sind nur die Fahnen zu sehen, dann folgt der farbenprächtige Zug, in dessen Mitte je das Frauen- und Männerkreuz getragen wird.
Angeführt wird die Wallfahrt natürlich von Klaus Rind, dem in diesem Jahr zwei „Auszubildende“ zur Seite standen. Claudia Lurz (Helmstadt) und Thomas Schenkel (Eßfeld) haben sich bereit erklärt, von Klaus Rind die Feinheiten der Pilgerleitung zu lernen. Das Wichtigste was sie bisher lernten: „Auf die Zeit zu achten.“ Klaus Rind hat einen minutengenauen Ablauf in der Tasche, auf dessen Einhaltung er unbedingt achtet.
Und noch etwas gab es zu beachten: „Immer schön lächeln, sonst ärgert ihr euch später über die Bilder“, gab Rind die notwendigen Anweisungen beim Abstieg vom Gipfel. Der rote Mantel, an dem der Pilgerführer schon von weitem zu erkennen ist, umwehte ihn. „In diesem Jahr habe ich den Mantel tatsächlich auch einmal auszogen und getragen“, gestand er, denn normalerweise trägt der Pilgerführer den Mantel während der kompletten Wallfahrt, doch in diesem Jahr war er etwas warm.
Tage der Glaubens- und Lebenserneuerung
86 Kilometer haben die Wallfahrer bis zum Kreuzberg zurückgelegt. Wie es sich für eine Wallfahrt gehört, wurde unterwegs Gottesdienst gefeiert, es wurde gemeinsam gebetet, gesungen, geschwiegen, Gemeinschaft und Begegnung gepflegt. Verantwortlich für die geistliche Begleitung ist, wie schon in den Vorjahren, Pater Maximilian Bauer. Eine Wallfahrt ist für ihn „kein Volkslauf mit religiösem Vorzeichen, sondern ein Gottesdienst unterwegs, Exerzitien auf der Straße.“ Es seien Tage der Glaubens- und Lebenserneuerung und damit Hilfe zu neuer Glaubens- und Lebensfreude.
Die Strecke von insgesamt 173 Kilometern von Würzburg zum Kreuzberg und wieder zurück ist für die Teilnehmer eine harte körperliche Herausforderung. Die ehrenamtlichen Helfer des Malteser Hilfsdienstes sind ständige Begleiter und sorgen für schnelle medizinische Hilfe, sollte sie notwendig werden. Bis zum Kreuzberg waren es vorwiegend Blasen an lädierten Füßen, Wespenstiche und Kreislaufprobleme, die zu behandeln waren.
„Die Wallfahrer sind vernünftig."
Für die nötige Verkehrssicherheit sorgt der Verkehrsdienst, zu dem auch Robert Bender gehört. „Keine besonderen Vorkommnisse“, konnte er am Kreuzberg melden. „Die Wallfahrer sind vernünftig. Sie nutzen den Begleitbus, wenn sie an ihre Grenzen kommen.“ An der Würzburger Wallfahrt nehmen viele ältere Pilger teil, die zum Teil schon seit vielen Jahren mit dabei sind, nun aber mit zunehmendem Alter und besonders bei schwieriger Witterung die Möglichkeit nutzen, ein Stück zu fahren.
Pater Martin wollte natürlich wissen, welche Altersspanne die Wallfahrt umfasse. Als jüngste Teilnehmerin stellte sich die zehnjährige Magdalena vor, ältester Teilnehmer ist Michael Räth mit 86 Jahren. Nach dem Segen mit dem Kreuzpartikel zogen die Wallfahrer in die Klosterkirche ein. Begleitet vom Klang der Altarschellen und der Musiker wurde „Großer Gott wir loben dich“ gesungen, ein Gänsehautmoment. Jetzt war das Ziel wirklich erreicht. Nach dem Sakramentalen Segen und dem beliebten Marienlied „Segne du Maria“ wurde Quartier bezogen und der Abend auf dem Kreuzberg genossen.
Am Mittwoch machten sich die Wallfahrer auf den Rückweg nach Würzburg, wo sie am Freitagnachmittag im Dom erwartet werden.
Aber im ernst: Respekt vor den paar ernsthaften, die bei der Witterung des ganzen Weg im Sinne der Wallfahrt gehen!!