Als vor 17 Jahren seine tote Freundin Simone Strobel in Lismore gefunden wurde, ging es Tobias M. mit den Ermittlung nicht schnell genug. Er beschimpfte die australische Polizei vor laufender Kamera als "Kindergarten-Cops", die nicht eifrig genug nach dem Mörder suchen. Vergangene Woche hat die Polizei Tobias M. verhaftet: Kommen nun Beweise auf den Tisch? Am Mittwoch soll sich vor Gericht in Sydney zeigen, ob der des Mordes beschuldigte Ex-Freund der damals 25-Jährigen aus Rieden (Lkr. Würzburg) im Gefängnis bleibt oder gegen Kaution freikommt.
Ankläger mit Freilassung gegen Kaution nicht einverstanden
Die australische Nachrichtenagentur AAP geht davon aus, dass die Ankläger einer Freilassung gegen Kaution widersprechen. Ihr Argument: mögliche Fluchtgefahr, denn Tobias M. hatte bereits 2005 nach dem Tod Simones Australien verlassen – und sich geweigert, 2007 zur Aufklärung des Todes seiner langjährigen Freundin zurückzukommen. Erst 2012 kehrte er nach seiner Hochzeit in Unterfranken wieder zurück nach Australien und lebt seitdem in Perth.
Der Fall soll nach Lismore überwiesen werden, wo Simone tot aufgefunden wurde. Dort, rund 200 Kilometer südlich von Brisbane im Osten Australiens, steht nach Informationen dieser Redaktion bereits ein Gerichtstermin zur Anklage gegen Tobias M. am 28. September fest. Aber mit einem Prozess rechnet die erfahrene Gerichtsreporterin Candace Sutton aufgrund der Überlastung der Gerichte erst in der zweiten Jahreshälfte 2023.
Polizeichef Tanner sagt: "Unsere Beweise sind gut genug"
"Unsere Beweise sind gut genug, um damit vor Gericht zu gehen", sagt Polizeichef Scott Tanner in Lismore. Welcher Art die "Überfülle an Informationen" ist, von der am vergangenen Donnerstag bei einer Pressekonferenz die Rede war, bleibt zunächst Tanners Geheimnis. Diese Redaktion hat in Lismore nachgefragt: Lässt sich ein Haar, das seinerzeit unweit der Fundstelle von Simones Leiche gefunden wurde, nun mit neuen DNA-Untersuchungen eindeutig einem Verdächtigen zuordnen, der bestreitet, dort je gewesen zu sein? Oder beweisen dies jetzt (mit neuen wissenschaftlichen Methoden) jene winzige Zellspuren, die Spurensicherer an den abgerissenen Palmenblättern fanden, mit denen Simones Leiche zugedeckt wurde? Auf konkrete Nachfrage dieser Redaktion blockte die australische Polizeisprecherin Susan Thompson ab: Weil der Fall jetzt vor Gericht gehe, sei es nicht erlaubt, sich über Details zu äußern.
Laut dem Fernsehsender "9news" bat Tobias' Anwältin Vivian Evans um eine Entscheidung über die Festsetzung einer Kaution in Sydney, sobald die finanziellen Voraussetzungen von Angehörigen des Festgenommenen aus Perth geklärt seien. Dort lebt Tobias M. mit der Tochter eines vermögenden Zahnarztes, die gerade ihr drittes Kind von ihm erwartet.
Ob das Geld für die Kaution erneut von seinem Schwiegervater gestellt wird? Dieser hatte den Vater seiner Enkel bereits 2014 im Verleumdungs-Prozess gegen die Autorin Virginia Peters unterstützt. Ihr Buch "Haben Sie Simone gesehen?" nährte mit vielen Fakten aus persönlichen Gesprächen (auch mit Tobias M.) den Verdacht, er sei für ihren Tod verantwortlich. Doch nach drei Jahren aussichtslosem Streit stellte der Schwiegervater seine Finanzhilfe ein. Das Gericht entschied zugunsten der Autorin, die jetzt auch als Zeugin benannt ist.
In Würzburg wundert man sich über das Vorgehen der australischen Ermittler
Die Australier haben vor laufender Kamera auch die Festnahme der beiden anderen Reisebegleiter Simones gefordert, Kumpel Jens M. und Kathrin S., die Schwester von Tobias. Laut einem Profiler soll eine der beiden Personen beim Verstecken von Simones Leiche geholfen haben. Aber auf Nachfrage zucken Staatsanwaltschaft und Polizei in Würzburg nur hilflos mit den Schultern. Dass man in Australien vor laufenden Kameras eine beabsichtigte Verhaftung in Deutschland ankündigt, bevor man Maßnahmen ergreift, hält man in Würzburg für eine ungewöhnliche Vorgehensweise.
Bis Montag lagen weder ein Antrag auf Auslieferung vor, noch Fakten, die eine rechtliche Beurteilung erlauben würden. Dies wäre aber rechtsstaatliche Grundlage für einen Haftbefehl gegen Deutsche auf Initiative eines anderen Landes, erklärte der Würzburger Staatsanwalt Thorsten Seebach, Leiter der hiesigen Ermittlungen.
Unvorstellbar diese Ungewissheit, all die Jahre.
Die jetzige Frau ist zwar mit dem dritten gemeinsamen Kind hochschwanger, aber einfühlsames Verhalten war ja auch gegenüber Simone und deren Familie absolut nicht sein Ding.