
Während die Bürgerinnen und Bürger in den meisten Kommunen erst im nächsten Jahr darüber entscheiden, wer die Stadt oder Gemeinde künftig leiten wird, ist es in Theilheim schon in wenigen Tagen so weit. Am 13. April wird gewählt. Es geht um die Nachfolge für Bürgermeister Thomas Herpich, der im Januar überraschend gestorben ist.
Karoline Ruf (CSU) ist als langjähriges Gemeinderatsmitglied und zweite Bürgermeisterin für Herpich eingesprungen und hat Ende letzten Jahres die Amtsgeschäfte übernommen. Die 37-Jährige will die Gemeinde nun auch in der kommenden Wahlperiode führen. Sie ist Grundschullehrerin, verheiratet und hat zwei Töchter. Ihr Konkurrent Maximilian Mödl ist 25 Jahre alt und sitzt seit fünf Jahren im Gemeinderat. Er ist gelernter Kaufmann und arbeitet im Vertrieb eines IT-Startups. Als einziger FDPler hatte er sich zuletzt der Fraktion SPD/Parteifreie Bürger angeschlossen. Im Doppel-Interview positionieren sich Ruf und Mödl zu den wichtigen kommunalpolitischen Themen und erklären, was sie für die Gemeinde erreichen wollen.
Maximilian Mödl: Wir witzeln immer so ein bisschen über den „Charme der zweiten Reihe“, den Theilheim hat. Es ist total behütet und ruhig, man ist aber auch schnell in der Stadt. Zu der Bürgermeisterkandidatur kam es, weil aus der älteren Generation niemand bereit dafür war. Da kam bei mir der Impuls auf, dass es dann wohl die jüngere Generation in die Hand nehmen muss.
Karoline Ruf: Ich war schon immer im Ort sehr präsent, ob beim Weinbauverein, in der KJG oder beim Turnen und die Leute kommen auf mich zu, wenn es irgendwo ein Problem gibt. Deshalb war für mich jetzt klar: Ich bin eh schon im Gemeinderat, ich war eh schon Stellvertretung. Ich möchte die Verantwortung für den ganzen Ort auch in Zukunft übernehmen.
Nach dem Kita-Großprojekt ist die Kasse klamm, da etwa 3,8 Millionen Euro von der Gemeinde zu finanzieren sind. Für Investitionen ist kein Geld frei. Wie kommt Theilheim da wieder raus?
Ruf: Es war klar, dass wir für das Thema Kindergarten Geld in die Hand nehmen müssen. Ich bin sicher, wir werden uns in den nächsten Jahren konsolidieren. Wir können haushalten und haben vorher auch nie schlecht dagestanden. Wir müssen jetzt die Gewerbetreibenden unterstützen, damit sie vor Ort bleiben und schauen, dass wir Fördertöpfe anzapfen.
Mödl: Ich sehe das ähnlich. Ich bin einfach froh, dass der Kindergarten jetzt steht. Unser Spielraum für Projekte, die über die Pflichtaufgaben hinausgehen, ist sehr geschrumpft. Wir müssten schauen, ob wir im Verwaltungshaushalt einsparen können. Das Thema Verwaltungsgemeinschaft steht da im Raum. Außerdem sollten wir dringend darüber nachdenken, den hauptamtlichen Bürgermeister wieder abzuschaffen. Das würde knapp 60.000 Euro pro Jahr sparen.

Mödl: Ich glaube, Theilheim hat bisher gezeigt, dass es auch im Ehrenamt funktioniert. Wir kratzen an den 2500 Einwohnern, da sprechen wir von einer Aufwandsentschädigung von 4800 Euro. Davon ist ein Drittel komplett steuerfrei. Ich finde es schwierig, so zu tun, als wäre das kein Einkommen, von dem man sehr gut leben könnte. Von einem Bürgermeister – egal ob ehrenamtlich oder hauptamtlich – erwarte ich, dass er es nicht bei 40 Wochenstunden belässt, sondern im Zweifelsfall eher 50 oder 60 leistet. Ich denke, das gehört in dem Amt dazu.
Ruf: Da haben wir schon die Argumente, warum es die richtige Entscheidung ist, es jetzt endlich einen Hauptamtlichen machen zu lassen. In welchem Beruf kann ich denn bei 50 Stunden Ehrenamt nebenbei noch meinen Job machen? Ich bin Lehrerin und darf meine Stunden gerade nur reduzieren, weil meine Kinder zwei und drei sind. Sobald sie älter sind, muss ich meine Pflichtstunden machen. Ich möchte die Ansprechperson im Ort sein, die – soweit es geht - 24/7 für die Bürger da ist. Und nicht die Hälfte der Termine verpassen. Außerdem zahlt ein ehrenamtlicher Bürgermeister nicht in die Rentenkasse ein und hat auch keinen Anspruch auf Krankengeld. Das kann ein riesiges Problem werden.
Mödl: Das wird eine enorme Herausforderung. Aber die Feuerwehr ist – genau wie der Kindergarten – eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Deswegen müssen wir das in den nächsten sieben Jahren definitiv hinbekommen und schauen, wie wir alternative Finanztöpfe aufmachen können. Wir haben gleichzeitig noch das Thema mit zwei Sportplätzen, die beide in einem mehr oder weniger guten Zustand sind. Der Vorsitzende des Jugendfußballs hat vorgeschlagen, einen Fußballplatz anständig zu machen und für den anderen den Pachtvertrag aufzulösen. Da könnte man sich überlegen, ob man dort zusätzliche Baugebiete ausweist, deren Verkauf wieder Geld in die Gemeindekasse spült. Da greifen also einige große Themen ineinander.
Ruf: Wir brauchen logischerweise eine funktionierende Feuerwehr. Wir versuchen schon im alten Feuerwehrhaus, das so hinzubekommen, dass es erstmal weitergehen kann. Vielleicht wäre ein Feuerwehrhaus in Containerbauweise eine Lösung. Da muss man sich eben informieren, wo man einsparen kann. Und man muss mit den Menschen reden. Dann finden sich Wege.

Ruf: Unser Wasser- und Kanalnetz fliegt uns jeden Tag um die Ohren. Wir haben ständig Wasserrohrbrüche und Bürger, die nicht einmal genug Wasserdruck haben, um zu duschen. Da ist unser Bauhof dran. Wir wissen, dass wir im Jahr so und so viele Straßen aufmachen müssen, weil unsere Rohre veraltet sind. Und wir haben vor, am Gieshügel an einen zweiten Druckbehälter angeschlossen zu werden, sodass wir aus zwei verschiedenen Standorten Wasser im Ort bekommen. Aber ich habe die Befürchtung, dass unser Netz aktuell diesem Druck gar nicht standhalten kann.
Mödl: Was mir ein riesiges Anliegen wäre, ist die Lebensmittelversorgung. Viele im Ort sagen, so ein Laden wäre doch super. Wir werden wohl in nächster Zeit keinen Supermarkt hierher bekommen. Ich bin auf die sogenannten "Regiomaten" gestoßen. Ich denke, es könnte eine schnelle Lösung sein, auf einen Aufsteller von solchen Nahversorgungsautomaten zuzugehen.
Ruf: Ich verstehe nicht ganz, warum man diese Idee nicht jetzt schon einbringt. Im Bauausschuss war ich die einzige Fürsprecherin für mehr Automaten. So einfach ist es manchmal nicht.
Ruf: Ich wünsche mir, dass unser Ort für alle Generationen attraktiv bleibt und noch lebenswerter wird. Es ist mir wichtig, dass man mit Rollstuhl oder Kinderwagen im Ort zurechtkommt und zum Beispiel unsere Spielplätze barrierefrei sind. Mir ist es ein Anliegen, dass unser Innenort das Zentrum bleibt und leerstehende Gebäude mit Leben gefüllt werden. Mir sind auch die kleinen Sachen wichtig. Dass die Schule mit einem schlüssigen Ganztagskonzept ausgestattet wird. Dass die Gemeinde Dinge initiiert. Ich habe uns jetzt angemeldet für den Kultursommer, damit im Bürgerpark regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Das alles kann die Gemeinde.
Mödl: Das sehe ich auch so, dass Theilheim für alle Generationen lebenswert bleiben soll. Ich habe erst kürzlich von einer jungen Familie gehört, dass sie zeitnah Theilheim verlassen wird, weil sie hier keinen Bauplatz und keine Immobilie gefunden hat. Ich finde, das ist ein Armutszeugnis. Städtebauförderung wäre daher für mich ein Fokus. Wir haben leerstehende Höfe im Ortskern, viele davon in Gemeindebesitz, für die wir noch keine richtige Verwendung haben. Das müssen wir ändern.
Die Gemeinde kostet die Hauptamtlichkeit nun deutlich mehr. Geld, das anscheinend gar nicht vorhanden ist. Man hört, das müsse über Kredite finanziert werden. Dabei liegt die Pro-Kopf-Verschuldung dank luxuriösem Kindergartenbau, ein Prestigeprojekt, für das sich Frau Ruf außergewöhnlich engagiert hat, schon jetzt bei deutlich über 2000 Euro.
Dann kann sie sehr wohl zeitweise frei gestellt werden für die ehrenamtliche Bürgermeister-Tätigkeit:
Auszug aus § 11 Bayerische Urlaubsverordnung für Beamte:
"Zur Ausübung anderer ehrenamtlicher Tätigkeiten im öffentlichen Leben kann Beamten, soweit sie dafür keine Vergütung (Anm. Die Entschädigung ist keine Vergütung in diesem Sinne) erhalten und die Angelegenheiten nicht außerhalb der Arbeitszeit, gegebenenfalls nach deren Verlegung, erledigt werden können, die erforderliche Freistellung unter Fortgewährung der Leistungen des Dienstherrn gewährt werden. In jedem Fall muss die ordnungsgemäße Erledigung der Dienstgeschäfte gewährleistet sein. Wenn Beamte wegen der ehrenamtlichen Betätigung regelmäßig mehr als fünf Stunden wöchentlich dem Dienst fernbleiben müssen, kann nur Sonderurlaub gemäß § 13 gewährt werden"
Außerdem können Lehrer mit Kindern JEDERZEIT teilzeitbeschäftigt sein.
Und davon dass Frau Ruf behauptet, sie könnte dann nicht teilzeit arbeiten.
Letzteres ist unwahr, mindestens bis die Kinder 18 sind.