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Würzburg
Kommentar zur Grundschulreform: Statt Religion sollte ein Fach für alle eingeführt werden
Ist es noch zeitgemäß, Kinder getrennt nach Religionen zu unterrichten? Nein, findet die Autorin und hat stattdessen einen anderen Vorschlag.
Die bayerische Staatsregierung will die Fächer  Mathe und Deutsch stärken, dies aber zu Lasten kreativer Fächer wie Kunst oder Musik. Religion aber soll nicht angetastet werden. 
Foto: dpa/Friso Gentsch | Die bayerische Staatsregierung will die Fächer  Mathe und Deutsch stärken, dies aber zu Lasten kreativer Fächer wie Kunst oder Musik. Religion aber soll nicht angetastet werden. 
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 12.03.2024 02:56 Uhr

Religionsunterricht stärke "Herz, Geist und Charakter", ließ der christsoziale Ministerpräsident Markus Söder vergangene Woche verlauten. Schon zuvor setzte er ans Ende einer ausufernden Diskussion ein Machtwort: "Bei Religion wird nicht gekürzt." Reli bleibt, wie's is', basta. Heißt: drei Stunden Religion pro Woche für die Dritt- und Viertklässler in Deutschlands zweit-katholischstem Bundesland (nur im Saarland leben mehr Katholiken). Ist das sinnvoll?

Bevor man darüber debattiert, wie viel Religionsunterricht ein achtjähriger kleiner Bayer braucht, muss eine andere Frage gestellt werden: Ist es noch zeitgemäß, Kinder getrennt nach Religionen zu unterrichten? Die Antwort ist klar: Nein. Die Religionslandschaft ist differenzierter geworden. Längst nicht mehr lassen sich Schulklassen fein säuberlich aufteilen in "die Evangelischen" und "die Katholischen" ohne dass ein – immer größerer – Rest sowieso in den Ethikunterricht muss. Immer weniger Kinder werden getauft, durch Zuwanderung gehören verschiedene Glaubensansätze schon lange zum Alltag in deutschen Schulklassen.

Kinder sollen Diskursfähigkeit lernen 

Warum also nicht ein Fach für alle? Ein Unterricht gestaltet von Menschen, die sich mit Theologie auskennen – aber auch mit Philosophie oder Soziologie. Keine Pfarrer, Pastoralreferenten und Diakone, die aus den angestaubten Bistümern und Pfarreien des Freistaats in die Klassenzimmer entsandt werden, sondern Pädagoginnen und Pädagogen, die mit Kindern über verschiedene Weltanschauungsmöglichkeiten sprechen.

Ein Unterricht, in dem Kinder lernen, über das zu sprechen, was sie selbst, was ihre Familien glauben, nach welchen Werten sie leben – und sie befähigt, denen zuzuhören, die etwas anderes glauben. Kinder müssen Diskursfähigkeit lernen, denn die Welt wird sich nicht zurückdrehen. Auch nicht in Bayern. Neugierde, Offenheit und die Fähigkeit, mitzureden und zuzuhören - das ist es, was Herz, Geist und Charakter erst so richtig stark macht. Und das zu lernen, darf dann auch gerne drei Stunden die Woche einnehmen.

 
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Kommentare
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  • Matthias Braun
    Die Kinder hätten ja kein Problem damit,wenn sie konfessionsübergreifend unterrichtet würden. Den zum Teil konservativen Eltern, Politikern und Geistlichen treibt dieses Thema Schweißperlen auf die Stirn.
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  • Frank Widmaier
    Erschreckend welcher Hass und Missgunst hier in den Kommentaren verbreitet werden. Religionsunterricht ist in meinen Augen nötifger denn je. Dort werden in meinen Augen mit den Geschichten aus der Bibel den Kindern, Regeln und Gesellschaft beigebracht. Etwas, was scheinbar in einigen Elternhäusern nicht mehr der Fall ist. Für einen moralischen, ethischen Kompass ist das in meinen Augen unerlässlich. Schon zu meiner Schulzeit habe ich nicht verstanden, warum es 3 Fächer gibt. Aber gut - zu meiner Zeit wurde da wohl auch mehr Wert auf den Unterschied gelegt. Bei mir am Ort wurde schon immer auf Ökumene Wert gelegt. Von daher sehe ich es als essentuell an, den Kindern Wertvorstellungen beizubringen. Mein Sohn hat ja auch schon n kleines Bibelbilderbuch.... Gut.. er mag die Fahrzeuge und Tierbücher lieber - aber er bringt auch das Buch an zum darin blättern
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  • Gregor Ziems
    Etwa wie die herzzereisende Geschichte als Gott alle Menschen bis auf Noah und seine Familie auf der Erde getötet hat?
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  • Steffen Cyran
    Glauben Sie im Ernst, daß ein paar Stunden Religion die Defizite in der Erziehung im Elternhaus wettmachen?
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  • Gregor Ziems
    Welche christlichen Werte vertritt eigentlich Markus Söder? Bei jeder sich bietenden Gelegenheit tritt er diese vermeintlichen Werte mit Füßen. Das einzige was ihm wichtig ist ist seine Macht und Position. Nach all den Skandalen der CSU der letzten Jahrzehnte von Maskendeals über Schmiergeld Zahlungen dürfte jedem die scheiheiligkeit dieser Debatte klar sein.
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  • Christa Bullmann
    Religion ist ein nutzloses Fach. Ich finde es sehr störend, dass unsere Kinder bereits einer Gehirnwäsche unterzogen werden und Religion wird hier auch meines Erachtens überbewertet.

    Man sollte die Zeit lieber in andere Fächer wie Deutsch oder Mathematik stecken. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin zwar katholisch, aber jetzt auch kein großer Befürworter des katholischen, bzw. christlichen Glaubens.

    Mein Ratschlag, Religionsunterricht abschaffen und dafür lieber mehr Zeit in Deutsch, Mathematik oder Englisch investieren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Johannes Bullmann, MPA
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  • Peter Bartosch
    Aber all die christlichen Feiertage werden gerne angenommen. Und wenn ich sehe wie viele Weihnachten feiern 81% der Bevölkerung, dann frage ich mich warum man dann aber gleichzeitig auf Religionsunterricht verzichten soll. Diese Debatte ist irgendwie scheinheilig.
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  • Steffen Cyran
    Ach je, da ist es wieder, das alte Stammtisch Argument mit den Feiertagen...
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  • Andreas Graf
    ja was will man denn machen?
    die "christlichen" feiertage sind ja gesetzliche feiertage, da muss ich mich doch daran halten.

    dann müsste sich halt die politik mal damit beschäftigen und diese feiertage abschaffen, die wirtschaft würde sich freuen, und die wahren gläubigen können sich an den entsprechenden terminen urlaub nehmen.

    und ob weihnachten jetzt gefeiert wird weil vor 2000 jahren ein kindlein geboren wurde oder weil es ein so schönes event ist, ist eine ganz andere frage.
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  • Irmgard Engert
    Ich finde einen Satz extrem entlarvend: "Keine Pfarrer, Pastoralreferenten und Diakone, die AUS DEN ANGESTAUBTEN BISTÜMERN UND PFARREIEN des Freistaats in die Klassenzimmer entsandt werden". Bei dieser Wortwahl ist klar, woher der Wind weht! Ich würde der Verfasserin dieses Kommentars, die so großspurig "Diskussionsfähigkeit" und Toleranz fordert, sich mal selbst an die eigene Nase zu fassen!
    Genau das, was sie fordert, lebt sie nämlich leider nicht vor!
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  • Steffen Cyran
    Der ganze (schulische) Religionunterricht gehört abgeschafft.

    Sollen sich doch die jeweiligen Glaubensgemeinschaften darum kümmern und Unterricht anbieten. Gibts bei den Muslimen auch: z.B. jeden zweiten Samstag Koranunterricht.
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  • Ruth Pietsch
    Lasst uns doch wenigstens ein wenig unserer Kultur übrig und redet nicht immer alles schlecht nur weil es nicht in euren verschobenen Zeitgeist passt.
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  • Klaus B. Fiederling
    finde auch, dass man in Religion auch noch andere Religionen etwas den Kindern näher bringen kann. Klar, vor 45 Jahren sah der Reliunterricht noch anders aus, einseitiges Weltanschauungsbild, oftmals Sprüchle auswendig lernen müssen, was auch nicht verkehrt war, aber gut, wenn man wie Islam oder Judentum auch mal durchleuchtet, damit unsere Kinder auch von fremden Kulturen unterrichtet werden und das geht halt nur mal im Fach "Religionslehre" und nicht in deutsch oder sonst was. Man müsste halt mehr Lehrer zur Verfügung haben, damit auch alle Fächer unterrichtet werden können. Lehrermangel ist heute ein großes Problem in allen Schulen. es wäre gut, wenn evtl. wieder ältere Lehrer als Teilzeitkräfte eingestellt werden würden. Klar keine über 75 aber 65-70jährige könnten den Kindern auch viel eigene Lebenserfahrung beibringen.
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  • Reinhard Stahl
    Vielleicht wäre es besser wenn man sich wieder einmal auf die christlichen Tugenden besinnt und die Werte die früher im Religionsunterricht gelehrt wurden ernsthaft lebt.Im Islamunterricht wird sicher auch nicht auf die Werte der Katholiken oder Evangelischen Christen eingegangen und weltoffen diskutiert.Ich verstehe nicht das die ganze Welt nur noch alles in Frage stellt und diese links grüne oder von mir aus "woke" Meinung vertritt. Unser Land wurde nach dem Krieg auch aufgrund der christlichen Werte zu dem was es bis vor kurzem noch war.
    geschrieben von Markus Stahl
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  • Lutz Saubert
    Danke, dem kann ich mich nur anschließen.
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  • Matthias Braun
    Falscher Ansatz, die Erde hat sich in den letzten 100 Jahren weiter gedreht und ist nicht stehen geblieben. Die Menschen haben sich auch weiter entwickelt. Nächstenliebe Toleranz gegenseitiges Verständnis sind wichtiger denn je. Ein gemeinsamer Reli Unterricht ist eine gute Sache um die gegenseitige Wertschätzung auszubauen und mögliche Vorurteile abzubauen.
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  • Dietmar Eberth
    Unwahrscheinlich das Religionsunterricht das leisten kann. Dafür sind Eltern und die Gesellschaft verantwortlich die das Vorleben - insbesondere bei ihren Reden - müssen.
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  • Matthias Braun
    Der Reli Unterricht soll das nicht leisten,er soll nur dazu beitragen. Die gesamte Grsellschaft muss dazu beitragen und Schule ist Teil der Gesellschaft wie Familie auch. Ein gemeinsamer Reli Unterricht ist daher ein guter Beitrag.
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  • Dietmar Eberth
    "gemeinsamer Reli Unterricht"

    Dann meinen Sie eigentlich Ethikunterricht
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  • Peter Bartosch
    "Ich verstehe nicht das die ganze Welt nur noch alles in Frage stellt und diese links grüne oder von mir aus "woke" Meinung vertritt. Unser Land wurde nach dem Krieg auch aufgrund der christlichen Werte zu dem was es bis vor kurzem noch war."

    Wahre Worte. Dieser Meinung kann ich mich vollumfänglich anschließen.
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