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WÜRZBURG
Infrastruktur: Was in Unterfranken noch besser sein könnte
Breitbandausbau auf dem Lande       -  Glasfaserkabel garantieren ein schnelles Internet. Der Breitbandausbau in Unterfranken geht einigen Unternehmen allerdings noch nicht weit genug.
Foto: Guido Kirchner, dpa | Glasfaserkabel garantieren ein schnelles Internet. Der Breitbandausbau in Unterfranken geht einigen Unternehmen allerdings noch nicht weit genug.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:35 Uhr

Breitband, Energieversorgung, Verkehr: Unterfranken ist bei solchen wesentlichen Elementen der Infrastruktur gut aufgestellt. Doch es gibt insbesondere auf dem flachen Land noch Lücken, die gerade Unternehmen wehtun. Das zeigte am Montag ein Kongress in Würzburg, zu dem die arbeitgebernahe Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) eingeladen hatte.

Unternehmerin: Von Breitband keine Spur

Verena Müller-Drilling hat fast jeden Tag mit jenen Lücken zu tun. Die Geschäftsführerin der Müller Feinblechbautechnik GmbH in Frammersbach (Lkr. Main-Spessart) berichtete, dass in ihrem Ort von einer schnellen Internetanbindung nicht die Rede sein könne. „Letzte Woche zum Beispiel hat meine Buchhaltung vier Stunden lang versucht, die Löhne zu überweisen“ – das Online-Banking habe wegen der schlappen Datenübertragung so gut wie nicht funktioniert.

Müller-Drilling geht die Sache nun selber an: Statt auf Telekom oder Staat zu warten, investiere ihr Unternehmen nun selbst in Glasfaser. Sie hoffe, in absehbarer Zeit dann eine Übertragungsrate von 100 statt bisher 16 Megabit pro Sekunde zu haben.

Bürgermeister: Telekom will oft nicht

Jene Lücken im Breitbandausbau sieht auch Josef Mend, der Bürgermeister von Iphofen bei Kitzingen. Er will erfahren haben, dass die Telekom gerade in kleinen Dörfern nicht zum Ausbau bereit sei, weil es sich für sie nicht lohne. Hinzu komme, dass viele Baufirmen ausgelastet seien – es fehlten also schlicht und einfach Bauarbeiter fürs Verlegen der Kabel. „Ich würde ja gerne aufrüsten – ich kann aber nicht“, klagte Mend.

Brachte der vbw-Kongress hier zwar keine Lösungen, so zeigte er immerhin weitere Themen mit Handlungsbedarf. Öffentlicher Nahverkehr etwa: In einer Umfrage hat die vbw nach eigenen Angaben herausgefunden, dass lediglich 27 Prozent der Unternehmen in Unterfranken das Bus- und Bahnangebot in der Region gut bis sehr gut finden. Der entsprechende Wert für Bayern liege deutlich höher.

Lehrlinge ohne Auto: Keine Chance

Auch in dieser Hinsicht hat die Frammersbacher Unternehmerin Verena Müller-Drilling leidvolle Erfahrungen gemacht. Sei es sowieso schon schwierig, Lehrlinge zu finden, so komme das Thema Führerschein hinzu. Denn bei Ausbildungsbeginn seien ihre Azubis 15 oder 16 Jahre alt. Mangels Lizenz zum Autofahren, müssten die Lehrlinge also auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen – im abgelegenen Frammersbach eine hohe Hürde. So hat Müller-Drilling nach eigener Aussage schon Absagen von jungen Leuten bekommen: Sie seien stattdessen zu anderen Firmen gegangen, „weil sie einfach besser dorthin kommen“.

vbw: Straßen müssen ausgebaut werden

In eine ähnliche Kerbe schlug Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog: Wenn Menschen in ländlichen Gegenden bleiben sollen, dann müsse mehr Geld in den Öffentlichen Nahverkehr gesteckt werden. Der Staatssekretär Gerhard Eck vom bayerischen Innenministerium betonte, dass der Freistaat heuer 100 Millionen Euro in den Straßenausbau in Unterfranken stecke.

Das passt in die Forderung der vbw, den Ausbau der Fernstraßen in der Region – darunter B26n und B469 – voranzutreiben. 78 Prozent der unterfränkischen Unternehmer wollten, dass für diesen Ausbau mehr Geld ausgegeben werde, sagte vbw-Bezirksvorsitzender Wolfgang Fieber unter Berufung auf eine Studie seiner Organisation.

 
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Kommentare
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  • I. F.
    Was hat denn nun...

    … die Feststellung "...dann müsse mehr Geld in den Öffentlichen Nahverkehr gesteckt werden" mit der Antwort "... dass der Freistaat heuer 100 Millionen Euro in den Straßenausbau in Unterfranken stecke" vom Herrn Eck zu tun?

    Es lässt sich herauslesen der ÖPNV wieder stiefmütterlich behandelt wird.

    MfG
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