Die Lage ist ernst, die Pandemie verlangt Anstrengung und Verzicht. Aber bitte mit Maß, und vor allem mit Ziel. Die Ausgangssperre taugt nicht als Heilsbringer, sie zielt viel zu unscharf. Was nun bundesweit geplant ist, gilt in Bayern schon seit Monaten. Erst ab 21 Uhr, seit Mitte Februar ab 22 Uhr: Bei einer Inzidenz über 100 heißt es drinnen bleiben.
Die Ausgangssperre ist als Instrument zu pauschal
Betroffen sind die meisten Landkreise, bewirkt hat die drastische Maßnahme offenbar nichts. Bayern liegt bei den Infektionen deutlich über dem Bundesschnitt. Und dafür diese Freiheitsbeschränkung, dieser massive Grundrechtseingriff? Nein, die Ausgangssperre ist nicht verhältnismäßig.
Kellertreffen oder Corona-Partys sind rücksichtslos und zu ahnden – aber die Ausnahme. Deshalb pauschal alle Bürger ab 22 Uhr einsperren? Wege kappen, weil irgendwo etwas Verbotenes geschehen könnte? Das ist in einem Rechtsstaat übergriffig. Selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestages zweifelt die Rechtmäßigkeit an.
Die andere Meinung:
Kein Spaziergang mehr mit dem Partner, selbst wenn beide geimpft sind. Den Besuch bei Eltern oder Freund nur abbrechen, um rechtzeitig daheim zu sein. Schon virologisch ist das Nonsens. Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Schon gar nicht, wenn dessen Wirkung diffus und wissenschaftlich umstritten ist.
Die Ausgangssperre könnte sogar kontraproduktiv sein: Man verabredet sich einfach früher, oder illegale Treffen werden gleich nach drinnen verlagert – dorthin, wo Studien zufolge 99 Prozent aller Infektionen stattfinden. Praktisch gegen Null geht das Risiko laut Aerosolforschern dagegen im Freien. Das Volk muss an die frische Luft! Nicht eingesperrt aufs Sofa.
Aber die Politik klammert sich an die Ausgangssperre, um Handlungsfähigkeit und Stärke zu demonstrieren. Symbolpolitik ist das. Die Leute sollen merken, wie dramatisch die Situation ist. Und klar: Die Pandemie lässt sich nur gemeinsam überwinden, man muss die Bevölkerung mitnehmen. Ihr pauschal mit Misstrauen zu begegnen, hilft dabei nicht. Damit sich Menschen nicht abwenden, braucht es Maßnahmen, die plausibel sind und sachlich begründet. Die Ausgangssperre zählt nicht dazu.
Traurige Realität nach 15 Monaten Corona.
Was solidarischen und eigenverantwortliches Handeln anbelangt mussten wir alle ja leider feststellen, dass dies nur ein frommer Wunsch ist.
Damit Sie es auch verstehen.
Es geht nicht um den Spaziergänger um 23.00 Uhr sondern um die 20 - 30 jährigen die sich irgendwo illegal verabreden. Die laufen / fahren nicht schon um 20.00 los sondern erst später.
Darum gehört eine Ausgangsbeschränkung ab spätestens 20.00 Uhr eingeführt und ein richtiger Lockdown für die nächsten 4- 6 Wochen.
Dann hätten wir was vom Sommer mit Urlaub, Biergarten usw.
Das was jetzt beschlossen werden soll bis 24.00 Uhr Spazierengehen kann man vergessen.
Das nutzen die Unvernünftigen wieder als Schlupfloch.
Das ein richtiger Lockdown mit harten Ausgangsbeschränkungen etwas bringt sieht man zb. in Portugal.
> richtiger Lockdown für die nächsten 4- 6 Wochen.
Ihr Anmerkungen bezüglich einer strikten Ausganggsperre und eines "richtigen" Lockdowns halte ich ob des von Ihnen vermuteten Ergebnisses für eine reine Wunschvorstellung. Sie blendet meines Ermessens die Realität der Verbreitungswege vollständig aus. Um eine Verbreitung hinreichen sicher zu unterbinden müßten Sie "Grenzen dichtmachen", was sich so einfach gar nicht darstellen lassen dürfte, wollte man nicht auf Menschen schießen ...
Ich halte es - aus wissenschaftlicher Sicht - für viel wichtiger die potentielle Rolle von Ansteckungen über Heranwachsende (als Symptomlose z. Bsp.) und arbeitsbedingte Kontakte, gerade in Räumen, viel ernster zu nehmen. Entsprechende Studien sind mir bis dato noch nicht in hinreichendem Umfang bekannt.
Wie ist hier die aktuelle Informationslage, werte MAINPOST? Das wäre doch einen Hintergrundartikel wert ...
Die treffen sich trotz der Ausgangssperre .... wo ein Wille, da ein Weg
Aber keiner von den Menschen, die diese Argumente vorbringen, erklärt uns, mit welchen zielgerichteten und angemessenen Maßnahmen man die Pandemie kontrollieren könnte.
Niemand hat je behautet, die Ausgangssperre wäre ein Heilsbringer – insofern ist es gröbster polemischer Unfug, diese Aussage erst in den Raum zu stellen, um sie dann selbst anzugreifen. Frei nach Rolf Miller: „Diese Diskussion ist so sinnvoll wie ein Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt.“
Die Ausgangssperre ist ein Mittel unter vielen, die in ihrer Gesamtheit hoffentlich genügend Wirkung zeigen, um einer weiteren Beschleunigung der Ausbreitung entgegenzuwirken.
Dieses dauernde Geheule über die schlimmen, schlimmen Maßnahmen finde ich noch lästiger als die Pandemie und die Maßnahmen selbst.
Hirn an, Maske auf, Kontakte reduzieren. Dann bräuchten wir diese zusätzlichen Maßnahmen auch nicht ...
wir haben ein bisschen andere Verhältnisse als letztes Jahr insofern, als den aktuellen Zahlen zufolge ca. 80 - 90% aller Infektionen in Deutschland auf die "infektiösere" Variante B.1.1.7 zurückgehen. Das heißt JEDER VERMIEDENE KONTAKT zählt, um die Verbreitung zu verlangsamen. Das wird umso wichtiger, weil jede stattgefundene Infektion die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass auch noch eine Variante "entsteht", der man mit dem aktuellen Impfstoff nicht mehr (richtig) beikommt (eine - B.1.525 - soll es sogar schon geben; arbeiten wir daran, dass die sich nicht auch noch verbreitet!).
Statt sich also über die Ausgangssperre aufzumänteln, schiene es mir mehr als angebracht, sich selber bei allen nicht wirklich erforderlichen Schritten vor die Wohnungstür weiter einzuschränken.
Eine Exponentialfunktion (mit der man das Infektions-Geschehen mathematisch beschreiben könnte) fängt (täuschend) langsam an, aber wenn sie erstmal in Fahrt kommt, wird es haarig!
Ich bin ja mein ganzen Leben lang bisher noch nie gestorben. Daher ist es extrem unwahrscheinlich das ich jemals sterben werde. Ist ja bisher auch nicht passiert.
(War das genug Ironie?)
wenn Sie die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen für richtig halten - nur zu. Schaden dürften sie jedenfalls eher nicht.
Das Dumme am eigenen Risiko ist halt, dass die Beschäftigten auf den Intensivstationen schon jetzt zumindest nahe am Anschlag arbeiten; weiterer Nachschub an Patienten bedeutet dann, dass diese nicht mehr die erforderliche Behandlung erhalten und das Sterberisiko sprunghaft steigt. Leider halt nicht nur für diejenigen, die keine Gelegenheit ausgelassen zu haben, sich die Viecher einzufangen, sondern auch für diejenigen, die es bei ihrer Arbeit zwangsweise mit Unvorsichtigen zu tun bekommen (Arbeitskollegen, Angestellte von Geschäften, Postboten etc.). Ich halte es für ein Gebot der Solidarität, meine Mitmenschen so wenig wie möglich zu gefährden und frage mich gelegentlich, ob es vielleicht Leute gibt, die zwar vmtl. nicht immun gegen das Virus sind, deren Ego aber jedenfalls immun gegen derlei Gedankengänge.
Ich befürchte es wird zu einem Dauerlockdown kommen wenn die Vorgaben so bleiben, denn wenn die Massentesterei so weitergeht sind wir von einer Inzidenz von unter 100 meilenweit entfernt. In Wü gibt es mittlerweile weit über 50 Möglichkeiten sich testen zu lassen. Wenn pro Teststelle täglich nur 2 Leute positiv getestet werden sind wir schon bei 100. Bei aktuell noch 79 Millionen Bürger die noch nicht positiv waren kann das noch lange dauern bis alle durch sind.
Und falls jemand nun angibt dass wir ja dann bald alle geimpft sind, erinnere ich an die Worte des Pfizer CEO dass eine Impfung eventuell jedes Jahr nötig sein könnte. Na dann ...