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Würzburg/Schweinfurt
Krankenhäuser auf der Kippe: Ohne finanzielle Hilfe drohen Millionendefizite und Insolvenzen in Unterfranken
Das Klinikum Würzburg Mitte und Unterstützer aus der Region fordern mehr Geld von der Politik. In einem offenen Brief nennen die Krankenhäuser Zahlen.
Rote Zahlen und Existenzangst: Zahlreiche Kliniken in Unterfranken rechnen für 2023 mit einem Millionendefizit (Symbolbild).
Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa | Rote Zahlen und Existenzangst: Zahlreiche Kliniken in Unterfranken rechnen für 2023 mit einem Millionendefizit (Symbolbild).
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:24 Uhr

Notruf aus den Kliniken: Durch die Pandemie und die hohe Inflation drohen Krankenhäusern in Unterfranken Millionenverluste – teils fürchten die Häuser sogar um ihre Existenz. In einem offenen Brief fordert das Klinikum Würzburg Mitte (KWM) nun dringend finanzielle Hilfen von der Politik. Unterstützt wird der Appell von elf Kliniken in der Region, dem Würzburger Bischof Franz Jung sowie den Vorständen des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg.

"Alle Kliniken leiden unter massiven finanziellen Engpässen", heißt es in dem offenen Brief, der der Redaktion vorliegt. Von den versprochenen Milliarden des Bundesgesundheitsministeriums, um höhere Energiekosten auszugleichen, käme nichts oder nur ein geringer Teil vor Ort an. Zudem hätten die Krankenhäuser weit über den Energiesektor hinaus mit Inflationsfolgen zu kämpfen. So seien beispielsweise auch die Kosten im Lohn- und Materialbereich deutlich stärker gestiegen, als die möglichen Abrechnungspreise. "Die nicht finanzierte Lücke wird immer größer."

KWM und Leopoldina-Krankenhaus rechnen mit 4,5 Millionen Euro Defizit

Konkret bedeute das beispielsweise für das KWM "eine massive Bedrohung des Betriebs". Für das vergangene Jahr rechne man "mit einem Verlust in Millionenhöhe" und für 2023 gehe man "in der Wirtschaftsplanung von rund 4,5 Millionen Euro" Minus aus. Allerdings sei das Klinikum damit kein Einzelfall, immer mehr Häuser in der Region würden in die roten Zahlen rutschen.

Wie es in dem offenen Brief heißt, planten etwa das Würzburger König-Ludwig-Haus wie auch die Main-Klinik Ochsenfurt für 2023 mit einem Defizit von jeweils 2,75 Millionen Euro oder das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt mit 4,5 Millionen Euro.

Damit spiegelt die Situation in Unterfranken die bundes- und bayernweite Lage. Bereits Ende Dezember hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft vor einer Insolvenzwelle bei Kliniken gewarnt, rund 59 Prozent rechneten demnach für 2022 mit Verlusten. Insgesamt wird für 2023 ein strukturelles Defizit der Kliniken von rund 15 Milliarden Euro erwartet.

Kliniken fordern "unkomplizierte finanzielle Unterstützung"

Ein Industrieunternehmen würde unter "diesen Bedingungen schlicht den Geschäftsbetrieb einstellen", schreiben die Vertreter der unterfränkischen Gesundheitsversorgung in ihrem Brief an die Politik. Das könne und wolle man nicht. Um eine Insolvenzwelle zu vermeiden, bräuchten die Krankenhäuser jedoch "sofortige und unkomplizierte finanzielle Unterstützung". Sollte diese ausbleiben, würden "zahlreiche Kliniken die Reformbestrebungen, die wir als durchaus zielführend erachten, gar nicht erleben – da sie vorher zahlungsunfähig sein werden".

 
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  • M. F.
    "Ein Industrieunternehmen würde unter "diesen Bedingungen schlicht den Geschäftsbetrieb einstellen". Das sollten die Kliniken einfach so machen. Sonst kappierts die Politik mit Ihren überbezahlten meist nichtskönnenden Politikern nicht.
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