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Würzburg
Kranzniederlegung am Mahnmal für Sinti und Roma
Als Zeichen für eine tolerante und offene Gesellschaft: Würzburg gedenkt der ermordeten Sinti und Roma.
Würzburg gedenkt der ermordeten Sinti und Roma: Kranzniederlegung durch Bürgermeister Martin Heilig am Paradeplatz in Würzburg. Im Bild von links: BM Martin Heilig, Rita Prigmore und Roberto Paskowski.
Foto: Silvia Gralla | Würzburg gedenkt der ermordeten Sinti und Roma: Kranzniederlegung durch Bürgermeister Martin Heilig am Paradeplatz in Würzburg. Im Bild von links: BM Martin Heilig, Rita Prigmore und Roberto Paskowski.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 10.02.2024 04:52 Uhr

Eine halbe Million Sinti und Roma wurden vom verbrecherischen Naziregime inhaftiert und ermordet, die letzten 4300 in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. 76 Jahre später haben Bürgermeister Martin Heilig und der stellvertretende bayerische Landesvorsitzende des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Roberto Paskowski, am Paradeplatz Kränze im Gedenken an die Opfer niedergelegt.

50 Jahre hat es nach dem Ende der verbrecherischen Naziherrschaft gedauert, bis das Mahnmal mit dem drehbaren Würfel im Jahr 2005 an der Achse zwischen Residenz und Dom aufgestellt wurde. 15 Jahre später erinnerte Martin Heilig daran, dass eine Mehrheit in der deutschen Gesellschaft Sinti und Roma weiterhin mit Gleichgültigkeit oder Ablehnung begegnen, "obwohl die meisten von ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und sie als Volksgruppe bereits seit Jahrhunderten zu Deutschland gehören".

Verschiedenheit als Bereicherung sehen

Aus Würzburg sind 30 deportierte Sinti und Roma namentlich bekannt, nur vier von ihnen haben überlebt. Die Kranzniederlegung am Sonntagvormittag, an der auch Weihbischof emeritus Helmut Bauer sowie Stadtratsmitglieder der Grünen, Linken, CSU und AfD teilnahmen, solle ein Zeichen für eine offene und tolerante Gesellschaft sein, betonte Heilig: "Eine Gesellschaft, die Verschiedenheit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sieht."

Auch die 77-jährige Sinteza Rita Prigmore sprach auf der kurzen Gedenkfeier. An ihr und ihrer Zwillingsschwester wurden vom Nazi-Arzt Wolfgang Heyde an der Würzburger Universitäts-Nervenklinik medizinische Experimente durchgeführt, die die Schwester nicht überlebte. "Ich bin nicht pessismistisch, weil ich weiß, dass wir gemeinsam die Welt verändern können, damit sie menschlicher wird", sagte Rita Prigmore.

Gleichzeitig zeigte sie sich erschüttert von den Auswirkungen der Corona-Pandemie speziell in Osteuropa. Dort seien Sinti und Roma, die häufig in Armutsvierteln ohne Zugang zu sauberem Wasser und medizinischer Versorgung leben müssen, dem Virus schutzlos ausgeliefert: "An Stelle von Hilfen durch den Staat heizen Politiker die rechtsextreme Hetze an. Mancherorts sind Roma-Siedlungen präventiv unter Quarantäne gestellt worden."

Prigmore forderte – unter anderem von Deutschland, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat – den Aufbau einer Gesellschaft, "in der Sinti, Roma und alle anderen Minderheiten nicht länger diskriminiert werden".

 
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