
Es geht auf den Wahlkampf zu. In der jüngsten Sitzung des Röttinger Stadtrats waren die Vorboten unüberhörbar. Nachdem im Stadtrat lange Zeit Konsens über die Festspiele zu herrschen schien, und die jährliche Belastung für die Stadt stillschweigend akzeptiert wurde, hat Hartmut Eichinger das Fass wieder aufgemacht und scheint damit bei den Röttingern punkten zu wollen, die auch nach 35 Jahren noch immer mit dem sommerlichen Theaterbetrieb zu fremdeln scheinen. Es riecht nach Populismus.
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Warum eigentlich? Ohne den alljährlichen achtwöchigen Theaterbetrieb, der im Schnitt der letzten Jahre über 13 000 Zuschauer anzog, wäre das kleine Städtchen ein unbedeutender Fleck auf der Landkarte, der gegen demografischen Wandel kämpft und vergeblich um Aufmerksamkeit ringt. Zum Glück für das gesamte Umland kann sich Röttingen seine Festspiele leisten. Aber auch die finanzielle Potenz der Stadt hängt eng mit dem "weichen Standortfaktor" Kultur zusammen.
Wenn man, was bei kulturellen Angeboten ohnehin nicht funktioniert, eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen würde, müsste man das Geld in Rechnung stellen, das die Festspielgäste (und Schauspieler) in Röttingen lassen, sei es in den Gaststätten, bei den Winzern oder in den Herbergsbetrieben. Was nicht nachzurechnen ist, ist das Engagement, das die Festspiele bei den unzähligen ehrenamtlichen Helfern entfachen. Insofern stiften die Festspiele Gemeinschaft unter den Bürgern. Die unzeitige Diskussion über den Fortbestand erweist dieser Gemeinschaft einen Bärendienst.